Betreff: Kirchenarroganz in Stuttgart
Von: Alfred Tittmann
Datum: Tue, 21 Nov 2006 15:42:56 +0100

  

HLV INFO 121/AT

21-11-2006


Kirchenarroganz pur -
Fortsetzung der „Tempelreinigung“ ist erforderlich!!!

 

Zum nachfolgenden unglaublichen Vorgang bleibt nur festzustellen,

dass die Heuchelei einiger Kirchenvertreter unverändert fortgeführt

wird. Wieder einmal erhalten wir die Bestätigung, dass einige
Kirchenrepräsentanten keinen Bezug zur Basis haben und von
der Wahrnehmung der Schöpfung weit entfernt sind.

 

Wen wundern da die Kirchenaustritte aus Protest?

 

Die „Tempelreinigung“ hat ihr Ziel scheinbar noch nicht erreicht -

sie muß fortgesetzt werden!

 

HLV Redaktion

Alfred Tittmann

 

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Volker Hartenstein, MdL a.D. 21-11-06

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Sehr geehrter Herr Hartenstein,

hier gebe ich Ihnen eine Mail in Sachen "Kirche verharmlost Gefahren des
Mobilfunks" weiter.

Bitte beachten Sie die anhängende pdf-Datei.

Viele Grüße

Jürgen Groschupp
Vorstandsmitglied u. Sprecher
Mobilfunk Bürgerforum e.V.
www.mobilfunk-buergerforum.de
info@mobilfunk-buergerforum.de
Tel. zentral: 0700 - 288 00 288
Fax zentral: 012120 - 248 703
Geschäftsstelle:
D-71315 Waiblingen, Postfach 2029

 

 

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Bürgerinitiative gegen den Mobilfunkmasten Bismarckstraße 57 Stuttgart-West

www.der-mast-muss-weg.de info@der-mast-muss-weg.de

Kontakt: Peter Hensinger Tel. 0711-63 81 08

Stuttgart, den 19.11.2006

 

An die

Verantwortlichen des Evangelischen Kirchenfernsehens

Evangelisches Medienhaus GmbH

Redaktion Kirchenfernsehen.de

Augustenstraße 124

70197 Stuttgart

 

Erklärung der Bürgerinitiative zur Sendung des Kirchenfernsehens im November 2006 :

„Strahlung Mobilfunkanlagen – die Ängste der Menschen“

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

wir nehmen direkt Bezug auf die von Ihnen produzierte und bundesweit ausgestrahlte 30 –

minütige Sendung, weil wir uns als Bürgerinitiative der Bismarckstraße direkt angesprochen

fühlen. „Wir wollen aufklären“, so stellen Sie sich in der Einleitung vor. Sie haben

wissentlich oder zufällig das Adverb „sachlich“ nicht ausgesprochen. Unter sachlicher

Aufklärung verstehen auch Sie sicher etwas anderes. Aussprüche der Beteiligten in der

Sendung wie „der Mast ist ein Problem der Ästhetik - spüren Sie noch nichts – Placeboeffecte

– rabiate Ärzte – bei Mobilfunkinitiativen sind 50-60% Raucher“ sind weder neutral noch der

Aufklärung dienlich. Sie dienen lediglich dazu, die eigene Hilflosigkeit gegenüber den

Problemen zu verschleiern und durch Polemik und Populismus zu ersetzen. Solche Primitiv-

Argumentationen hätte man von Vertretern der Kirche und Wissenschaft nicht erwartet. Die

Sendung verharmlost unverantwortlich die Auswirkungen der Mobilfunktechnologie und

diffamiert die Bürgerinitiativen als Urheber und Auslöser der Ängste der Menschen. So

harmlos wie Sie es darstellen, kann die Mobilfunkstrahlung nicht sein, wenn die EKD davon

warnt, UMTS-Masten auf Kirchengebäuden zuzulassen, und die badische Landeskirche von

der Aufstellung abrät. Dazu verfälscht die Sendung in vielen Punkten die Tatsachen. Darüber

sind wir empört. Auch die kurzfristige Ausladung des Vertreters der Bürgerinitiativen, Herrn

Groschupp, spricht nicht für den gewünschten Dialog, sondern für eine Rechtfertigung über

die Köpfe der Menschen hinweg. Diesen Dialog bieten wir Ihnen weiter an und fordern Sie zu

einer öffentlichen Diskussion auf.

 

Zur Sache selbst:

1. Die Sendung bezieht sich auf die Situation in unserem Stadtteil und unserer Gemeinde, der

Paulusgemeinde in Stuttgart. Dort wurde am 7.Juli 2006 auf dem Dach des Seniorenhauses

der evangelischen Kirchengemeinde Stuttgart ein 12-teiliger Sendemast errichtet. Dagegen

gründete sich am 24.7. eine Bürgerinitiative. Der 1. Pfarrer der Paulusgemeinde, Kurt Wolff,

tritt in der Sendung als Repräsentant der Kirche auf. Er war auf der Gründungsversammlung

der Bürgerinitiative am 24.7.2006 anwesend , ist in unserem Info-Verteiler und wird laufend

über unsere Arbeit und Veröffentlichungen informiert. Er ist aber seither nicht mehr mit uns

in Kontakt getreten und hat auf unseren Brief an die Paulusgemeinde vom 17.8.2006 nicht

geantwortet.

* In der Sendung behauptet Pfarrer Wolff, die Bewohnerinnen des kirchlichen Seniorenwohnhauses seien am wenigsten beunruhigt. Er unterschlägt, dass vor 6 Jahren alle Bewohner

 

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des Hauses sich mit ihrer Unterschrift gegen die Aufstellung der Mobilfunkantenne ausgesprochen haben. Am 8.8.2006 haben zwölf Bewohnerinnen in einer schriftlich hinterlegten Rede ihre Angst und Empörung über die Aufstellung des Mastes zum Ausdruck gebracht und sich beklagt, dass sie bis dato von der Paulusgemeinde ignoriert wurden (s. Info 2 der BI).

* Herr Wolff nimmt nicht dazu Stellung, dass die in der Sendung interviewte Familie Tewes

auf Grund dieses Mastes auf dem Kirchengebäude und der hohen Strahlenbelastung, der sie

ausgesetzt ist, aus ihrer Eigentumswohnung geflüchtet ist.

* Pfarrer Wolff erwähnt nicht, dass die Kirche sich weigerte, Messungen zur Strahlenbelastung im Seniorenwohnhaus und auf den Balkonen der angrenzenden, sich im Hauptstrahl befindenden Häuser durchzuführen. Gemessen wurde nur an den Stellen, die der Kirche wichtig waren: im Kirchturm im Eingangsbereich, vor dem Kirchturm und im Hof des

Kindergartens.

 

* Pfarrer Wolff erweckt den Eindruck, als würde die Bürgerinitiative aus Unwissenheit

handeln und Ängste schüren. Er verschweigt, dass die Inititiative ihm eine Reihe wissenschaftlicher Untersuchungen und ausführlicher Briefe zukommen ließ, in denen die Gründe für ihre Arbeit detailliert belegt werden (s. Briefe an den Landesbischof July, Brief an die Paulusgemeinde, Briefe an OB Schuster).

 

* Pfarrer Wolff begründet die Unruhe und Ängste in der Bevölkerung mit Unwissenheit, der

Angst vor dem Unbekannten, der Arbeit der Bürgerinitiative und dem psychologischen

Placeboeffekt. Wir verwahren uns gegen diese Unterstellungen, die den Bürger für unmündig

erklären und nicht ernst nehmen. Er macht die Opfer zu Tätern: Ursache der Ängste ist für ihn

die Bürgerintiative und nicht die Mobilfunkstrahlung. Wir fragen Pfarrer Wolff: sind die

vielen in Bayern neben Sendemasten erkrankten Rinder Opfer einer Bürgerinitiative

(s.Bundestagsdrucksache 15/1403, S.24)?

 

2. Der eingeladene Professor Rodemann aus Tübingen ist Strahlenbiologe und wiederholt

ständig, es gäbe keine Hinweise auf Gesundheitsgefährdungen. Dies ist falsch.

* So behauptet Prof. Rodemann in der Sendung, dass die Salford-Studie (Gehirnschädigungen) methodische Schwächen habe und nur deshalb zu diesen Ergebnissen gekommen sei.

Das entspricht nicht den Tatsachen. Bereits im Jahr 2000 verfasste das ECOLOG-Institut für

T-Mobile die Studie „Mobilfunk und Gesundheit – Bewertung des wissenschaftlichen

Erkenntnisstandes unter dem Gesichtspunkt des vorsorgenden Gesundheitsschutzes“ und

bewertet 7 weitere Studien zur Blut-Hirn-Schranke als „positiv“ (Anhang B, S.11 ff). Diese

Studien „zu den Wirkungen der Hochfrequenzstrahlung auf das Zentrale Nervensystem

werden von der Mehrzahl der wissenschaftlichen Kommissionen als vergleichsweise

aussagekräftig bewertet“, so das ECOLOG-Institut 2006 und es bewertet sie als „konsistente

Hinweise“ auf Gesundheitsgefahren (EMF-Handbuch 2-15,2-12). Es ist eine unlautere

Methode, diese Erkenntnisse seiner Fachkollegen zu ignorieren.

* Prof. Rodemann unterschlägt, dass eine der weltweit bedeutendsten Studien zu genotoxischen Effekten, die Reflex-Studie, inzwischen reproduziert wurde. Prof. Adlkofer schreibt im Oktober 2006 dazu :“Unsere neuen Forschungsergebnisse belegen jedoch erneut und unzweifelhaft, dass hochfrequente elektromagnetische Felder weit unterhalb des

gegenwärtigen Grenzwertes die Gene in isolierten menschlichen Zellen schädigen können.“

(Prof. Franz Adlkofer: Stellungnahme zur Darstellung der REFLEX-Studie in der

Bundestagsdrucksache 16/1791).

* Prof. Rodemann behauptet weiter, dass Bundesregierung und Netzbetreiber an den

wichtigsten Fragen weiterforschen. In seiner Position muss er wissen, dass Forschungen mit

hoher Priorität und von großer Bedeutung für die Vorsorge auf Druck der Netzbetreiber

gestrichen werden mussten (siehe dazu Rede von BfS Präsident König vom 28.4.2005).

 

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* Prof. Rodemann gibt vor, alles sei sicher. Dies widerspricht selbst den Erklärungen der

Bundesregierung. In der Bundestagsdrucksache 15/1403 wird ausführlich auf die wachsende

Anzahl von Studien hingewiesen, die vor den Risiken der EMF-Strahlung warnen. Dies steht

besonders für UMTS-Masten in völligem Gegensatz zum Regierungsbericht vom 6.6.2006,

der aussagt: „Belastbare Untersuchungen zur tatsächlichen Immission in der Umgebung von

UMTS-Basisstationen stehen derzeit noch aus.“ (S.7, Bundestagsdrucksache 16/1791) Es

steht im Widerspruch zu den Leitlinien Strahlenschutz des Bundesamtes für Strahlenschutz

(BfS), in denen vor der „unkontrollierte(n) Strahlenexposition“ der Bevölkerung gewarnt und

in der auf die Möglichkeit der Krebspromotion, besonders bei Kindern und Jugendlichen,

hingewiesen wird.

Diese Verharmlosungen sind angesichts der Bedrohung der Volksgesundheit durch die

Totalbestrahlung unverantwortlich und lassen eine wissenschaftliche Sorgfaltspflicht

vermissen.

 

Die Krönung bildet der Schluss der Sendung : alle drei Diskutanten sehen in den

Mobilfunkmasten in erster Linie ein ästhetisches Problem !

 

3. Die Einseitigkeit und Oberflächlichkeit der Sendung legt den Schluss nahe, dass hier nur eine Pro-Mobilfunk-Meinung gebildet werden sollte, um die nicht wenigen Mobilfunkmasten auf Kirchengebäuden zu rechtfertigen.

 

Die offensichtliche Verharmlosung des Themas soll kritische Gemeindemitglieder beruhigen.

 

Dies ist wohl auch der Grund dafür, dass die Moderatorin Herrn Dr.Markus Gerum wegen seiner mobilfunkkritischen Aussagen als „rabiaten Arzt“ diffamiert, dass kein Vertreter unserer Bürgerinitiative zur Sendung eingeladen und Herr Groschupp vom Mobilfunk Bürgerforum Baden-Württemberg kurz vor der Sendung ohne Begründung ausgeladen wurde.

Die steht im Gegensatz zu unserer konstruktiven Zusammenarbeit mit der Redakteurin. In der Vorbereitung der Sendung haben wir ihr Interviewpartner und Bildaufnahmen vermittelt, unsere Sammlung wissenschaftlicher Studien und weiteres Material zur Verfügung gestellt.

 

Von der Bürgerinitiative und ihrer Argumentation ist in der Sendung nicht mehr die Rede. (Alle angeführten Dokumente können auf unserer Homepage www.der-mast-muss-weg.de eingesehen oder heruntergeladen werden)