Betreff: Dr. Bergmann an Bremer Ärztekammer |
Von: Alfred Tittmann |
Datum: Wed, 30 May 2007 19:24:57 +0200 |
30-05-2007
29-05-2007
Liebe Freundinnen und Freunde,
im Anhang ein weiteres Schreiben von mir an die
Bremer Ärztekammer mit einem Ergänzungsbief.
Viele Grüße aus Freiburg
Wolf Bergmann
Herrn Dr. med. Klaus Dieter
Wurche
Präsident der Ärztekammer
Bremen
Postfach 10 77 29
Freiburg, den 30.05.2007
Schreiben der Hauptgeschäftsführerin
Frau PD Dr. jur. Delbanco
Sehr geehrter Herr
Kollege Wurcher,
auf mein Schreiben
an Sie hat mir die Hauptgeschäftsführerin der Ärztekammer geantwortet.
Vielen Dank, dass Sie dieses Schreiben veranlaßt haben. Und vielen Dank
an Frau Dr. Delbanco für ihre Stellungnahme.
Ich wende mich erneut direkt an Sie als Ärztevertreter und
Ärztekammer-präsidenten.
Frau Dr. Delbanco weist darauf hin, dass u.a. Referenten aus dem
Bundesamt für Strahlenschutz, dem Forschungszentrum Jülich und der
Universität München vorgesehen sind. Außerdem habe der Veranstalter die
geforderte Erklärung zur Produkt- und Firmenneutralität abgegeben. Vor
diesem Hintergrund gebe es keine Handhabe, die beantragte
Anerkennung als Fortbildungsveranstaltung zu verweigern.
Mir ist klar, dass formaljuristisch alles korrekt abgewickelt
wird. Mir ist aber genau so klar, dass Fragen des ärztlichen Eides, der
ärztlichen Verantwortung und der Frage von ärztlicher Vorsorge versus
Inkaufnahme von Gesundheitsschäden durch verharmlosende Darstellung
einer kritischen Technologie bei einer ärztlichen Fortbildung nicht
formaljuristisch geklärt werden können.
Hier ist meines Erachtens nach eine genuine ärztliche
Stellungnahme dringend notwendig und das diffenrenzierte
eigenverantwortliche Hingucken.
Die Teilnahme von Vertretern des
Bundesamtes für Strahlenschutz ist noch keine Garantie dafür, dass sich
deren Positionen von denen des Informationszentrums Mobilfunk IZMF
unterscheiden. Wie Sie wissen, kann das BfS nur solche Forschungen
durchführen, denen die Mobilfunkindustrie zustimmt, die sie hälftig
finanziert.
Ebenso ist offensichtlich, dass das IZMF
keine Referenten engagiert, die die reichlich vorhandenen
wissenschaftlichen und empirischen Belege für die Schädigung durch
Mobilfunkfrequenzen vertreten.
Dass die Firmen- und Produktneutralität
gewahrt bleibt, kann jeder Veranstalter unbesehen unterschreiben. Damit
braucht er auf die Vertretung der ihm genehmen Interessen und
Forschungen keineswegs zu verzichten und kann alle ungenehmen
Forschungen außen vorlassen.
Eine Handhabe zu einer ärztlichen
Entscheidung in bezug auf Fortbildungspunkte kann sich dann ergeben,
wenn der Inhalt der Fortbildung aus ärztlicher Verantwortung heraus und
im Sinne der Vorsorge kritisch betrachtet wird.
Wenn es auf einer derartigen Veranstaltung
bei den Aussagen bleibt: - es gäbe keine wissenschaftlichen
Erkenntnisse und Beweise für die gesundheitsschädliche Wirkung von
Mikrowellenfrequenzen, - die Grenzwerte
seien geeignet, vor Gesundheitsgefahren zu schützen - und es müsse erst
noch geforscht werden – dann ist das m.E. ein sicheres Kriterium dafür,
dass ein großer Teil seriöser kritischer wissenschaftlicher Forschung
und empirischer Beobachtung negiert wird und der Gesundheitsschutz und
das Vorsorgeprinzip auf der Strecke bleiben.
Das zu verhindern, erfordert allerdings
eine ärztliche Stellungnahme.
Ich glaube, wir Ärztinnen und Ärzte dürfen uns in derartig
wichtigen gesundheitlichen Fragen nicht hinter formaljuristische
Argumente zurückziehen. Wir sind uns selbst und unseren Patienten eine
andere Haltung schuldig. Und die ist nicht deligierbar.
Vielleicht ist es für Sie eine
Möglichkeit, die Fortbildungspunkte nur unter dem Vorbehalt zu
vergeben, dass in gleicher Zahl und Zeit mobilfunkkritische Referenten
zu Wort kommen, damit sich die Teilnehmer ein eigenes differenziertes
Bild machen können.
In diesem Sinne möchte ich Sie
erneut sehr dringlich bitten, sich als Arzt der Angelegenheit
anzunehmen und eine ärztliche Entscheidung herbeizuführen.
An einer Antwort von Ihnen ist mir sehr gelegen.
Mit freundlichen Grüßen
Herrn Dr.
med.
Klaus
Dieter Wurcher
Freiburg, den 30.05.2007
Ergänzung zu meinem Brief vom 28.5.07.
Sehr geehrter Herr
Kollege Wurcher,
ich habe erst heute davon Kenntnis erhalten, dass es sich bei
dem Workshop „Mobilfunk reale Gefahr oder irreale Diskussion“
keineswegs um eine Ärztefortbildung handelt.
Vielmehr geht es in meinen Augen um eine großangelegte, sehr gut
organisierte Propagandaveranstaltung, die sich an Vertreter der
Kommunen, politische Entscheidungsträger und u.a. an Ärzte wendet. In
Baden-Württemberg hat es bereits derartige Veranstaltungen für Lokalredakteure und Kommunalpolitiker gegeben.
Die Einseitigkeit dieser Veranstaltungen war mehr als offensichtlich.
Als Begründung für die Durchführung dieser Veranstaltung wird
angegeben, die kontroverse Diskussion sei z.T. emotionsgeladen.
Und nun kommt das IZMF daher und läßt erklären, was real und was
irreal ist.
In meinen Augen gibt es angesichts dieser
Lage keinerlei Handhabe für
die Ärztekammer, dafür 6 Fortbildungspunkte zu gewähren.
Bitte beziehen Sie jetzt eine reale ärztliche Position.
Mit freundlichen Grüßen