Tinnitus-Fragebogen: Ergebnisse

Jährlich kommt es bei 10 Millionen Deutschen inzwischen zu einem Tinnitus

 

Ergebnisse einer Fragebogenaktion an 110 HNO-Patienten mit Ohrgeräuschen, Allergien, Nervenkrankheiten, Epilepsie, psychiatrische Erkrankungen (für Details bitte hier anklicken)

 

Nachricht von Gerd Ernst Zesar

 

Von Prof. inv. Dr. med. H. J. Wilhelm HNO-Facharzt

Stimm- und Sprachstörungen

Sportmedizin

Stellvertretender Präsident d. Gesundheitsforum Rhein-Main e. V.

 

Der im Januar 2002 vom Sozialministerium Hessen veröffentlichte Gesundheitsbericht stellt unter anderem fest, dass in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme bei Allergien und Nervenkrankheiten zu verzeichnen ist. So hat die Zahl der Epilepsiebehandlungen seit 1993 um die Hälfte zugenommen, ebenso die Zahl der psychiatrischen Behandlung um 30 %. Die ist ebenfalls ein Phänomen, dass wir im Hals-Nasen-Ohren-Bereich bei jungen Menschen beobachten, die in den letzten Jahren zunehmend mit Ohrgeräuschen zur Behandlung in den Facharztpraxen erscheinen. Nach einer Erhebung der Deutschen Tinnitusliga 1998 leiden ca. 3 Millionen Erwachsene an einem chronischen Ohrgeräusch. Jährlich kommt es bei 10 Millionen Deutschen zu einem Tinnitus (Neuerkrankungen), bei dem ca. 340.000 in eine chronische Form übergehen. 37 % dieser Patienten fühlen sich im persönlichen Bereich beeinträchtigt. 9 % machen sich darüber beträchtliche Sorgen. Das sind Zahlen, die PD Dr. Goebel 2002 in seinem Artikel „Psychische Aspekte des chronisch-komplexen Tinnitus“ veröffentlicht hat.

 

Das es sich bei den über Ohrgeräusche klagenden Patienten um immer jüngere Patienten handelt, denen kein Lärmtrauma zuzuordnen ist, müssen wir uns Gedanken machen, woher diese neue Beeinflussung in den letzten Jahren kommt. Dies hat dazu geführt, in einer großen Hals, Nasen, Ohren-Praxis mit Therapieschwerpunkt akuter/chronischer Tinnitus eine Fragebogenaktion eine Fragebogenaktion zu starten.

 

Hintergrund dieser Fragestellung war, ob möglicherweise Handys, schnurlose Telefone zuhause bzw. Mobilfunksendemasten (Basisstation) möglicherweise eine Rolle spielen.

 

Von den befragten 110 Patienten gaben 49 % einen Tinnitus rechts als auch links an. Auffällig war, dass 68 % von diesen in der Nähe (sichtbar) von Mobilfunkantennen bzw. Starkstrommasten wohnen, 32 % sowohl mit Handy als auch mit einem schnurlosen Telefon Zuhause telefonieren. Nur 20 % der Befragten telefoniert nicht mit einem Handy oder einem schnurlosen Telefon. Von diesen 110 Patienten klagten 38 % nach dem telefonieren mit einem Handy bzw. schnurlosen Telefon über ein warmes Ohr, ein dumpfes Gefühl im Kopf, Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit. Bei den meisten befindet sich die Ladestation für Handy – Schnurlostelefon (DECT) im Wohnzimmer bzw. Flur, bei 13 % im Schlafzimmer. Des weiteren wurden die Patienten angehalten versuchsweise über eine Woche sowohl Handy als auch das schnurlose Telefon auszuschalten. Hierbei zeigte sich, dass 40 % der Patienten, die diesen Versuch unternommen haben, der Tinnitus leiser bzw. subjektiv nicht mehr als störend empfunden wurde. Das heißt, für diese Zeit konnte auf weitere therapeutische Maßnahmen verzichtet werden.

 

Hier sehen wir medizinisch sicherlich Zusammenhänge, nicht nur zwischen den Telefoniergewohnheiten, sondern auch, dass Mobilfunksendeanlagen sowie tragbare schnurlose Telefone nach dem DECT-Standard eine Beeinflussung der Lebensqualität bedeuten können. ....

 

Bei dieser hohen Anzahl  an Neuerkrankungen pro Jahr stellt dies sicherlich auch einen Wirtschaftsfaktor im Gesundheitswesen dar, der nicht zu unterschätzen ist.  Vergessen sollte man auch nicht, dass es bei den 8 Millionen Schwerhörigen in der Bundesrepublik und größtenteils Hörgeräte-versorgten Menschen in der Nähe von Basisstationen zu erheblichen Rückkoppelung und Störung im Hörgerät kommen kann.

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