Mikrowelle im Kopf!

 

Wie gefährlich ist Handystrahlung?

 

Brüssel erlässt "strenge Grenzwerte" für Mobiltelefone. Hersteller müssen Strahlungswerte veröffentlichen.

Europaweit gültige Sicherheitsnorm
Wie gefährlich ist Handystrahlung? Die Frage, die Vieltelefonierer schon lange bewegt, ist jetzt auch in Brüssel Thema. Ergebnis: Der Ministerrat, die EU-Kommisson und das Europäische Komitee für elektrotechnische Normung (CENELEC) haben eine europaweit gültige Sicherheitsnorm beschlossen.

 

Strenge Grenzwerte
"Strenge Grenzwerte" sollen die Verbraucher vor übermäßiger elektromagnetischer Strahlung schützen. Ob und wie die vom Handy ausgehende Strahlung auf den Körper wirkt, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt. Das liegt an der Individualität des Menschen: "Von 100 mit Handys bestrahlten Menschen reagieren 70 gar nicht, und die verbleibenden 30 reagieren alle anders", sagt der Lübecker Medizinphysiker Lebrecht von Klitzing. "Schlechte Vorraussetzungen für eine Studie."

Strahlungswerte müssen bekannt gegeben werden
Bis zu einer endgültigen Klärung des Risikos kann es also noch dauern. Bis dahin bleibt der Trost, dass die Handyhersteller künftig verpflichtet sind, die Strahlungswerte ihrer Geräte bekannt zu geben, und dass diese Werte derzeit im Schnitt 50 Prozent unter den von der Kommission festgelegten zwei Watt pro Kilogramm liegen.

Die von der EU beauftragten Wissenschaftler wollen allerdings die Ungefährlichkeit einer solchen Menge nicht bestätigen: "Elektromagnetische Felder stellen eine potenzielle Gefahr dar", schreiben sie in ihrem Bericht und bezweifeln die Seriosität der bisherigen Messmethoden. Handybenutzern geben sie folgenden Rat: "Telefonieren sie nur, wenn es unbedingt nötig ist, dann im Freien und ziehen sie immer die Antenne raus!"

 

Mikrowelle im Kopf

Medizinphysiker Lebrecht von Klitzing über Handystrahlung

 

"Handystrahlung beeinflusst den Körper – so wie jedes elektronische Gerät!" Interview mit dem Lübecker Medizinphysiker Dr. Lebrecht von Klitzing.

Herr Dr. Klitzing, welche Gefahren gehen von Handystrahlen aus?
Die Handystrahlung ist genauso gefährlich wie die von anderen elektronischen Geräten. Nur halten wir das Handy direkt am Ohr. Die Strahlen können somit direkt auf das empfindliche Gehirn und die Augen wirken.

Wie wirken die Strahlungen auf den menschlichen Organismus?
Sie beeinflussen das zentrale Nervensystem, das zum Beispiel den Herzschlag reguliert. Es ist, als ob man andauerndem Stress ausgesetzt ist. Neue Forschungen haben belegt, dass auch kurzzeitige Emissionen von der Intensität, wie sie beim Telefonieren mit dem Handy entsteht, die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke erhöhen. Somit können hirnschädigende Substanzen ins Gehirn gelangen.

Welche Krankheiten können die Strahlen auslösen?
Das ist ganz unterschiedlich. Die Wirkungen reichen von Schlaf-und Konzentrationsstörungen über zunehmende Nervosität und Aggressivität bis zu Kopfschmerzen und Ohrensausen. Inwieweit Strahlungen Tumore auslösen, ist noch nicht genügend erforscht. Allerdings lässt sich eindeutig belegen, dass in der Umgebung von Sendestationen die Leukämieerkrankungen zunehmen.

Sind Kinder besonders gefährdet?
Eindeutig ja. Kinder haben noch kein voll entwickeltes Immunsystem. Im Bereich von Basisstationen wurde festgestellt, dass das Blutbild Anomalien aufweist. Die roten Blutkörperchen sind bei den betroffenen Kindern nicht ausgereift, es wird zu wenig Sauerstoff produziert. Sobald die Kinder aus die gefährdeten Bereiche verlassen, normalisiert sich das Blutbild. Nicht reversibel sind andere Schädigungen des Immunsystems: Kinder, die besonders stark elektrischen Feldern ausgesetzt sind, werden immer empfindlicher reagieren.

Warum ist es so schwierig, einen Grenzwert festzulegen?
Das ist es nicht. Nur wurden bisherige Untersuchungen zumeist von der Industrie gesponsert. Das Interesse war also groß, die Gefahren und Auswirkungen der Strahlungen herunterzuspielen und die Grenzwerte möglichst hoch anzusetzen. Ich meine, bereits gewonnene Erfahrungswerte rechtfertigen einen wesentlich niedrigeren Grenzwert als etwa den von der EU vorgeschlagenen. Leider missachtet die Politik systematisch die Hinweise von Ärzten.

Was fordern Sie?
Es muss endlich eine neutrale Forschungskommission eingerichtet werden, die sich kritisch mit den Gefahren durch Elektrostrahlung auseinander setzt. Die meisten Gefährdungen durch Strahlen können technisch leicht gelöst werden.

Wie kann sich jeder gegen die Strahlung schützen?
So wenig und so kurz wie möglich telefonieren. Die Strahlenbelastung ist am geringsten, wenn Sie einen guten Empfang haben - draußen oder im obersten Stockwerk. Von einem langen Telefonat in der Tiefgarage ist dagegen abzuraten. Freisprechanlagen sind nur bedingt zu empfehlen, da die Kabel ihr eigenes Elektrofeld haben.

Wo lauern weitere Strahlengefährdungen?
Eine größere Strahlenbelastung als von ihrem Handy geht von den schnurlosen Haustelefonen nach DECT-Standard aus, diese senden ununterbrochen. Ersetzten Sie es durch ein analoges schnurloses Telefon. Verbannen Sie den Radiowecker aus ihrem Schlafzimmer. Lassen Sie so wenig Geräte wie möglich auf Stand-by-Empfang. Erkunden Sie Ihr Umfeld. Auch Geräte aus der Nachbarwohnung können Sie nachhaltig gefährden. Und meiden Sie Mobilfunkbasisstationen in einem Umkreis von 400 bis 500 Metern.

 

Mikrowelle im Kopf

Das rät das Bundesamt für Strahlenschutz

 

Mobiltelefone senden und empfangen hochfrequente elektromagnetische Felder – und zwar direkt am Kopf. Ihre Wirkung auf den Körper ist noch nicht erforscht.

- In Situationen, in denen genauso gut mit einem Festnetztelefon wie mit einem Handy telefoniert werden kann, sollte das Festnetztelefon benutzt werden.

- Telefonate per Handy sollten kurz gehalten werden.

- Telefonieren Sie möglichst nicht bei schlechtem Empfang, beispielsweise aus Autos ohne Außenantenne. Die Leistung, mit der das Handy sendet, richtet sich nach der Qualität der Verbindung zur nächsten Basisstation. Die Autokarosserie verschlechtert die Verbindung und das Handy sendet deshalb mit einer höheren Leistung.

- Verwenden Sie Handys, bei denen Ihr Kopf möglichst kleinen Feldern ausgesetzt ist. Die entsprechende Angabe ist der SAR-Wert (Spezifische Absorptionsrate). Die Hersteller der Handys planen, ab Herbst die unter festgelegten Bedingungen ermittelten SAR-Werte anzugeben.

- Nutzen Sie Headsets. Die Intensität der Felder nimmt mit der Entfernung von der Antenne schnell ab. Durch die Verwendung von Headsets wird der Abstand zwischen Kopf und Antenne stark vergrößert, der Kopf ist beim Telefonieren kleineren Feldern ausgesetzt.

- Nutzen Sie die SMS-Möglichkeiten, da Sie dann das Handy nicht zum Kopf führen müssen

Ganz besonders gelten diese Empfehlungen für Kinder, da diese sich noch in der Entwicklung befinden und deshalb gesundheitlich empfindlicher reagieren. Mit den oben aufgeführten Empfehlungen lässt sich die persönliche Strahlenbelastung jedoch einfach und effizient minimieren, ohne auf die Vorteile eines Handys verzichten zu müssen.

http://www.tomorrow.de/handy/thema/0,3448,980867_20010807,00.html