Kinderaerzte schlagen Alarm

Ärzte Zeitung, 28.11.2000 
Umweltforum der Ärztekammer Niedersachsen

Kinderärzte warnen vor Handys - Empfehlungen werden vorbereitet
Hannover (grue). Mit einer eindringlichen Warnung vor möglichen Gefahren einer intensiven Nutzung von Mobiltelefonen durch Kinder und Jugendliche ist die Dokumentations- und Informationsstelle für Umweltfragen der Kinderärzte (DISU) in Osnabrück an die Öffentlichkeit getreten.
Schon bei relativ niedriger Feldintensität gebe es meßbare Effekte auf biologische Funktionen, sagte Professor Karl Ernst von Mühlendahl vom Kinderhospital Osnabrück beim Umweltforum der Ärztekammer Niedersachsen in Hannover. Die elektromagnetischen Wellen veränderten Membran-, Rezeptor- und Chromosomenfunktionen und beeinflußten Hirntätigkeit und Reaktionszeit. Ob die gepulste, hochfrequente Sendeenergie von Handys die Entstehung oder das Wachstum von Tumoren fördern könne, müsse ebenfalls diskutiert werden.
Derzeit werden zwar die Grenzwerte für die Sendeleistung eingehalten, damit wird aber nur garantiert, daß dosisabhängige thermische Effekte ausgeschlossen sind. Für andere Wirkungen auf den Organismus sind diese Grenzwerte irrelevant.
Da es keine Studien gibt, die die schädliche Wirkung von Handys belegen oder ausschließen, sei immer noch unklar, ob Handys die Gesundheit gefährden. Bei der Benutzung von Handys handelt es sich nach Einschätzung von Mühlendahl derzeit "um freiwillig eingegangene Risiken, da endgültige Grenzwerte fehlen".
Mühlendahl will mit der DISU Empfehlungen für Kinder und Jugendliche erarbeiten, wie etwa:
  • die Sprechzeiten sollten so kurz wie möglich gehalten werden,
  • nur in Ausnahmefällen sollten Handys benutzt werden. Häufige und lange Gespräche sind zu vermeiden.
  • in Fahrzeugen ohne Außenantenne sollten Mobiltelefone nicht zum Senden verwendet werden.
Noch kritischer als die Handybenutzung sieht der Kinderarzt den Betrieb von Basisstationen und Sendemasten, da von ihnen dauerhafte Belastungen ausgehen könnten. Deshalb will die DISU zusätzlich auch Forderungen an die Betreiber formulieren, sagte Mühlendahl.

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