Erfahrungen aus Schweden

Mobiltelefone: Werden die goldenen Gänse jetzt zu wahnsinnigen Kühen?

von Leif Sødergren, Schwedische Gesellschaft für Elektrosensitive
aus dem Englischen übersetzt von L. Gaigg, Bottenwil, Schweiz

Ein Fachexperte der britischen Regierung hat kürzlich geraten, dass Kinder vom Gebrauch eines Mobiltelefons absehen sollten. Im Dezember dieses Jahres werden Flugblätter Käufer von Mobiltelefonen diese vor den Unsicherheiten über die potenziellen Gesundheitsrisiken der Mobiltelefone warnen. Dies könnte sich als Massnahme erweisen. Aber warum haben die schwedischen und die finnischen Regierungen, die normalerweise fortschrittlich und darauf aus sind, vor schädlichen Substanzen zu warnen, nichts über die möglichen Gefahren von Mikrowellen und Mobiltelefonen gesagt? Warum ist man so still an der Nordfront?

Die Antwort ist einfach. Die britischen Gesundheitswarnungen können doch nicht im Nokia und Ericsson-Land heraus gegeben werden. Finnland und Schweden befinden sich immer noch in einem euphorischen Status gegenüber der drahtlosen Kommunikation, und es ist potenziell unmöglich etwas zu sagen, was der Mobiltelefonindustrie schaden könnte, dieser goldenen Gans, die der Industrie und der Regierung soviel Prosperität bringt.

Der schwedische Rat für Arbeitsleben-Forschung ist ein zentrales Regierungsorgan für Langzeitplanung und für die Konsolidierung von Forschung und Entwicklung. 1997 wurde durch die Regierung verlangt, ein mit Gesundheitsrisiken zusammenhängendes Inventar zu erstellen. Der Schlussbericht wurde am 30. November 2000 präsentiert. Zwei von den drei Leuten, die diesen Bericht erstellten (Lena Hillert und Ulf Bergqvist) haben Verbindungen zur Industrie. Sie sind "wissenschaftliche Berater" für die schwedischen Telecom Mobiltelefon-Gesellschaften Telia und darum kaum unbeeinflusst.

Der Bericht, der auf der Website

www.ralf.se präsentiert wird, stellt den Mobiltelefonen einen Persilschein aus. Dieser Bericht behauptet auch unkorrekterweise, dass sich die allgemeine Öffentlichkeit nicht hauptsächlich über die Gesundheitsrisiken der Mobiltelefone aufregt. Einige kleinere Gruppen jedoch, stellt der Bericht fest, sorgen sich wegen der EMF-Gesundheitsrisiken. Die folgende Wortwahl ist interessant: "...... die Sorge selbst kann ein Gesundheitsproblem sein und sollte sich damit befassen."

Dies klingt wirklich ominös und erinnert an die sowjetische Gehirnwäsche. Meinen Sie, dass jedermann im britischen Regierungsbericht, der zur Vorsicht mit dem Gebrauch von Mobiltelefonen rät, sich dazu hergibt, sich damit zu befassen?

Der Regierung hat man erzählt, dass der Bericht von Leuten gemacht werden soll, die nicht so stark beeinflusst sind. Die Regierung muss jetzt reagieren. Wenn sie auf keinen unbeeinflussten Rat hört, werden die Mobiltelefone eines Tages ihre BSE (Rinderwahnsinn)-Krise sein.

Wir betrachten uns selbst als sehr hochentwickelte Menschen, aber biologisch sind wir so primitiv wie die Steinzeitmenschen . Wir haben keinen eingebauten Schutz gegen Umweltgifte oder Mikrowellen. Eines Tages, wenn die "Party" vorüber ist und wir nüchtern auf diese Periode zurück blicken, dann könnten wir uns darüber wundern, wie die ganze Bevölkerung es zugelassen hat, den niedrigen Levels von Mikrowellen ausgesetzt zu sein. Wir würden es bereuen, dass wir uns nicht mehr über die "Mikrowellenkrankheit" aufgeregt haben, die sowjetische Wissenschafter Jahrzehnte vorher identifiziert haben. Wir würden es bereuen, dass wir die Warnung von einem Dr. John Holt von Australien in den Wind geschlagen haben, als er darauf aufmerksam gemacht hat, dass Mobiltelefon-Frequenzen den Anstieg von Histaminen verdoppeln und Asthma und Allergien verursacht haben. Wir würden auch bedauern, dass wir die Forschung in den Händen der Mobilfunkindustrie gelassen haben. Wie würden sie auch Forschung sponsern, die ihre Existenz bedrohen könnte?

Die Industrie ist mächtig genug, um die finnische und schwedische Regierung zu beeinflussen und auch die EU, um die Gefahren der Mobiltelefone und Basisstation herunter zu spielen. Das heisst, dass wir uns einfach zurücklehnen müssen und auf eine sehr konkrete und flächendeckende Erkrankung, verursacht durch die Mikrowellen von Mobiltelefonen warten müssen. Das mag irgendwie zynisch klingen, aber es ist logisch, die meisten Leute wollen ganz einfach nicht den Gebrauch ihrer Mobiltelefone aufgeben ohne substanziellen physischen Beweis, ohne Rücksicht auf Warnungen der Regierung. So heisst die Frage: gibt es bis heute einen Beweis für irgendeine Erkrankung? Können wir irgendwelche spezifische Symptome feststellen?

Kinder sind empfindlicher auf Mikrowellen als Erwachsene

und häufiger tritt bei Kindern ein Anstieg von ernsthaften Darmentzündungen, von Crohn-Erkrankungen auf. Diese Erkrankung zeigt das gleiche Muster wie Allergien und Asthma. Beide verursachen entzündliche Prozesse und beide sind an der Immunsystemschwächung beteiligt. (Svenska Dagbladet, October 25, 1999) 

Holts Theorie, dass Asthma durch Mikrowellen verursacht wird, ist interessant. Es ist nicht so, dass es in den stark verschmutzten, wenig entwickelten Ländern häufiger wäre, sondern in den hoch entwickelten westlichen Ländern mit dem meisten Elektrosmog, wo heute fast jedes zweite Kind irgendeine Art von Allergie hat.

In Skandinavien leiden wir an einem grassierenden "burn out" von Leuten, die in allen Lebenslagen wegen Stress arbeitsunfähig werden und die Arbeit verlassen müssen, im besten Fall für ein paar Monate, in einigen Fällen kehren sie nie wieder zurück. Ein neues Vokabular hat sich eingeführt, die Journalisten lieben dieses Thema.

Sogar die Kinder sind betroffen. "Teenager sind gestresst bis zum Geht-nicht-mehr" sagt der dänische Psychiater Gideon Ziotnek im Expressen newspaper, 22. November 1999. Ziotnek meint, dass der Stress Gehirnschwund verursachen wird. "Junge Leute können emotionale und intellektuelle Störungen bekommen"

Eine andere Zeitung (Göteborgs Posten) schrieb am vorhergenden Tag: "Eine Studie mit tausend Schulkindern in Göteborg zeigt, dass 13 % mit normalem Gehör Tinnitus erleben. Dies kann ein Zeichen von sozialem Stress sein."

Eine Frage ist es wert, gestellt zu werden: Warum ist denn plötzlich jeder so gestresst? Haben wir unser soziales Verhalten so stark geändert? Wir arbeiten härter, aber arbeiten wir wirklich härter? In der Vergangenheit haben die Menschen auch hart gearbeitet, aber was ist neu in unserem Leben?

Was hat sich so dramatisch verändert, dass es diesen Stress auslöst? Es gibt einen wichtigen Faktor: die zunehmende Strahlung von Mobiltelefonen, Fernseh- und Radiosendungen.

Zwischen 1994 und 1996, als die schwedischen Teenager begannen, Mobiltelefone zu benützen, haben sich die Verschreibungen von Schlaftabletten bei jungen Frauen zwischen 15 und 24 Jahren verdoppelt (Radio: Dagens Eko, 4. Oktober 1999). Zur gleichen Zeit sind die Verschreibungen von Antidepressiva bei derselben Gruppe um 40% angestiegen.

Aber wie genau können wir den Stress, den wir erfahren, den Mikrowellen zuschreiben? Professor Henri Lai aus USA anlässlich eines Besuches in Göteborg erklärte, dass die Mikrowellen den gleichen Stress-Effekt auf den menschlichen Körper haben wie Lärm. Die unsichtbaren Mikrowellen, die wir nicht sehen können, aber die durch unseren Körper gehen, sind ein chronischer Stressfaktor. Unsere Körper, ob wir das nun wollen oder nicht, deuten die Mikrowellen als Stress, geradezu so, als wären wir andauernd starkem Lärm ausgesetzt. Dies könnte das epidemische "Burnout" bei Menschen erklären. Mit dem fortwährenden Stress durch Mikrowellen und anderem Elektrosmog, können wir gewöhnliche harte Arbeit nicht mehr ausführen. Wir sind stress-sensitiv geworden und reizbar. Ein weiterer Besorgnis erregender Kommentar von Professor Lai war der, dass dieser Stress wie jeder andere eine kumulative Wirkung hat.

Beginnen die Menschen endlich, einen Zusammenhang zwischen ihrer Umwelt und ihren Symptomen zu finden? Ja, einige tun es. Wenn junge Leute einen Anstieg von oralem Krebs zeigen, dann ist das sicherlich ein Grund für eine Unterbrechung. Ein Professor für Hals-Nasentumor-Chirurgie, Staffan Edström am Sahlgrenska Spital in Göteborg, erklärt (in der Zeitung GP vom 13. Dezember 1999), dass wir alle in einer Umwelt mit intensiver Strahlung von Mobiltelefonen leben, von Computern und Autos und dass es Gründe gibt, zu denken, dass es einen Grund gibt, den Umweltfaktor für den Anstieg bei oralem Krebs unter den Jungen zu erklären.

Wird unser nationales Gesundheitssystem imstande sein, die neuen Krankheiten zu bewältigen, die durch die Mobiltelefonie verursacht werden? Hirntumore sind vergleichsweise leicht zu erfassen, wenn sie auftreten. Entweder sterben die Menschen oder sie überleben nach der Behandlung, aber wenn ein grosser Teil der arbeitenden Bevölkerung vorzeitig senil wird (Mikrowellen verursachen das Eindringen von Giften durch die geöffnete Blut-Hirn-Schranke, wo sie die Alzheimer Krankheit auslösen können), dann sehen wir uns vor einer praktischen und ethischen Situation, über die wir kaum nachdenken dürfen.

In Schweden wird die Gesundheitsvorsorge lokal konsolidiert und Lokalpolitiker zeigen keine Gewissensbisse darüber, ernsthaft erkrankte Menschen auf dringende Operationen (Staroperationen, Hüftgelenksoperationen) einige Jahre warten zu lassen. Sogar dringende Krebsoperationen werden hinausgeschoben. Mit dieser Haltung, kann man leicht erraten, was auf die kostenbewussten, unsentimentalen und höchst praktischen Schweden zukommen könnte, die sich mit einer grossen senilen Bevölkerungszahl beschäftigen muss, ohne einen Platz, wohin diese gehen können und niemanden, der für sie sorgen wird.

Mobiltelefone können heute einen grossen Profit ausmachen, aber morgen werden wir dafür zahlen müssen. Die goldene Gans kann sich sehr gut in eine wahnsinnige Kuh verwandeln.


Leif Sødergren

email:febint@hotmail.com
International contacts FEB Foreningen for El-och Bildskarmsskadade
THE SWEDISH ASSOCIATION FOR THE ELECTROSENSITIVE

www.buergerwelle.ch