Gesundheitsprobleme am Sender

Gesundheitsprobleme am Sendemast

Rhein-Main.Net Online, 06.12.2001 Von Melanie Stangl

Wehrheim. Es war im Frühjahr diesen Jahres, als Gabriele Eix bei sich merkwürdige Beschwerden feststellte: Sehstörungen, Schwindelgefühl und starke Kopfschmerzen quälten die Wehrheimerin. Zudem fanden ihr Mann Viktor und die sechsjährige Tochter Vivienne keinen ruhigen Schlaf mehr. „Wir wachten mehrmals in der Nacht auf und konnten uns diese Beschwerden nicht erklären“, erzählt Gabriele Eix im Gespräch mit der Taunus-Zeitung. Beim Arztbesuch stellte sich zudem heraus, dass die Wehrheimerin unter ungewöhnlichen Bluthochdruckwerten und hohem Puls leidet – obwohl ihr Arzt ihr bestätigte, dass sie keinesfalls ein Bluthochdruck-Patient sei.

So gab der Gesundheitszustand der Familie weiter Rätsel auf, bis Gabriele Eix einen Umweltarzt zu Rate zog. „Der sagte mir, dass solche Symptome typisch sind für Menschen, die in der Nähe einer Mobilfunkanlage wohnen.“ Und tatsächlich steht nur eine Straße vom Haus der Familie entfernt ein Sendemast: am Wehrheimer Bahnhof. „Jetzt wollten wir Fakten schaffen“, erklärt Eix, die daraufhin einen Baubiologe mit einer Messung beauftragte. Das Ergebnis habe gezeigt, dass auf der Terrasse sowie im Wohn- , Arbeitsund Kinderzimmer – so das Gutachten wörtlich – „die Strahlenbelastung durch Mobilfunk im Bereich einer extremen Anomalie liegt“. Das sei, so Eix, die höchste Stufe, in die Baubiologen die Ergebnisse ihre Messungen einordnen.

„Wir hatten nun die Wahl, stillschweigend ausziehen oder etwas zu unternehmen“, erzählt Eix weiter. Um sich ihrer Sache sicher zu sein, schrieben sie die zwei Mobilfunkbetreiber an, die den Sendemast am Bahnhof nutzen. Einer hat jetzt bestätigt, dass die Sendeleistung im Frühjahr 2001 um ein Vielfaches – jedoch innerhalb der gesetzlichen Grenzwerte – erhöht worden sei. Eix: „Der zweite Anbieter hat überhaupt nicht reagiert, wir hoffen heute noch auf eine Antwort.“ Und ein Anruf bei Wehrheims Bürgermeister Helmut Michel machte dann schließlich deutlich: „Auch die Gemeinde ist über die Vorgänge nicht informiert worden, obwohl die Anbieter bei der Aufstellung des Mastes im Jahr 1995 versprochen hatten, bei Änderungen der Antennenanlage der Gemeinde rechtzeitig bescheid zu geben“, erklärt Eix.

Auch der Wehrheimer Rathauschef ist jetzt in der Sache aktiv geworden: „Wir haben das Kreisbauamt als Genehmigungsbehörde angeschrieben“, bestätigte gestern Helmut Michel gegenüber der TZ. Auf diesem Wege solle geklärt werden, ob der Abstand vom Sendemast zur nächsten Wohnbebauung eingehalten worden sei. Außerdem fragt Michel an, ob es stimmt, dass sich die Strahlenbelastung, die von diesem Mobilfunkmast ausgeht, seit März verdreifacht habe.

Unterdessen hakte Gabriele Eix auch bei ihren Nachbarn rund um den Mühlweg nach, worauf sich zeigte, dass nicht nur ihre Familie unter ungewöhnlichen Beschwerden zu leiden hat. „Da wurde uns klar, dass wir etwas tun müssen“, sagt Eix und verteilte insgesamt 1000 Briefe in einem Radius von 500 Metern rund um den Sendemast – in den Haushalten, die sich ebenfalls im Strahlungsgebiet befinden.

Bürgerinitiative wird gegründet

„Uns ist es wichtig, umfassend Aufklärung zu betreiben“, betont Eix. Und die enorme Resonanz auf das Schreiben („bei uns steht seit zwei Tagen das Telefon nicht mehr still“), hat Familie Eix in ihrer Entscheidung bestärkt: Sie wollen jetzt eine Bürgerinitiative gründen – einen Verein, der sich weiter um Aufklärung bemüht und Informationsveranstaltungen zum Thema Sendemast organisiert. „Wichtig ist uns, dass sich die Wehrheimer gemeinsam zu der Sache äußern, damit wir zusammen etwas erreichen können“, betont Eix, rechnet jedoch damit, dass juristische Schritte der einzige Weg zum Ziel ist. Denn dieses ist klar umrissen: „Wir fordern, dass der Sendemast am Bahnhof entfernt wird, denn in einem Wohngebiet haben diese Anlagen nichts zu suchen.“ Falls sie mit ihrer Aktion keinen Erfolg haben sollten, gibt es für Familie Eix, die erst seit vergangenem Jahr am Mühlberg wohnt, nur einen logischen Schritt: „Dann werden wir Wehrheim wieder verlassen.“

Wer weitere Informationen – auch zur Bürgerinitiative – möchte, kann sich mit Familie Eix, Telefon (06081) 15942, in Verbindung setzen.
www.buergerwelle.de