Makaberer Witz: "Bayerische Rinderstudie" 12/2000

Anmerkung der BW
Mobilfunkwirtschaft und –Politik: Wird der BSE-Politskandal bald übertroffen werden? Die folgende Berichterstattung eines unabhängigen bayerischen Landtagsabgeordenten gibt sehr zu denken...

 

 

Rinderstudie-Hintergrundinformationen

A) Vorwürfe gegenüber dem Bayerischen Umweltministerium:
1.1 Zu große Nähe zu den Mobilfunknetzbetreibern
"Freiwillige Vereinbarung im Rahmen des Umweltpaktes Bayern zwischen den in Bayern tätigen Mobilfunkbetreibern und dem Bayerischen Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen mit dem Ziel der Umweltschonung und Akzeptanzverbesserung, München, den 15.7.1999":
- "Die Bayerische Staatsregierung verpflichtet sich, im Rahmen des Landesentwicklungsprogrammes den Ausbau der Mobilfunknetze weiterhin bestmöglich zu unterstützen."
- "Die Staatsregierung befürwortet die Bereitstellung von landeseigenen Liegenschaften zum Aufbau von Mobilfunkstationen, soweit das mit der Zweckbestimmung der Liegenschaft vereinbar ist."
Kritik: Klarer kann man es nicht ausdrücken: Einer Technologie, deren Auswirkungen insbesondere im Hinblick auf athermische und synergetische Effekte sowie mögliche Langzeitfolgen ungenügend erforscht ist, soll der Boden für eine unbegrenzte Ausbreitung bereitet werden.

1.2 Rinderstudie sollte zum Freibrief für den Netzausbau werden
Der vor kurzem beendete Feldversuch ist von den Verantwortlichen des Bayerischen Umweltministeriums m.E. so vorbereitet und dann auch ausgeführt worden, dass ein Nachweis der negativen Einflüsse der Mobilfunkstrahlung auf das Verhalten und die Gesundheit von Rindern erschwert wurde. Dafür sprechen folgende Gesichtspunkte:

a) Beteiligung der Mobilfunknetzbetreiber an den Kosten der Studie
Pressemitteilung des Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen (StMLU) v. 30.11.00 (www.bayern.de/stmlu/presse): "Bayern hat mit dieser über 800 000 Mark teuren und weltweit einmaligen Studie einen wichtigen Baustein für weiterführende Untersuchungen bereitgestellt. Die Studie war 1998 vom Bayerischen Umweltministerium nach der Behandlung im Landtag zum Thema "Rinder und Mobilfunk" in Auftrag gegeben worden. Die vier in Bayern ansässigen Mobilfunkbetreiber haben sich mit 400 000 Mark an den Kosten beteiligt."
Kritik: Forschung muss unabhängig und transparent sein, wenn sie nicht in den Verdacht geraten will, Gefälligkeitsergebnisse zu liefern.

b) Mobilfunknetzbetreiber und StMLU wählen Mehrzahl der Höfe aus Endbericht: "Die 38 Betriebe, die an der Studie teilnahmen, wurden zu etwa gleichen Teilen von den Mobilfunkunternehmen, vom Bayerischen Umweltministerium und von Haustierärzten benannt."
Kritik: Im Klartext bedeutet das, 2/3 aller Höfe sind von den Befürwortern des Mobilfunks ausgesucht worden, nur 1/3 eher nach wissenschaftlichen Kriterien. Kein Wunder wenn nach Abschluss der Studie Selbstkritik in der Form geübt wird, dass man von Betrieben spricht, "die man sicherlich auch sorgfältiger hätte aussuchen können" (Endbericht).

c) Einteilung der Höfe
Teil 3 - Feldexposition: "Die Betriebe sollen sich etwa zu gleichen Teilen in unmittelbarer Nähe bzw. in sehr weiter Entfernung von Mobilfunksendeanlagen des D- und E-Netzes befinden. Damit soll erreicht werden, dass die Rinderhaltungen in zwei Gruppen (E und K, d. Verf.) mit möglichst deutlich unterschiedlich großer Feldexposition unterteilt werden können."...
"Zusätzlich sollen im Rahmen der Messungen auch die Feldstärkewerte der jeweils vor Ort wirksamen Rundfunk - und Fernsehsender festgestellt werden, um für jeden Hof ein Bild der "Gesamtexposition" durch hochfrequente Felder zu erhalten." Als Folge davon wird eine Neueinteilung in vier Gruppen (A-D) vorgenommen (s. Anlage)
Kritik: Durch Auswahl landwirtschaftlicher Betriebe, in deren Nähe sich auch andere Hochfrequenzanlagen befinden, werden Rückschlüsse auf den Mobilfunk deutlich erschwert.

d) Teil 3 - Feldexposition: "Während der Untersuchungsphase nahmen die Mobilfunkbetreiber Veränderungen an manchen ihrer Anlagen vor."
Kritik: Jeder, der schon einmal selbst Experimente durchgeführt hat, weiß, dass bei Versuchen, die ausgewertet werden sollen, die Rahmenbedingungen konstant gehalten werden müssen. Für die Mobilfunkbetreiber unter der "Aufsicht" von Herrn Dr. Matthais Wuschek gilt dieser Grundsatz nicht. Und natürlich heißt es abschließend: Die Ergebnisse der Nachmessungen "führten jedoch zu keinen so gravierenden Feldstärkeveränderungen, dass die im Rahmen der ersten Messkampagne getroffenen Gruppeneinteilungen der Höfe in Frage gestellt werden mussten. Für keinen der 38 Betriebe ergab sich die Notwendigkeit einer Umgruppierung."

1.3 Feldversuchsergebnisse "entstellend" bewertet
Kurzfassung des Endberichtes (Schlussfolgerungen): "Insgesamt zeigen die vorgelegten Ergebnisse, dass Feldversuche in landwirtschaftlichen Betrieben, die man sicherlich auch sorgfältiger hätte aussuchen können, kein geeignetes Mittel sind, um den Einfluss elektromagnetischer Felder von Mobilfunkanlagen auf die Gesundheit von Rindern mit ausreichender Sicherheit zu belegen oder zu widerlegen. Einige der beobachteten Reaktionen sollten jedoch nicht zu dem voreiligen Schluss verleiten, schädigende Wirkungen seien völlig ausgeschlossen. Es ist deshalb zu empfehlen, diesen Phänomenen eine weitere wissenschaftliche und politische Beachtung zu schenken." (Kurzfassung des Endberichts)
In der Pressemitteilung von Herrn Staatsminister Dr. Werner Schnappauf vom 30.11.00 dagegen wird betont: "Ein direkter Zusammenhang zwischen der Strahlung von Mobilfunk-Antennen und der Gesundheit von Rindern konnte nicht nachgewiesen werden. Das ist das zentrale Ergebnis der sogenannten Rinderstudie, bei der die Strahlung von Antennenanlagen auf Herdenrinder untersucht worden ist. Die Wissenschaftler konnten bei den tiermedizinischen Untersuchungen kein einheitliches Bild erkennen."
Kritik: Warum letzteres der Fall ist, wird nicht mehr gesagt. So kann man durch geringfügige Änderungen und Weglassungen, das gewünschte Ergebnis doch noch zustande bringen. Interessant im Zusammenhang auch, dass diese Pressemitteilung nur auf der Homepage des StMLU zu finden ist, nicht aber über den üblichen E-Mail-Verteiler lief. Interessant ferner, dass Herr Dr. Schnappauf nicht zu einer Pressekonferenz einlud, obwohl diese bereits Wochen vorher eingeplant war. Ganz so wohl hat man sich offensichtlich doch nicht gefühlt!

B) Fragen an das Umweltministerium
Entsprechende Informationen geben zu folgenden Fragen Anlass:
· Wie viele Ergebnisberichtsfassungen der Forschergruppen gab es jeweils?
· Auf welchen Korrekturen hat das Umweltministerium ggf. im einzelnen bestanden?
· Mussten bestimmte Inhalte weggelassen werden?
· Welches Bildmaterial ist ggf. zurückgewiesen worden?
· Wurden gegenüber den ursprünglichen Ansätzen statistische Modelle/Auswertungsverfahren geändert, die zu anderen Ergebnissen geführt haben?

C) Ergebnisse der Studie (Einfluss der Mobilfunkstrahlung auf Verhalten und Gesundheit von Rindern)
Trotz all der genannten Ungereimtheiten und Erschwernisse bleibt der Aussagewert der von den Wissenschaftlern der beiden Universitäten (LMU und Giessen) erzielten Ergebnisse beachtenswert. Zwar ist sicherlich unter den genannten Voraussetzungen kein kausaler Zusammenhang zwischen Hochfrequenzfeldern und Rinderverhalten/gesundheit nachweisbar. Die Hinweise auf eine Korrelation zwischen Hochfrequenzfeldern und Verhalten/Gesundheit von Rinder haben sich jedoch stark verdichtet.

Die wichtigsten Ergebnisse der Wissenschaftler:
1. Verhalten:
a) Stallbeobachtung:
- Liegephasen während der Nacht: .."Dabei zeigt sich, dass die Kühe der Gruppe A zwischen 0 Uhr und 4 Uhr tendenziell weniger mittellang liegen als die der Gruppe D (p = 0,06) (Abb. V.3.5 und V.3.6). Dieser Befund wird durch die signifikant negative Korrelation der Liegephasenanzahl mit der GSM-Exposition unterstützt." ... "Der auffallende Befund aus Gruppe A zwischen Mitternacht und 4 Uhr zeigt daher, dass die Kühe das Aufstehen und Niederlegen scheuen. Sie bleiben entweder länger liegen oder legen sich gar nicht erst hin." ... "Da sich tagsüber die Verteilung nicht unterscheidet, können haltungsbedingte Einflüsse wie Standlänge und -breite ausgeschlossen werden."
- Auffällige Verhaltensweisen (Kopf-zur-Seite-wenden, dem Weben ähnliche Bewegungen, Nasenlehnen, Trippeln, soziale Interaktionen): ..."Die oben genannten auffälligen Verhaltensweisen stellen Verhaltensstörungen infolge erhöhter Erregungszustände dar, die nicht adäquat kompensiert werden können (SAMBRAUS, 1993). Je fünf Betriebe sind den Gruppen A und B zu zurechnen, ein Betrieb der Gruppe C und 3 Betriebe der Gruppe D.
Dieser Befund könnte die Hypothese stützen, dass bei stärkerer Strahlenbelastung vermehrt auffälliges Verhalten auftreten kann und ohnehin stärker belastete Tiere empfindlicher reagieren (Harsch, 1995)."

b) Weidebeobachtung:
Das Tagesprofil der Verhaltenskategorien Liegen, Stehen, Futteraufnahme und Lokomotion unterscheidet sich zwischen der Expositions- (E) und Kontrollgruppe (K)
- Futteraufnahme: ..." Die Futteraufnahme unterscheidet sich zwischen 10.30 Uhr und 12 Uhr sowie zwischen 14.30 Uhr und 16 Uhr. Die meisten Kühe der Kontrollgruppe beginnen nach Weideaustrieb Futter aufzunehmen, die meisten Tiere der Expositionsgruppe nehmen am Nachmittag Futter auf. Der Anteil liegender Tiere erreicht um 12.30 Uhr in der Kontrollgruppe fast 80 %. Anschließend fällt der Wert bis 16 Uhr auf 20 %. Der Anteil der liegenden exponierten Tiere ist immer unter 50 %. Die selben Kühe können häufiger stehend und in Bewegung beobachtet werden."
- Aufhalten in hofnahem Bereich: ..." Exponierte Kühe halten sich überwiegend im hofnahen Bereich auf. 40 bis 60 % der Kontrollen sind bis zum frühen Nachmittag im hoffernen Bereich zu sehen. Nach dem Austrieb auf die Weide am Morgen ist eine ausgedehnte Graseperiode zu erwarten, im Anschluss eine Liegephase, dann wieder eine kürzere Graseperiode und abschließend erneut ein kurzes Hinlegen oder das Aufstellen am Ausgang der Weide (PORZIG, 1969). Die Befunde in der exponierten Gruppe sprechen für ein deutlich abweichendes Verhalten. Da ausschließlich im fernen Bereich nachportioniert wird und damit frisches Gras zu erwarten ist, überrascht es außerdem, dass die exponierten Kühe häufiger hofnah zu sehen sind (Abb. V.3.10 und V.3.11). Obwohl deren Weiden am Hof liegen
und die der Kontrollen außerhalb der Dörfer, scheinen die einzelnen Bereiche der Weide gleich attraktiv. Ob die exponierten Kühe den fernen Bereich meiden, weil diese Bereiche möglicherweise stärker exponiert sind, lässt sich aufgrund der vorliegenden technischen Messergebnisse nicht schließen. Die zusätzliche Beobachtung auf Betrieb Nr. 32 spricht eher für das Gegenteil."
- Wiederkauverhalten: ..."Die Ergebnisse zum Wiederkauverhalten sind dagegen eindeutig interpretierbar und schwerwiegender, denn das Wiederkauen stellt einen essentiellen Verdauungsvorgang dar, dessen Häufigkeit und Dauer zur physiologischen Bewertung herangezogen werden kann. Vermindertes Wiederkauen, wie in den Gruppen E und A zu beobachten, ist Ausdruck eingeschränkten Wohlbefindens, dessen Ursache die Exposition mit elektromagnetischen Feldern ausgehend von Mobilfunksendeanlagen sein kann.".. ."Die Annahme, dass das elektromagnetische Feld das Wiederkauen beeinflusst, kann durch die negativen Korrelationen unterstützt werden."
- Zusammenfassung:..." Das Verhalten ist ein sensibler Parameter zur Feststellung der Reaktion der Rinder auf ihre Haltungsumwelt, auch in Form elektromagnetischer Felder (ANDERSON und PHILLIPS, 1985). Es zeigt bereits vor organischen Veränderungen eine Anpassung des Organismus (UNSHELM, 1991). Daher zeigen die Mittelwertunterschiede zwischen den Betrieben mit einer über Ensemblemittelwert liegenden GSM-Exposition (A) und einer unter Ensemblemittelwert liegenden GSM-Exposition (D) sowie die Korrelationen einen Zusammenhang zwischen den untersuchten Parametern und dem elektromagnetischen Feld, der in weiterer Folge pathologische Effekte erwarten lassen kann."

2. Melatonin:
" Bei der Betrachtung der einzelnen Melatoninwerte über 2 Tage und im Vergleich der Tiere untereinander, ist die große Streuung der Daten auffallend."..." Entgegen der Angaben in der Literatur sind die nächtlichen Melatoninmittelwerte der exponierten Gruppe (GSM-Belastung > Ensemblemittelwert; n Tiere=150) höher als die der Kontrollgruppe (n Tiere=150)." ..." Im Gruppenvergleich der Summenbelastung fallen einzig die 20:00 Uhr-Werte der Gruppe A signifikant (p10 SCE/MP) finden sich vor allem in der Gruppe A, einige weitere Tiere auch in den Gruppen B und D. In Anlehnung an die von WULF (1984) vorgeschlagenen Bewertungsmaßstäbe des Größenumfangs der SCE-Frequenzsteigerungen beim Menschen, in diesem Falle 10-50%, sind hier "Ursachenforschung und Vorbeuge gegen das auslösende Produkt oder gegen relevante Strahlung" zu fordern." ..."
Hinweise auf unterschiedliche genotoxische Effekte auf SCE-Ebene in den verschiedenen Expositionsgruppen lassen sich nach Elimination des BVD-Effekts somit nicht mehr nachweisen. Die Ergebnisse folgen damit ebenfalls den Studien von ANTONOPOULOS (1997) und EBERLE et al. (1997), die ebenfalls keine Effekte auf die SCE-Frequenz in Humanlymphozyten nach Befeldung mit 900 und 1800 MHz feststellen. In der weiterführenden statistischen Analyse dagegen ergeben sich für den BVD-Effekt auf die SCE-Frequenzen hochsignifikante Einflüsse (p=0,000000), ebenfalls ist die Zugehörigkeit zur Expositionsgruppe A (p=0,0000) von Bedeutung, sodass von Effekten der Befelderungsqualität auf die SCE-Frequenz ausgegangen werden kann."
- Metaphasenkinetik: ..." Im Rahmen der Untersuchung der Metaphasenkinetik in den angelegten Zellkulturen wurden Blutproben von 115 Tieren ausgewertet. (S. 147). ... Auffällig im Überblick waren zahlreiche Probanden, die einen relativ hohen Anteil an M1 aufwiesen, was auf eine erheblich reduzierte Fähigkeit zur Zellteilung hinwies. Diese Tiere fanden sich bevorzugt in den Gruppen A,B und C (S. 147) ...Aus der Tabelle 6.3 b wird ersichtlich, dass es in den Gruppen A und B bei annähernd gleichem Mittelwert und gleicher Standardabweichung eine Verschiebung der Anteile von M1 zu M2 und M3 zugunsten von M1 gibt, während in der Gruppe C eine Annäherung an die Kontrollgruppe D bemerkbar wird. Die Unterschiede sind in der einfachen Varianzanalyse statistisch hoch absicherbar, d.h. zunächst, dass in den Expositionsgruppen eine herabgesetzte Teilungsfähigkeit der Blutlymphozyten zu verzeichnen ist. In der erweiterten statistischen Analyse werden diese Ergebnisse hochsignifikant unterstrichen (p=0,00000). Eine Übersicht über die Metaphasenkinetik in einzelnen Gruppen gibt Abb.V.6.3 a". ... "Aus den erhobenen Daten kann geschlossen werden, dass die Lymphozyten von Tieren aus den Expositionsgruppen A, B und C ein geringeres Teilungsvermögen aufweisen."

4. Klinische und immunologische Parameter
- Differentialblutbild: ... "Das rote Blutbild der untersuchten Milchkühe bewegt sich völlig im Normalbereich, Erythrozytenzahl, Hämatokrit und Hämoglobingehalte weisen ebenso, wie die Gesamtzahl der Leukozyten keine Auffälligkeiten auf. Anders hingegen das Differentialblutbild, das beim Rind eigentlich ein klassisch lymphozytäres Blutbild mit einem Lymphozytenanteil deutlich über 50% ist. Neuere Autoren geben sogar 70 - 80 % Lymphozytenanteil an der Leukozytenpopulation als Normalwert an. In der vorliegenden Studie findet sich ein Mittelwert von knapp 40%, der als deutliche Lymphozytopenie zu werten ist. Auch die absoluten Lymphozytenzahlen bewegen sich im unteren Bereich." ..."Ebenfalls Bestand haben die Unterschiede in der absoluten Lymphozytenzahl (p=0,0435), getragen von den Unterschieden zwischen den Gruppen A gegen D und B gegen D." ..."In der weiterführenden statistischen Untersuchung ist nur der BVD Einfluss auf den Lymphozytenanteil signifikant (p=0,041), die Odds-ratio beträgt 2,8. Das gleiche gilt für die alpha-Globuline (p=0,035), hier beträgt die Odds ratio 0,294. Völlig ungeklärt bleiben deswegen auch die geringen Lymphozytenzahlen bei einem Großteil der Tiere, dieses Phänomen bedarf unbedingt der Klärung."
- Alpha-Globuline: ... "Anders dagegen die Alpha-Globuline, relativ und absolut finden sich Werte im unteren Grenzbereich des physiologischen Spektrums. Eingeschränkt gilt dies auch für die Gamma-Globuline, die sich ebenfalls im unteren Bereich der Normalwerte bewegen. Die Alpha-Globulinfraktion des Plasmas besteht aus einer Vielzahl von Proteinen mit Transportfunktionen für Hormone, Spurenelemente und wichtigen Bestandteilen der unspezifischen Abwehrfunktionen des Organismus. Beide Befunde sind möglicher Ausdruck einer Immunschwäche, die eher die allgemeine unspezifische Abwehrfunktion (a-Globuline), als die spezifische Immunglobulinfraktion betrifft."..."Nach Elimination des BVD-Faktors unterscheiden sich die Ergebnisse nicht, der statistischen Überprüfung halten die Unterschiede zwischen den Probandengruppen A, B und C gegen die Kontrolltiere der Gruppe D in den alpha-Globulinparametern stand (p

5. BVD
..."Somit stehen 13 Betriebe mit Inzidenzen 12 Betrieben ohne Inzidenzen aus den Probandengruppen A, B und C gegenüber. In der Kontrollgruppe D hingegen finden sich nur 2 Betriebe mit gegenüber 11 Betrieben ohne Inzidenzen."

6. Missbildungen
..."Im Untersuchungszeitraum wurden in 15 von 39 Betrieben 49 missgebildete Kälber geboren. In den letztlich untersuchten Betrieben lebten seinerzeit etwa 1000 Milchkühe, das entspricht bei der erhobenen Fruchtbarkeitslage etwa 1500 Geburten im Untersuchungszeitraum. Die Missbildungsfrequenz beträgt somit 3,27% und liegt damit weit über der Normalfrequenz von etwa 0,2 (RIECK,1972) bis 1,0% (de KRUIF,1998) in der Milchviehzucht. LEIPOLD veranschlagte 1983 0,2-3% bei 40-50% nicht erkannter Aborte von missgebildeten Kälbern." ..." Aus der Tabelle V.9.1 b ist zu ersehen, dass das Risiko der Geburt eines missgebildeten Kalbes in einem BVD-Betrieb 8fach höher ist, als in einem Nicht-BVD-Betrieb. Im Vergleich zum Fleckvieh liegen die Risiken für die Geburt von missgebildeten Kälbern in den Rassen Rotbunt, Schwarzbunt und Fleckvieh um den Faktor 0,15, 0,3 und 0,29 niedriger. Die Zugehörigkeit zur Gruppe A erhöht das Risiko um das 4,6fache, zur Gruppe B um das 4,4fache und zur Gruppe C um das 3,4fache der Kontrollgruppe D. Damit ist festzustellen, dass der BVD-Einfluss für das Auftreten von Missbildungen von entscheidender Bedeutung ist. Des weiteren ist der Einfluss der Gruppenzugehörigkeit erkennbar."

7. Aborte:
..."Als Abort wird das Absterben und Abstoßen von Früchten zwischen dem 45. und 265. Trächtigkeitstag definiert, als Spätaborte gelten lebensfähige Früchte vor dem 265.Trächtigkeitstag." ... "Insgesamt wurden im Untersuchungszeitraum 87 Aborte im Zustand der fortgeschrittenen Trächtigkeit dokumentiert, davon fielen 33 Fälle auf 9 der 13 Kontrollbetriebe, 54 Aborte fanden in 12 der 25 Probandenbetriebe statt (s. Tabelle V.9.2.a)."... "Normale Frequenzen von Aborten in fortgeschrittener Trächtigkeit werden in Milchviehbeständen recht einheitlich mit etwa 2% (RADOSTITS, 1995) angegeben. Im vorliegenden Fall liegt die Frequenz bei 5,8% der angenommenen ca.1500 Trächtigkeiten deutlich über dem Normalwert."

8. Sonstige Krankheitsbefunde:
..."In der Probandengruppe A finden sich in 6 von 12 Betrieben Auffälligkeiten im Krankheitsgeschehen. Beispielsweise starben hier im Untersuchungszeitraum 8 Kühe an septischen Erkrankungen." ... "In der Probandengruppe B finden sich in 5 von 9 Betrieben auffällige Krankheitsbilder.".... "In der Probandengruppe C finden sich keine besonderen Auffälligkeiten im Krankheitsgeschehen." ..."In der Kontrollgruppe D finden sich außer einer Ethopathie (Zungenspielen) in einem Betrieb keine weiteren Auffälligkeiten."

5 Forderungen und parlamentarische Initiativen (Anträge und Anfragen)
- Behandlung der Studie in der nächsten Sitzung des Umweltausschusses
- Weitergehende Analyse der vorliegenden Studiendaten
- Ergänzende experimentelle Untersuchungen unter kontrollierten Bedingungen
- Ausbaustopp für die Mobilfunknetze
- Abschaltung der Sende- und Empfangsanlagen in bewohnten Bereichen; ggf. Verlagerung in unbewohnte Außenbereiche)

Weitere Informationen folgen in Kürze!

05.12.00
gez.:
Volker Hartenstein, MdL


Anlage:
Immissionsklassifizierung - Unterteilung der Betriebe in vier Gruppen (nach Dr. M. Wuschek)
"Die Gruppeneinteilung erfolgte dabei nach folgenden Kriterien:
Gruppe A: Summenexposition durch GSM-Felder über 0,337? des gesetzlichen Grenzwertes. Die GSM-Immission macht auch mehr als 50% der Gesamtimmission am Messort aus.
Gruppe B: Summenexposition durch GSM-Felder über 0,337?. Die GSM-Immission macht jedoch weniger als 50% der Gesamtimmission am Messort aus.
Gruppe C: Summenexposition durch GSM-Felder unter 0,337?, die Summenimmission, verursacht durch andere Quellen liegt allerdings über dem Durchschnitt aus allen Messungen.
Gruppe D: Summenexposition durch GSM-Felder unter 0,337?, die Summenimmission, verursacht durch andere Quellen liegt ebenfalls unter dem Durchschnitt aus allen Messungen.

Anmerkung: Der Wert von 0,337? wurde als Grenze gewählt, weil so ein relativ großer Sprung in der gemessenen GSM-Exposition zwischen dem am stärksten exponierten Hof in C und dem am schwächsten exponierten Betrieb in B entsteht und außerdem dann etwa gleich viele Höfe in Gruppe A und B beziehungsweise C und D eingeordnet werden.
Am gegensätzlichsten exponiert sind gemäß dieser Einteilung dann die Ställe von Gruppe A (12 Betriebe) und D (13 Betriebe). Diese Höfe sind somit besonders gut für vergleichende Untersuchungen geeignet, da verfälschende Ergebnisse durch Felder von anderen Funkdiensten als dem GSM-Mobilfunk besonders unwahrscheinlich sind."

* Endbericht über die 'Untersuchungen zum Einfluß elektromagnetischer Felder von Mobilfunkanlagen auf Gesundheit, Leistung und Verhal-ten von Rindern' Teil 1 - Klinisch-genetische, -hämatologische, -chemische und epidemiologische Untersuchungen Teil 2 - Verhalten und Labortests

Diese Studie wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen von der Ingenieurgemeinschaft für Geowissenschaften und Umwelttechnik München1, vom Institut für Veterinärpathologie - Fachgebiet Veterinärmedizinische Genetik und Zytogenetik - der Justus-Liebig-UniversitätGießen2 und dem Institut für Tierhygiene, Verhaltenskunde und Tierschutz der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München3 erstellt
Autoren:
1 Dr. Matthias Wuschek
2 Dr. Klaus Volmer, Dr. Werner Hecht, Prof. Dr. Alexander Herzog
3 Dr. Christoph Wenzel, Dr. Anna-Caroline Wöhr, Martina Klempt, Prof. Dr. Jürgen Unshelm

UMWELT & ENTWICKLUNG

MATERIALIEN
Untersuchung zum Einfluss elekt-romagnetischer Felder von Mobilfunkanlagen auf Gesundheit, Leistung und Verhalten von Rindern - Teil 3: Feldexposition
Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen
Messtechnische Ermittlung der Feldexposition im Zusammenhang mit Untersuchungen zum Einfluss elektromagnetischer Felder von Mobilfunkanlagen auf Gesundheit, Leistung und Verhalten von Rindern
- Bericht zur Expositionsklassifizierung -
Auftraggeber: Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen
Durchführung: Ingenieurgemeinschaft für Geowissenschaften und Umwelttechnik, Münchhausenstraße 32
81247 München
Autor: Dr.-Ing. Matthias Wuschek Projektnummer: 98/518 Ort und Datum: München, den 10. Oktober 1999
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Volker Hartenstein, Mitglied des Bayerischen Landtages (partei- und fraktionslos)
Roßhirtstr. 11, 97199 Ochsenfurt (Postanschrift); Tel.: (09331) 2825, Fax: 09331) 803189
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