WLAN, massiver Schlafräuber – aber „Strahlung vernachlässigbar“ – wie geht das zusammen?

Interviews mit Martin Röösli im Tages-Anzeiger vom 31. März 2016 und im Beobachter online vom 1. April 2016

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Im Tages-Anzeiger (31. März) und im Beobachter online (1. April) erschienen Interviews mit Dr. Martin Röösli, dem Referenzwissenschaftler der Schweizer Bundesämter. Anlass war eine von ihm durchgeführte Studie mit Jugendlichen, wonach mit zunehmender Strahlendosis im Gehirn die Gedächtnisleistung entsprechend abnahm (SRF2, Wissenschaftsmagazin vom 19.03.2016, 12:40).

So weit, so gut; dieses Ergebnis lässt in der Tat aufhorchen. Doch zugleich begann Röösli, in aller Ausführlichkeit WLAN-Entwarnung zu geben. WLAN-Strahlung sei „vernachlässigbar“, weil viel schwächer als Handy­strahlung, sagte er beispielsweise.

Kurz zuvor war dem Zürcher Stadtrat eine Petition mit 700 Unterschriften gegen WLAN in den Zürcher Schulen und Kindergärten übergeben worden. Die Verfasserin des Tagesanzeiger-Artikels erwähnte die Petition denn auch gleich im ersten Satz, meinte aber, dass es „im WLAN-Streit an Schulen oder Kindergärten wenig Argumente“ gebe – ganz im Sinne des Stadtzürcher Schuldepartementes!

Das Tages-Anzeiger-Interview war ein Paradebeispiel für die von Industrie und Behörden verfolgte Taktik im Umgang mit den Risiken der elektromagnetischen Felder. Dass die EMF-Risikoforschung primär auf dieHandystrahlung fokussiert ist, geht einher mit dem Trend, die Eigenverantwortung der Bevölkerung als Verursacherin von Strahlung zu betonen. Von Behörden und Industrie publizierte Handyregeln fördern diesen Trend.

Nicht gefördert wird dagegen die Erforschung der Auswirkungen „schwacher“ Strahlung, die man ungefragt über sich ergehen lassen muss, verursacht von Mobilfunk- und Rundfunkantennen, Passiv­telefonieren (analog Passivrauchen), öffentlichem WLAN und solchem des Nachbars, DECT-Schnurlostelefonen, dauerfunkenden Wasserzählern und vielem mehr.

Die Antwort der Bürgerwelle Schweiz auf die Aussagen Dr. Rööslis, behördlicher Referenzwissenschaftler und seit Mai 2016 Mitglied der leitenden Kommission der ICNIRP, wurde am 10. April 2016 veröffentlicht und kann hier als pdf-Datei heruntergeladen werden.