wirtschaftlicher Wahnsinn am Beispiel VODAFONE

BW 5-2002: das u.a. Märchenspiel scheint wohl doch nicht zu funktionieren:

Manager-Magazin Wirtschaft 27.5.2002

AOL muss „zittern“ - stellt Vodafone-Chef Chris Gent einen Abschreibungs-Rekord auf?

Newbury - Chris Gent, CEO der Vodafone Group und der Aufsichtsrat des Unternehmens kommen nach einem Bericht der britischen Tageszeitung „The Times“ am Montag zusammen, um die Zahlen für den am Dienstag fälligen Jahresabschluss abzustimmen. Unterdessen wachse der Druck auf Vodafone, 110 Milliarden Euro auf den Wert des Konzern-Vermögens abzuschreiben, um so dem gesunkenen Wert seiner Mobilfunkbeteiligungen seit dem Kauf von Mannesmann Mobilfunk Rechnung zu tragen, schreibt das Blatt.

Als sicher gilt, dass Vodafone den Wert diverser kleinerer, börsennotierter Unternehmen abschreiben wird, die Vodafone während seiner Einkaufstour bis zum Jahr 2000 aufgekauft hat. Analysten glauben aber darüber hinaus, dass Vodafone auch den Wert der Vodafone D2 korrigieren wird, die aus der Mobilfunksparte des Mannesmann-Konzerns hervorgegangen ist. Bisher waren Experten davon ausgegangen, dass sich die Abschreibungen auf insgesamt 24 bis 40 Milliarden Euro summieren könnten. Die jetzt von der „Times“ ins Spiel gebrachte Zahl würde alles bisher da gewesene in den Schatten stellen. Als Rekordhalter gilt bisher der US-Medienkonzern AOL Time Warner der im vergangenen März rund 54 Milliarden Dollar abschrieb.

Mit dem bilanziellen Großreinemachen zöge Vodafone die Konsequenzen daraus, dass die Beteiligungen und Töchter zum Teil drastisch weniger wert sind, als Vodafone auf dem Höhepunkt des Technologie-Booms dafür bezahlt hat - und als derzeit im Jahresabschluss steht. Der „FT“ zufolge liegt Vodafones Börsenwert von 73 Milliarden Pfund klar unter den 103 Milliarden Pfund, die in der Bilanz als immaterielle Vermögenswerte angegeben sind und sich unter anderem aus Goodwill und den Kaufpreisen für UMTS-Lizenzen ergeben.

SFZ-News 29.5.02

Vodafone macht 22 Milliarden Euro Verlust

Gent will britische Mobilfunkfirma dennoch zum Weltmarktführer machen

London - Nicht nur die Telekom leidet unter der Flaute in der Telekommunikationsbranche. Auch das britische Mobilfunkunternehmen Vodafone hat 2001 einen Verlust von 13,5 Mrd. Pfund (rund 22 Mrd. Euro) gemacht. Das ist britischer Rekord. Dennoch zeigte man sich zufrieden.

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Die Rekordverluste des Mobilfunk-Anbieters, der in Deutschland durch die Übernahme der Mannesmann-Gruppe Schlagzeilen gemacht hat, ergeben sich in erster Linie aus massiven Abschreibungen. Firmen, die während des Telekommunikations-Booms in den letzten Jahren gekauft wurden, haben stark an Wert verloren und belasten die Bilanz. Die Summe von 13,5 Mrd. Pfund bezieht sich vor allem auf Wertverluste der J-Phone-Gruppe Japan und Eircell (Irland). Außerdem wirken sich massive Investitionen für den Aufbau der Netze für die neue Generation des Mobilfunks negativ aus.

Nach der Veröffentlichung des Jahresberichtes stieg der Kurs der Vodafone-Aktie an der Londoner Börse auf 109 Pence an. Mehr als vier Pfund war die Aktie bei ihrem Höchststand rund um den Mannesmann-Kauf vor zwei Jahren wert gewesen.

Für Aktionäre und Fonds-Verwalter ist das eine bittere Pille. Doch auch der Vodafone-Chef wird trotz der demonstrativ vorgetragenen Zuversicht nicht ungeschoren bleiben. Der Bonus, der Chris Gent vertraglich zusteht, wird aller Voraussicht nach statt fünf Mio. nur noch zwei Mio. Pfund betragen - immerhin rund drei Mio. Euro.

 

BW11-2001: faszinierend! Wie Milliarden-Verluste aus mobilfunk-ideologischen Zielen zu einem „Erfolg“ hingelogen werden weist auf eine neue Qualität in der Wirtschaftspresse hin ... Übrigens: unter den genannten „Datenübertragungen“ ist wohl primär das Herunterladen von Jurassic-Spielen auf das Handy und ähnlicher bedeutender „Hilfestellungen“ zu verstehen – wie die aktuellen Werbekampagnen deutlich zeigen.

 

Vodafone übertrifft Erwartungen trotz Vorsteuerverlusten

Halbjahresergebnis des Mobilfunkbetreibers belegt besseres operatives Ergebnis

Vodafone teilte am Dienstag in London mit, der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen aus den Mobilfunkgeschäften habe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 46 Prozent auf 4,778 Milliarden Pfund (rund 15,24 Milliarden Mark) zugelegt. Analysten hatten mit 4,6 bis 4,72 Milliarden Pfund gerechnet.

Damit hat der weltgrößte Mobilfunkbetreiber im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2000/01 einen milliardenschweren Vorsteuerverlust verbucht, aber ein besser als erwartetes operatives Ergebnis vorgelegt. Auf Grund von Abschreibungen auf Firmenwerte und Anteils-Neubewertungen erwirtschaftete Vodafone bei einem Umsatzzuwachs von 33 Prozent auf 13,49 Milliarden Pfund einen Vorsteuerverlust in Höhe von 8,4 Milliarden Pfund.

Bei Analysten und Investoren wurden die Geschäftsergebnisse positiv aufgenommen, auch wenn der Umsatz unter den Erwartungen von 14,18 bis 14,58 Milliarden Pfund blieb. An der Börse kletterten die Aktien um 2,7 Prozent auf 179,25 Pence. Die hohen Abschreibungen zögen zwar die Aufmerksamkeit auf sich, sagten Analysten. Es werde voraussichtlich jedoch keinen weiteren Abschreibungsbedarf geben. Zudem hätten die mit den jüngsten Zukäufen in Verbindung stehenden Abschreibungen keinen negativen Einfluss auf die Kapitalsituation. Auch Vodafone erklärte, die Dividendenfähigkeit und der Kapitalfluss würden nicht beeinflusst. Das Unternehmen hob die Halbjahresdividende um fünf Prozent auf 0,7224 Pence je Anteilsschein an.


15 Prozent mehr Kunden

Der in 28 Ländern aktive Mobilfunkkonzern hatte zuletzt unter anderem seine Anteile an Mobilfunkgesellschaften in Spanien und Japan aufgestockt. Im vergangenen Jahr hatte Vodafone den Mannesmann-Konzern übernommen und anschließend schrittweise zerlegt. Die Reste firmieren unter Vodafone AG. In Deutschland ist Vodafone mehrheitlich an dem Festnetzanbieter Arcor beteiligt und Eigentümer des zweitgrößten Mobilfunkanbieters D2 Vodafone. Auf das deutsche Festnetz-Geschäft fielen den Angaben zufolge durch Neubewertung Abschreibungen in Höhe von 4,5 Milliarden Pfund an. Die Abschreibungen auf Firmenwerte summierten sich auf 6,7 Milliarden Pfund. In dem veröffentlichten Ebitda-Ergebnis sind die Abschreibungen als Sondereffekte nicht enthalten.

Vodafone zählte weltweit Ende September mit 95,6 Millionen Menschen 15 Prozent mehr Kunden als Ende März. Im Gesamtjahr wird ein Kundenwachstum von 20 Prozent angestrebt, nach einem Wachstum von jeweils rund 50 Prozent in den vergangenen vier Jahren. Statt auf das Kundenwachstum konzentriert sich die zuletzt unter Margendruck stehende Mobilfunkbranche nun darauf, den Durchschnittsumsatz pro Kunde zu steigern. Bei einer auf 35 von bislang 32,5 Prozent gestiegenen Ebitda-Marge im Mobilfunk stabilisierte sich der zuletzt gesunkene Durchschnittsumsatz. Der Umsatz mit Sprachtelefonie im Mobilfunk sank den Angaben zufolge wie angestrebt zu Gunsten von Datenübertragungen, die rund neun Prozent des Umsatzes nach sechs Prozent im Vorjahr ausmachten.

http://www.heute.t-online.de/ZDFheute/artikel/0,1251,WIRT-0-10129,FF.html
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