wirtschaftlicher Wahnsinn am Beispiel VIAG INTERKOM

Viag Interkom auf dem Verkaufszettel

FTD vom 13.11.2001

 

Die Zweifel an der Verluste schreibenden deutschen Tochter Viag Interkom sind im Mutterkonzern British Telecom (BT) und bei Investoren an einen kritischen Punkt gestoßen. Der Mobilfunkanbieter soll nächsten Montag als Teil der neuen BT-Mobilfunktochter mmO2 an die Börse kommen.  

Ein intimer Kenner des Unternehmens sagte, es spreche viel dafür, dass sich die Briten von dem Geschäft in Deutschland trennen werden. "Es macht keinen Sinn für die Briten, die internationale Ausrichtung aufrechtzuerhalten. Sie können nicht zu den großen Mobilfunkunternehmen wie T-Mobile oder Vodafone aufschließen."  

Auch die Investoren von mmO2 sind angesichts der in Deutschland anfallenden Millionenverluste nervös geworden. "Es gibt eine permanente Prüfung aller Möglichkeiten, wir können unseren Investoren nicht zumuten, dass wir unvernünftige Investitionsentscheidungen fällen", bestätigte Keith Cornell, President Europe von mmO2 und ehemaliger Interimsgeschäftsführer von Viag Interkom. Die mmO2-Aktien werden zunächst nur bisherigen BT-Aktionären zugeteilt.  

Der scheidende British Telecom-Vorstandschef Sir Peter Bonfield hatte im September die volle Übernahme von Viag Interkom als größten Fehler seiner Laufbahn bei BT bezeichnet.

 

Die Investmentbank Bear Stearns rechnet bis 2006 mit einem Nettoverlust von 3,1 Mrd. Euro bei Viag Interkom. Erst für 2004 wird ein positives Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von 31 Mio. Euro vorhergesagt. Viag Interkom erreicht mit 3,4 Millionen Kunden rund sechs Prozent Marktanteil. Marktführer T-Mobile zählt 23 Millionen, Vodafone rund 22 Millionen Kunden. Beide decken 80 Prozent des deutschen Markts ab.  

Fanos Hira, Telekommunikationsanalyst bei Bear Stearns, hat ein Szenario des Verkaufs oder der Schließung der deutschen Tochter entworfen: Die Schuldensituation von mmO2 werde sich dadurch kaum verschlechtern, schließt er.  

"Das Unternehmen kann seine hohen Fixkosten nicht reduzieren, weil es keine große Einkaufsmacht hat", urteilt ein Branchenkenner. Die Vermögensstruktur der Firma sei allerdings für einen Verkauf ausgerichtet. Viag Interkom sei mit einem Anfangsschuldenstand von 814 Mio. Euro solide finanziert.

 

Ein Problem ist die von Viag Interkom im August 2000 für 8,5 Mrd. Euro ersteigerte UMTS-Lizenz . Damit ein anderer Lizenznehmer das Unternehmen übernehmen würde, müssten diese Kosten beim Verkäufer abgeschrieben werden. "Das würde die Bilanz von mmO2 aber nicht so stark belasten, dass Konkurs angemeldet werden müsste", urteilt der Brancheninsider.

 

Gleichwohl soll nach Informationen der FTD im Januar ein Deutscher in den mmO2-Vorstand einziehen. Der Manager soll nicht von Viag Interkom kommen. Dies ist ein unüblicher Schritt, da oftmals Geschäftsführer von Töchtern zugleich in den Vorstand der Mütter aufrücken. Allerdings ist dies nicht als Affront gegen den derzeitigen Chef der Viag Interkom, Rudolf Gröger, zu sehen. Den hatte Keith Cornell erst zum Oktober eingestellt, sodass er in die Pläne für die Vorstandsbesetzung eingeweiht war.
 

Übernahmeziel mmO2

British Telecom: Der Konzern bringt seine vier Mobilfunktöchter, Telford, Digifone, Viag Interkom und Cellnet am Montag unter dem Namen "mmO2" an die Börse. Das Unternehmen wird völlig selbstständig sein und rund 16 Millionen Kunden haben. mmO2 gilt mit 6,4 Mrd. £ als zu klein, um eigenständig zu überleben. Nach dem möglichen Verkauf der verlustbringenden Viag Interkom könnte ein anderer Konzern den Rest übernehmen. Unter anderem ist Telefónica interessiert.

 

http://www.ftd.de/tm/tk/FTDKRRBBZTC.html?nv=nl
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Die Zentrale von Viag Interkom in München.

 

Stellenabbau bei VIAG Interkom

Mobilfunkriese plant keine Entlassungen

Der Mobilfunkbetreiber VIAG Interkom will einen Teil der derzeit rund 4000 Stellen abbauen. Unternehmenssprecher Stefan Zuber sagte am Freitag in München, frei werdende Stellen sollten nach Möglichkeit nicht wieder besetzt werden. Er betonte jedoch, es werde “keine betriebsbedingten Kündigungen geben”. Auch konkrete Zahlen zum Stellenabbau gebe es noch nicht.

“Kein Stellenabbau in dramatischen Schritten, wie man es zum Beispiel von Infineon oder Alcatel her kennt.” STEFAN ZUBER   Firmensprecher Viag Interkom

Die “Financial Times Deutschland” hatte den VIAG-Interkom-Geschäftsführer Joachim Preisig in ihrer Freitagausgabe mit den Worten zitiert, die Personal-Fluktuation von rund 13 Prozent solle ausgenutzt werden, “um den Bestand anzupassen”. Der Mobilfunkbetreiber wolle sämtliche notwendigen Schritte unternehmen, um Ergebnisverbesserungen zu erreichen.
       
NICHT INFINEON ODER ALCATEL
Firmensprecher Zuber sagte jedoch, VIAG Interkom plane “keinen Stellenabbau in dramatischen Schritten, wie man es zum Beispiel von Infineon oder Alcatel her kennt”. Im Geschäftskunden-Bereich, den das Unternehmen derzeit verstärke, seien sogar auch weiterhin Neueinstellungen denkbar.
       
Im vergangenen Quartal von April bis Juni hat das von der British Telecom übernommene Unternehmen nach eigenen Angaben einen Verlust vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von 66 Millionen Pfund (206 Millionen Mark/105 Millionen Euro) gemacht. Der Umsatz betrug in dem Zeitraum demnach 199 Millionen Pfund (206 Millionen Mark/621 Millionen Euro).
       
ZDF-MSNBC      10. August 2001 Mit Material von: AP     www.buergerwelle.de

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