typisch: "Verständnis für Betreiber" trotz massiver Probleme!

Allgäuer Zeitung vom 06.10.2001

Handy-Stationen: Stadt darf mitreden

Von Franz Summerer

Kempten Mobilfunkanlagen verunsichern die Menschen. Anwohner klagen über gesundheitliche Beschwerden oder sie haben Angst vor verborgenen negativen Auswirkungen der Strahlung. Allein in Kempten gibt es 26 Standorte, an denen Sendeanlagen montiert sind. Und die Zahl wird wachsen, wenn immer mehr UMTS nutzen. Bisher hatten die Kommunen keinen Einfluss darauf, wo eine Handy-Station eingerichtet wird. Seit dem 1. Oktober hat sich das geändert.

"Ich kann nachts nur noch drei Stunden schlafen", sagt eine 60-jährige Frau, die in der Sportplatzstraße in Weidach wohnt. Und eine 58-Jährige aus der Werner-von Siemens-Straße klagt über enorme Schwankungen ihres Blutdrucks "bis zur Bewusstlosigkeit". Beide machen die Mobilfunkanlage auf dem Schornstein des Gewerbeparks Kottern (ehemals Kottern Textil) dafür verantwortlich. Dort wurde vor einigen Wochen eine zweite Funkanlage montiert.

Kein Einzelfall, wie der Leiter des Kemptener Umweltamts, Kai Welzig, weiß. Pro Woche gebe es mindestens einen Anruf beim Umweltamt. "Viele Menschen klagen über Probleme oder haben Angst vor Schäden, wenn sie jeden Tag auf die Sendeanlagen schauen", hat Welzig Verständnis für die Besorgnis der Bürger. Andererseits könne er auch nachvollziehen, dass die Mobilfunk-Betreiber ein lückenloses Netz anbieten wollen.

Wenn es um die Auswahl der Standorte ging, hatte die Stadt bisher kein Mitspracherecht. Denn die verantwortliche Bundes-Behörde stuft die Strahlenbelastung der Funkanlagen als gering ein. Abhängig von der Sendeleistung genüge laut Welzig bereits in der Horizontalen ein Abstand von drei bis fünf Metern und in der Vertikalen sogar unterhalb einem Meter bis zur nächsten Wohnung.

Nur Abstände nachweisen

Die Betreiber suchten sich einen Standort, schlossen einen Vertrag mit dem Hausbesitzer und erhielten eine "Standort-Bescheinigung" von der Regierungs-Behörde für Telekommunikation und Post. Dabei mussten sie nur die entsprechenden Abstände nachweisen. Am Ende erhielt die Stadt eine Mitteilung vom Betreiber, wo eine Mobilfunk-Station eingerichtet wird. Gefragt wurde sie zuvor nicht. Das ändert sich jetzt: Aufgrund einer freiwilligen Vereinbarung zwischen den Mobilfunknetz-Betreibern und den kommunalen Spitzenverbänden dürfen Städte und Gemeinden seit dem 1. Oktober bei der Standortwahl mitreden. Dabei sollen "einvernehmliche Lösungen" gefunden werden. Sprich: Einerseits wird den Mobilfunknetz-Betreibern das Recht eingeräumt, ein leistungsfähiges Netz aufzubauen. Andererseits sollen die Besorgnis der Bevölkerung und der Erhalt der Landschaft berücksichtigt werden.

In der Vereinbarung verpflichten sich alle namhaften Netz-Betreiber, rechtzeitig vor der endgültigen Standortentscheidung die jeweiligen Kommunen zu unterrichten. Danach können Städte und Gemeinden Alternativen vorschlagen. Sollten diese Vorschläge funktechnisch und wirtschaftlich geeignet sein, "sagen die Betreiber zu, diese vorrangig zu verwirklichen", heißt es. Wenn nicht, sei das der Kommune zu begründen. Innerhalb von acht Wochen soll das Abstimmungsverfahren für einen Standort abgeschlossen sein.

Der erste Anbieter hat schon reagiert: Nächste Woche haben sich Vertreter von E-Plus bei der Stadt zum Gespräch angesagt

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