Jeder Zweite kann nicht mehr schlafen!

BW: Gesundheits(wirtschafts)politik aktuell - es ist wirklich unglaublich, wie grenzenlos DUMM wir sind:
Wer dank Elektrosmog nicht mehr schlafen kann (inzwischen jeder Zweite!) bekommt jetzt Antidepressiva, Phantasiereisen und Psychotherapie! Was muss noch erst passieren, bis wir uns wehren? Oder stehen wir schon so "unter Stoff"... 


MM 2.2.01

Jeder Zweite hat Schlafprobleme 

1 Million nimmt täglich ein Mittel

Von Irmi Schwartz

München - In Deutschland leidet fast jeder Zweite unter Schlafstörungen, und jeder Dritte nimmt deswegen über kurze oder längere Zeit ein Schlafmittel. Überhaupt nicht mehr ohne ein Medikament kommen eine Million schlaflose Bundesbürger aus, wie die weltweit bisher größte Schlaf forschungsstudie zeigt, die vom Münchner Max-Planck-Institut für Psychiatrie und der Technischen Universität Dresden durchgeführt worden ist.

Schlaflosigkeit (Insomnie) ist, wie Professor Göran Hajak (Universität Regensburg) betonte, ein ernst zu nehmendes Leiden, das die Leistungsfähigkeit und die Freude am Leben einschränkt, das Unfallrisiko und die Neigung zu Depressionen verstärkt.

Überraschend viele junge Menschen haben bereits Schlafprobleme: Ein Viertel der 16- bis 19-Jährigen ist betroffen. Auslöser sind nach Angaben der Experten sehr oft das Nicht-Abschalten-Können nach körperlicher oder geistiger Anspannung, falsche Schlafgewohnheiten und den Schlaf behindernde Gedanken. Als einfache Gegenmittel empfehlen die Experten Entspannungsübungen, Phantasiereisen oder ein Training für einen gesunden Schlaf.

Ein Ergebnis der Studie, für die nach dem Stichprobensystem an einem bestimmten Tag rund 20 000 Patienten in 539 Hausarzt-Praxen befragt worden waren: Viele Ärzte erkennen die Schlafstörung ihrer Patienten nicht oder tun sich mit der Behandlung schwer. „In der allgemeinärztlichen Praxis gibt es eine bedenkliche Dunkelziffer, nur bei jedem dritten Patienten wird das Problem erkannt", erklärte der Leiter der Studie, der Professor für Klinische Psychologie, Hans-Ulrich Wittchen und fügte hinzu:

Die Ärzte nehmen zwar Klagen über Schlafstörungen durchaus ernst, unterschätzen aber die Häufigkeit und fragen nicht nach, wenn der Patient andere Beschwerden schildert."

Vielen Hausärzten macht die genaue Diagnose der Schlafstörung ebenso zu schaffen, wie die gezielte Behandlung: 50 Prozent erklärten, sie fühlten sich überfordert. An eine psychotherapeutische Behandlung des Schlaflosen denkt nur jeder zehnte Hausarzt. Die Hälfte verschreibt ein pflanzliches Mittel, vier Fünftel ein Schlafmittel mit Abhängkeitsrisiko oder ein Antidepressivum, ohne mit dem Patienten ein Beratungsgespräch zu führen.

„Die  Kommunikation zwischen Arzt und Patient ist überhaupt eines der wesentlichen Probleme", befindet Professor Dieter Riemann (Universität Freiburg): „Nach unserer Studie gehen 84 Prozent der Patienten, die behandelt werden, mit einem Rezept nach Hause, aber nur 50 Prozent nehmen das Medikament dann tatsächlich."

21 Prozent können nicht einschlafen, 27 Prozent bleiben nachts stundenlang wach. Schnarchen mit Atemstillständen macht sieben Prozent, Tagsschläfrigkeit 15 Prozent zu schaffen.