BW beweist: Forscher massiv unter Druck!

Info-Abend der Bürgerinitiative Funkfeuer

Bischofsheim.

In Fortsetzung des Berichtes im letzten Lokal-Anzeiger von der Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative Funkfeuer am 26. Januar im Palazzo sind die Ausführungen von Professor Semm über die Auswirkungen gepulster Mikrowellenstrahlung, wie sie auch von den Mobilfunksendern auf dem Feuerwehrturm abgestrahlt werden, von besonderem Interesse und voller Brisanz. Bestätigten doch die Arbeiten von Professor Semm, daß es - entgegen den offiziellen Verlautbarungen von Mobilfunkbetreibern und Behörden - sehr wohl Auswirkungen auf biologische Systeme im nichtthermischen Bereich gibt.

Der Experte, der zehn Jahre lang auf dem Gebiet der statischen Felder forschte und Herausgeber der Fachzeitung BioElektroMagnetics war, hatte als Berater der Telecom fünf Jahre lang auf dem Gebiet der Hochfrequenzstrahlung gearbeitet. Er wurde entlassen, als seine Forschung nicht die gewünschten Ergebnisse erbrachten, erklärte er. Bei Versuchen mit Heuschrecken hatte er festgestellt, daß 60 Prozent der Zellen einer Gehirnhälfte unter Einfluß der gepulsten Strahlung falsch reagieren. "Sie wären nicht überlebensfähig, wenn sie permanent dieser Strahlung ausgesetzt wären", so Professor Semm. Auch beim Menschen, gerade bei Kranken, Alten und Kindern, sei eine potentielle Gefahr durch die gepulste Hochfrequenz des Mobilfunks gegeben. Aufgrund seiner Erkenntnisse habe er sein Handy verkauft und empfehle jedem einen großen Abstand auch zu den Handy-Benutzern zu halten. Da er in seinem Arbeitsvertrag zum Stillschweigen verpflichtet wurde, seien diese Aussagen jetzt nur deshalb möglich, weil er auch in seiner Freizeit Forschung betrieben hätte. Alle Aussagen von Prof. Dr. Semm an diesem Abend bezogen sich deshalb ausschließlich auf Forschungen außerhalb seiner regulären Arbeitszeit und seien daher auch nicht als Verstoß gegen die ihm auferlegte Schweigepflicht zu werten. Mit viel Applaus dankten die Zuhörer Professor Semm für dieses nicht alltägliche Maß an Zivilcourage. Ein weiterer Themenschwerpunkt des Abends war die Situation der Freiwilligen Feuerwehr Bischofsheim. Die Bürgerinitiative hatte der Feuerwehr eine Stellungnahme von Herrn Zwerenz, Sprecher der Bayerischen Bürgerwelle, hinsichtlich möglicher gesundheitlicher Risiken für die Feuerwehrleute bei Übungen am Schlauchturm zukommen lassen. Obwohl darin auch auf die Gefahr möglicher Erbgutschäden durch den Aufenthalt im Antennenbereich der Mobilfunksender hingewiesen wurde, werde diese Gefahr von den Verantwortlichen bei der Feuerwehr und Gemeindeverwaltung noch immer nicht ernst genommen. Wie anders, so BI-Sprecher Sigi Ebenhoch, solle man die Aussage von Feuerwehrkommandant Rüdiger Groß verstehen, daß er es jedem selbst überlassen wolle, ob er so hoch gehe oder nicht. Zwerenz erachtet es als grob fahrlässig, wenn die Feuerwehrleute im Bereich der Antennen üben. Auch gerade deshalb, weil es durch den Einfluß der Strahlung zu Schwindelanfällen, Gleichgewichts- und Bewußtseinsstörungen kommen könne und so beim Übersteigen von der Feuerwehrleiter auf den Balkon Absturzgefahr bestehe. Erbgutschädigungen könnten bereits bei l Millionstel Watt pro Quadratzentimeter auftreten. Dies läge 900fach unter den jetzt gültigen Grenzwerten, die sowieso viel zu hoch angesetzt seien, und im Bereich um die Antennen, wo die Feuerwehrleute üben, locker erreicht würden. Zwerenz war der Meinung, daß es wohl auch bei den derzeit gültigen Bestimmungen nicht zulässig sei, den Turm überhaupt zu betreten. Hier bleibe abzuklären, ob es aus Sicherheitsgründen nicht zwingend geboten sei, den Betrieb der Anlage sofort zu verbieten.

Schwere Vorwürfe mußte sich auch Bürgermeister Berthold Döß vom Sprecher der Bürgerinitiative Funkfeuer, Sigi Ebenhoch, gefallen lassen. Nicht nur, daß in Sachen Sendeanlage von der Verwaltung fast kein Handeln ausgehe, obwohl erkennbar sei, daß keinerlei Akzeptanz seitens der Bevölkerung bestehe, übe sich der Verwaltungschef seit vier Monaten im Beschwichtigen der Mitbürger. Er habe wohl auch die Hoffnung, daß die Betreiber im Konsens mit der Gemeinde um einen neuen Standort bemüht seien. Davon könne aber wohl kaum ausgegangen werden, da dies der Sprecher der Mobilfunkbetreiber bereits bei der Bürgerversammlung am 29. September 1998 ausgeschlossen und auf Einhaltung des Vertrages gepocht hätte. Zum Beweis seiner Aussage verteilte der BI-Sprecher die Kopie des Briefes eines Mitbürgers an die Bürgerinitiative, worin eben diese einseitige, betreiberfreundliche "Information" beklagt wurde. Hier sei endlich konsequentes Handeln zum Wohle der Bürger angesagt. Das war auch die einhellige Meinung aller Diskussionsteilnehmer. Auch von Besuchern aus den Nachbargemeinden wurde Bürgermeister Döß aufgefordert, sich mit seinen Amtskollegen zusammenzusetzen, um gemeinsam den von den Mobilfünksendern ausgehenden Gefahren zu begegnen. Dies sei eine Bringschuld des Bürgermeisters.

Der Sprecher der BI, Sigi Ebenhoch, überreichte dem Vorsitzenden der Bischofsheimer SPD, Thomas Will, eine Resolution der Kindergarteneltem mit der Bitte, diese in die kommunalen Gremien einzubringen. Darin wird gefordert, daß der Sender in unbebautes Gebiet verlegt werden soll, um das Restrisiko für die Kinder weitgehend auszuschließen. Nicht zuletzt aufgrund dieser Besorgnis der Eltern und den fundierten Informationen der Referenten konnte man spüren, daß die Stimmung im Saal nur noch auf die Lösung ausgerichtet war, wie man es anstellen könne, um hier ans Ziel zu kommen. Es wurde klar ausgesprochen, daß auch eine Vertragsstrafe kein Grund sein dürfe, weiterhin untätig zu bleiben. Die Gesundheit der Bevölkerung müsse Vorrang haben vor den Gewinninteressen der Mobilfunkbetreiber. Wenn man sich den Prachtbau "Palazzo" für satte 7 Mill. DM leiste, müsse auch das Geld für die Gesundheit der Bürger aufzutreiben sein. Der Vorschlag von Thomas Will, daß der Spezialanwalt der BI-Funkfeuer, Herr Krist, doch auch für die Gemeinde tätig werden solle, fand allgemeine Zustimmung.

In seinem Schlußwort gab denn auch BI-Sprecher Sigi Ebenhoch der Hoffnung Ausdruck, daß man nun gemeinsam besser und effektiver die elementaren Rechte der Bevölkerung auf körperliche Unversehrtheit vertreten könne.

(Bischofsheimer Lokalanzeiger 5.2.99)