"Strahlenschutz" in der politischen Definition:ein erschreckendes Beispiel

BW: Ein weiteres Musterbeispiel, was "Strahlenschutz" für Politiker bedeutet und wie es auch

in anderen Mikrowellenbereichen ("Radar") inzwischen klar nachgewiesen ist.


BR 2: Notizbuch, 11.01.2001 / Moderation: Nortrud Semmler

Thema: KRANKE RINDER DURCH MOBILFUNK

Nortrud Semmler:
"Es geht um eine kürzlich vom Bayerischen Umweltministerium veröffentlichte Studie, wir machen Sie mit einigen brisanten Aspekten dieser Studie bekannt...

Auch wenn inzwischen jeder zweite mit dem Handy rumläuft, die Angst vieler Menschen, daß die hochfrequente Strahlung vielleicht doch gesundheitliche Schäden hervorruft, läßt sich nicht wegtelefonieren. Und auch die Tatsache, dass der Staat kürzlich den Mobilfunkbetreibern weitere und neue Lizenzen erteilt, und dafür 100 Mrd. Mark kassiert hat, ist alles andere als ein Beweis dafür, dass Mobilfunkantennen und Handys ungefährlich sind.

Am 23. November haben wir uns hier im Notizbuch ausführlich den Handys gewidmet. Wir haben darüber berichtet, warum die englische Regierung empfiehlt, dass Kinder und Jugendliche nicht mobil telefonieren, dass es in England mittlerweile verboten ist, Mobilfunkmasten in der Nähe von Schulen und Kindergärten aufzustellen, dass die Genforschung mit ähnlich getakteten Hochfrequenzen arbeitet wie die Mobilfunkbetreiber - allerdings um Zellkerne aufzubrechen. Und so weiter und so fort...

Diesmal wenden wir uns den Mobilfunkmasten zu, die sich in Bayern - so die Staatsregierung - in den nächsten zehn Jahren auf etwa 12.000 verdoppeln werden. Was - da die Strahlung offensichtlich doch nicht ungefährlich ist - einer Katastrophe gleichkommen könnte.

Um herauszufinden, wie gefährlich bzw. ungefährlich die hochfrequenten elektromagnetischen Felder solcher Masten sind, die meist sogar ohne das Einverständnis der Kommune auf privaten Dächern installiert werden können - gegen gutes Geld für den Hausbesitzer versteht sich - um dies herauszufinden, haben sich bereits viele, viele Wissenschaftler betätigt, und es gibt ebenso viele Studien. Die neueste und ausführlichste Studie zu diesem Thema hat das Bayerische Umweltministerium Ende November vergangenen Jahres der Öffentlichkeit vorgestellt: und zwar eher beiläufig, weil angeblich nur beiläufiges herausgekommen sei. In der folgenden guten Viertelstunde möchte ich Sie - hin und wieder unterbrochen von ein paar Takten Musik - mit einigen, meiner Meinung nach, eher brisanten Aspekten dieser Studie bekannt machen.

Doch zuvor ein paar Worte zum Hintergrund: 1994 wandte sich der Chiemgauer Bauer Joseph Altenweger an die Öffentlichkeit, weil sich auf seinem Hof die Miss- und Fehlgeburten häuften, Kühe nicht mehr trächtig wurden und andere merkwürdige Dinge geschahen. Da zuvor ganz in der Nähe Mobilfunkantennen installiert worden waren, vermutete Altenweger, aber auch der Kreisveterinär, dass dies möglicherweise mit den Masten zu tun habe. Der Bayerische Tiergesundheitsdienst, der eingeschaltet wurde, konnte nur feststellen, dass sowohl das Futter wie auch die Haltung der Tiere in Ordnung waren. Zu der Zeit klagten bereits andere Bauern über ähnliche Probleme. Vor etwa zwei Jahren schaltete sich dann das Bayerische Umweltministerium ein, und gab die bisher ausführlichste Studie zu dieser Thematik in Auftrag: es wurden 38 Höfe in Bayern und Hessen untersucht. Ende November vergangenen Jahres war die Studie abgeschlossen und Umweltminister Werner Schnappauf machte die Öffentlichkeit mit seiner Sichtweise des Ergebnisses bekannt:
(Ein Ausschnitt aus dem Interview mit dem Bayer. Umweltminister)
"Im Ergebnis haben die Forscher keinen Zusammenhang festgestellt zwischen der Strahlung, die von Mobilfunkantennenanlagen ausgeht und einem veränderten Verhalten, der Gesundheit von Rindern. Das ist auf der einen Seite ein erfreuliches Ergebnis, auf der anderen Seite muß ich aber im Interesse der Vorsorge für Gesundheit der Tiere und möglicherweise, wenn man das übertragen kann, der Menschen, auch sagen, dass die Studie letzten Endes auch keinen 100 %igen Ausschluss einer Gefährung feststellen konnte. Kein anderes Land hat bisher in dieser Weise - die Studie hat 800.000 DM gekostet - sich engagiert, und ich denke das ist auch Ausdruck der bayerischen Angehensweise, dass wir auf der einen Seite ja sagen zu neuen Technologien, aber auf der anderen Seite auch wie kein Zweiter Sicherheit und Vorsorge hochhalten. Deshalb sollten diese Forschungsergebnisse vom Bund und anderen Forschungsstellen bewertet werden, geprüft werden und Basis sein für die Fortsetzung weiterer Untersuchungen, Studien zur Technikfolgenabschätzung."

Nortrud Semmler:
"Sie sagten 800.000,- DM hat die Studie gekostet. Die Mobilfunkbetreiber waren mit der Hälfte dabei. Das schafft ja auch etwas Misstrauen unter der Bevölkerung.

Umweltminister Werner Schnappauf:
"Dafür besteht aber kein Anlass, denn die Studie ist ausschließlich vom Bayerischen Umweltministerium in ihrer Konzeption erstellt worden und mit den beauftragten wissenschaftlichen Instituten in Hochschulen erarbeitet worden, so daß die Mobilfunkbetreiber zu keinem Zeitpunkt Einfluss genommen haben auf Inhalte oder Fragestellungen."

Nortrud Semmler:
"Wer hat denn die Kontrollgruppen ausgesucht?"

Umweltminister Werner Schnappauf:
"Es gab Vorschläge sowohl von den Hochschulen, Vorschläge sozusagen aus der Mitte der Gesellschaft, wenn Auffälligkeiten da waren, die gemeldet worden sind und auch vom Umweltministerium es gab also eine Vielzahl ..." (Einwurf der Moderatorin) ! ... "und von den Mobilfunkbetreibern, die haben auch selbst welche ausgesucht!" ... "ich sag ja es gaben viele Vorschläge, aus der Mitte der Gesellschaft, von Mobilfunkbetreibern, von Betroffenen, von Behörden, auch vom Umweltministerium, die letzten Endes dazu geführt haben, das eine breite Stoffsammlung auf dem Tisch lag und daraus wurden dann die Höfe ausgesucht, die in die Untersuchung einbezogen worden sind. Im nachhinein möchte ich sagen, es wäre vielleicht vorzugswürdig gewesen, sozusagen nach dem Zufallsgenerator vorzugehen. Man hat durch diese Angehensweise, dass man Höfe ausgewählt hat, die Verhaltensauffälligkeiten –möglicherweise- hatten, schon eine Zusammenstellung, eine Konstellation gehabt, die eine besondere Prägung, eine besondere negative Auswahl war..." (Einwurf der Moderatorin) ! ... "aber um die Höfe ging es doch eigentlich auch!" ..."ja aber, es hat sich dann ..." (Einwurf der Moderatorin) ! ... "das war doch Anlass zu der Studie!" ... "letzten Endes hat sich gezeigt, dass bei einem hohen Prozentsatz, ich glaub es waren 85 oder gar noch mehr Prozent der ausgesuchten Höfe Viruserkrankungen bei den Tieren vorlagen, die –so sagen uns die Wissenschaftler heute- dann eine letztlich abschließendes Bild, eine letztlich abschließende Beurteilung nicht erlauben, weil man keinerlei Ergebnis differenzieren kann: Ursache und Wirkung, was ist auf die Viruserkrankung zurückzuführen, was ist auf Strahlenbelastung zurückzuführen oder auch andere Parameter. Wir haben also dann wieder eine Situation, dass sich verschiedene Einflüsse überlagern und die Wissenschaftler in der Studie nicht mehr sauber differenzieren konnten: was ist Ursache und was ist Wirkung von dem einen oder Anderen."

Nortrud Semmler:
"Dieses Gespräch mit Umweltminister Schnappauf habe ich Mitte Dezember vergangenen Jahres geführt. Gut zwei Wochen später war mein Gesprächspartner der Veterinär Dr. Christoph Wenzel. Dr. Wenzel gehört zu den Wissenschaftlern vom Institut für Tierhygiene, Verhaltenskunde und Tierschutz an der Universität München, die an der Studie Beteiligt waren. Was sagt er zu den Ausführungen des Ministers, die Wissenschaftler könnten sich kein abschließendes Urteil erlauben, weil nicht zu differenzieren sei, was auf sogenannte Störgrößen wie beispielsweise eine Viruserkrankung oder auf Strahlenbelastung oder andere Parameter zurückzuführen ist."

(Ein Ausschnitt aus dem Interview mit dem an der Studie beteiligten Wissenschaftler Dr. Christoph Wenzel):
"Meiner Ansicht nach wird der Einfluss von Störgrößen von Seiten des Umweltministeriums völlig überbewertet. Wir konnten abschätzen, mit welchen Störgrößen und Einflüssen wir wohl zu rechnen haben, und haben auch entsprechende Maßnahmen unternommen, um diese Störgrößen zu beseitigen, bzw. zu minimieren. Wissenschaftlich gesehen ist uns das auch sehr gut gelungen. Mir ist nicht bekannt wie weit der Umweltminister oder das Ministerium selbst unsere Arbeit bewerten kann. Aber offensichtlich sind wir wohl die Fachleute und auch entsprechend als Fachleute ausgesucht worden um diese Studie durchzuführen und wir haben ein Ergebnis gefunden, wir haben das was man in den vergangenen Jahrzehnten publiziert hat, bestätigen können und haben wieder Effekte gefunden die besagen, dass diese elektromagnetischen Felder, diesmal ausgehend von Mobilfunksendeanlagen, einige Effekte im Organismus bewirken."

Musik
" Ausgangspunkt war, ich hab’s schon gesagt, der Betrieb von Josef Altenweger in Schnaitsee. Karl Schweinberger Redakteur beim "Landwirtschaftlichen Wochenblatt" und selbst Bauer, hat den Betrieb in den vergangenen Jahren besucht und auch viele Fotos gemacht." 

(Ein Ausschnitt aus dem Interview mit Karl Schweinberger vom Landwirtschaftlichen Wochenblatt, von Beruf Redakteur, Bauer und Hochfrequenztechniker):
"Der Betrieb Altenweger ist ein typischer Familienbetrieb, ein hervorragend geführter Betrieb, der jedes Jahr ´ne Auszeichnung bekam über die Produktion hervorragender Milch, das schaffen eh nur wenige Prozent der Landwirte, und Altenweger hatte das schon über 12 Jahre am Stück. Altenweger hatte zu seiner normalen Zeit 25 –28 Kühe und die Probleme haben sich halt im Laufe von 1, 1 ½ Jahren aufgebaut und das war dann also parallel zu der Zeit als zusätzlich auf diesem Fernsehmast Mobilfunkantennen gebaut wurden." ...
(Im Hintergrund hört man Papiergeraschel)
"Hier sehen Sie also einen Fernsehsender, der schon 25 Jahre an diesem Ort ist, und da gab es vorher keinerlei Probleme, und erst nachdem diese Mobilfunkantennen, diese Basisstation da montiert wurden, begannen die Probleme. Die Kühe sind also nicht mehr richtig trächtig geworden, die hatten also den Kopf immer auf eine Seite, und zwar vom Sender abgewandt und hatten den Kopf der Nachbarin teilweise in die Flanke gedrückt, so als wenn man Kopfschmerz hat und will den Kopf irgendwohin drücken. Und dann kam hinzu, dass relativ viele Missgeburten , teilweise Frühgeburten, Missbildungen auftraten, wie man also hier auf dem Bild sieht, dass einfach die Glieder nicht richtig gerade waren, dass die Sehnen verkürzt waren. Also da sieht man z. B. Kühe, die nebeneinander stehen, alle mit tränenden Augen, und unten auf dem Futtertisch da war eine richtige kleine Wasserpfütze von den Tränen, die ständig, ständig den Tieren aus den Augen gelaufen sind. Und wenn dann sogenannte Fachleute sagen, das sei normal, oder kann normal sein, dann fragt man sich schon, vor welchem Hintergrund solche Aussagen gemacht werden.
Dann immer, immer wieder verkürzte Sehnen. Die Tiere stehen dann also ganz spitz auf einem Klauen und hier dieses Kalb, ... ein Rind ist ja ein Paarhufer, hat also geteilte Hufen, und hier sehen sie ja, dass diese Vorderhufe einhufig sind wie bei einem Esel. Das sind Dinge die da also des öfteren vorkommen. Und auch die Rinderstudie hat ja bewiesen, dass also diese Dinge drei, vier fünffach erhöht sind, auf den untersuchten Betrieben. Und selbst in der Natur in der Umgebung konnte man also mitten im saftigen Frühjahr sehen, dass Blüten verkümmert waren, das ganze Baumhälften Ende Juni die Blätter bereits gelbbraun waren wie spät im Herbst. Und alles genau zur Sender zugewandten Seite."

 Nortrud Semmler:
"Karl Schweinberger vom Landwirtschaftlichen Wochenblatt, stammt selbst aus einem Bauernhof. Weil Ihn die Elektronik faszinierte, studierte er Hochfrequenztechnik, musste dann aber aus familiären Gründen doch den Hof übernehmen. Eine Krankheit zwang ihn zu einem weiteren Berufswechsel. Kein Wunder also, das die Themen Mobilfunk und Rinderkrankheiten ihn seit Jahren beschäftigen und sich auf seinem Schreibtisch Aktenberge stapeln."

Karl Schweinberger:
"Hier könnte man Sachen erzählen,... (er lacht verlegen und seufzt) ... da war ich z. B. in einem Betrieb in Österreich, der hat sich selber bei einer Maschinenhalle eine Richtfunkanlage für Mobilfunk montieren lassen. Und dann hat er festgestellt, innerhalb 14 Tagen haben die Tiere nicht mehr richtig gefressen und da kam es zu ähnlichen Problemen wie der Betrieb Altenweger das beschrieben hat. Und dann ist es dem Bauern gelungen, in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt, mit der Universität alles untersuchen zu lassen, die Blutbilder, das Futter, es worden also keine Auffälligkeiten festgestellt, und dann haben alle gemeinsam auf diese Richtfunkanlage geguckt, und haben gemeint, seit diese Anlage da installiert ist stimmt es eigentlich nicht mehr. Und da hat es geheißen, wir versuchen das Ding abzuschalten. Und dann, der Betreiber hat dann also mitgemacht, hat das also abgeschaltet und das hat also 2, 3 Tage gedauert und die Tier haben wieder gefressen, die vielen Schwergeburten, die sie also in dem Zeitraum vorher hatten, die waren also wie weg, wie abgestellt, und der Bauer ist sich also sicher, dass er sich also auf gar keinen Fall mehr so eine Anlage installieren lässt, denn mit dem Geld lässt sich die Gesundheit nicht kaufen, war sein Resümee."

Musik
Nortrud Semmler:
"... 38 Höfen in Bayern und Hessen, die jetzt in der groß angelegten Studie untersucht wurden. In der Überschrift der Pressemeldung, die das Bayerische Umweltministerium am 30. November herausgab, heißt es nur lapidar: Keine neuen Aussagen, Gefährdungsszenario nicht erkennbar.
Der an der Studie beteiligte Wissenschaftler Dr. Christoph Wenzel sieht das allerdings ganz anders."

(Ein Ausschnitt aus dem Interview mit dem an der Studie beteiligten Wissenschaftler Dr. Christoph Wenzel) :
"Wir haben beobachtet, dass das Wiederkauverhalten von Rindern und auch das Liegeverhalten verändert ist, und zwar bei denen die nun einer Strahlung ausgesetzt sind und wir interpretieren diese Veränderungen als einen chronischen Stress. Unterstützt wird diese Interpretation durch die Veränderung des Stresshormons Cortisol, daß wir untersucht haben, zum anderen haben die Kollegen in Gießen bei der Blutuntersuchung Veränderungen bei Parametern die auf Erbgutschäden hinweisen, als auch bei Parametern die das Immunsystem betreffen, gefunden. Außerdem durch eine epidemiologische Erhebung konnte sie vermehrt Missbildungen und Aborte bei exponierten Betrieben feststellen. Dabei hat sich eben ergeben, dass es deutliche Unterschiede zwischen stark exponierten Betrieben und eben wenn sie so wollen schwach exponierten oder Kontrollbetrieben gibt."

 Nortrud Semmler:
"Exponierte Betriebe, das sind Höfe wie beispielsweise Altenwegers Hof im Fadenkreuz zweier Mobilfunktürme liegen, es sind aber auch Höfe von wo aus man keine Antenne sieht, weil sie hinter der nächsten Bergkuppe installiert ist. Hier noch einmal verkürzt die Interpretation der Studie durch das Bayerische Umweltministerium und anschließend die Beurteilung dieser Interpretation durch einen Wissenschaftler, der an der Studie mitgearbeitet hat."

Umweltminister Werner Schnappauf:
"Im Ergebnis haben die Forscher keinen Zusammenhang, keine Kausalität festgestellt, zwischen der Strahlung die von Mobilfunkantennenanlagen ausgeht und einem veränderten Verhalten, lassen Sie mich allgemein sagen, der Gesundheit von Rindern."

Dr. Christoph Wenzel Veterinär Uni München:
"Die Interpretation ist falsch. Es besteht im Prinzip genau das Gegenteil. In unserem Bericht in einer achtstündigen Expertenrunde im November im Bayerischen Umweltministerium haben wir uns auf einen Kernsatz verständigt, nämlich es darf keine Entwarnung gegeben werden. Dieser Kernsatz findet sich nun nicht in dem Resümee des Bayerischen Umweltministeriums, das man im Internet nachlesen kann. Wir haben einen Zusammenhang zwischen der Strahlung, die von Mobilfunksendeanlagen ausgeht, und dem Verhalten der Tiere gefunden."

Nortrud Semmler:
"Der Bayerische Umweltminister hält weitere Studien für notwendig und will diese Studien dem Bundesumweltminister und anderen Forschungsstellen zur Begutachtung vorlegen . Es sieht fast so aus, als wenn mit dieser Vorgehensweise Zeit gewonnen werden soll. Das, verständlicherweise, sehen die Mobilfunkbetreiber nicht gerne, wenn man ihnen jetzt ins Handwerk pfuschte. Haben sie doch erst kürzlich für die neuen Lizenzen 100 Mrd. Mark ins Staatssäckel gezahlt. Die Daten, die dringenden Handlungsbedarf im Sinne der Sicherheit und Vorsorge für die Bevölkerung anmahnen, existieren längst. Und zwar existierten sie lange bevor das Bayerische Umweltministerium den lobenswerten Entschluss fasste, eine solch ausführliche Studie in Auftrag zu geben."

Dr. Christoph Wenzel Veterinär Uni München:
"Meiner Ansicht nach ist eine sofortige Grenzwertdiskussion anzustreben, mit allen beteiligten Sachkundigen, das heißt, dass der aktuell gültige Grenzwert neu diskutiert wird, in Frage gestellt wird. Dann sollte man darüber nachdenken, ob man nicht im Bereich von bewohnten Gebäuden auf die Installation von Mobilfunksendeanlagen verzichtet und dort entsprechende Auflagen schafft, um einfach im Sinne einer Vorbeugung tätig zu werden. Ich halte die Maßnahmen weiterer Forschung bevor man tätig werden möchte, für unsinnig. Es sind zahlreiche Effekte beobachtet worden. Die Anzahl der Studien die also hier einen Effekt belegen, sind genügend um jetzt Maßnahmen ergreifen zu können. Und auch der Hinweis, die Arbeiten vom Bundesumweltminister weiterführen zu lassen, halte ich für nicht sehr sinnvoll, denn wir all wissen, wie lange so etwas dauert, dann ist frühestens in 3, vielleicht sogar erst in 5 Jahren mit Ergebnissen zu rechnen und dann ist es für Maßnahmen denke ich wohl zu spät."

Nortrud Semmler:
"Eine massive Senkung der Grenzwerte fordert übrigens auch der Präsident der Bundesärztekammer. Das diese problemlos möglich ist, machen uns unsere Nachbarn in Österreich vor. Da hat es die Stadt Salzburg geschafft, mit den Mobilfunkbetreibern einen Grenzwert auszuhandeln, der etwa um den Faktor 5000 niedriger liegt, als bei uns. Und trotzdem ist dort mobiles telefonieren einwandfrei möglich. Aber es gibt noch eine weitere Alternative, wenn wir denn schon immer und überall erreichbar sein wollen. Dazu noch einmal der Redakteur, Bauer und Hochfrequenztechniker Karl Schweinberger.

Karl Schweinberger:
"Es gibt Alternativen zum heutigen Standard der gepulsten Mobilfunktechnik. In den USA gibt’s schon seit 25 Jahren einen Standard, die CDMA-Technik, die hatte also das Militär für sich benutzt und CDMA zeichnet sich dadurch aus, dass es eine sehr hohe Datenübertragungsrate hat, also genauso hoch wie das jetzige UMTS und Nachfolgesysteme angestrebt wird, dass es also sehr abhörsicher ist im Vergleich zum bisherigen Standard –da konnte man ja jedes Handy als Wanze benutzen-. Das wichtigste an dem CDMA-System liegt darin, dass es nicht gepulst ist. Und es waren also schon zu Beginn der 90er Jahre riesen Vorteile die also nicht genutzt wurden, meines Erachtens eben aus Kosten für die Lizenzen."

Nortrud Semmler:
"Leider haben unsere Politiker hier die Weichen falsch gestellt, indem sie den Mobilfunkbetreibern für fast 100 Mrd. Mark die neuen Lizenzen gewährten. Es standen zwei Technologien zur Debatte. Einmal das von Nokia und Ericsson favorisierte WCDMA-Verfahren, die codierte, ungepulste Technik, und die von Siemens, Sony, Motorola und Bosch ins Spiel gebrachte, getaktete TDCDMA-Technik, die auch wieder 217 mal pro Sek. Gepulst ist. Und wenn man seriösen wissenschaftlichen Studien glauben darf, dann ist gepulste Hochfrequenz für lebende Organismen hoch brisant."

ENDE

Textfassung auf Basis der gekürzten Internetfassung des BR (

http://www.br-online.de/bayern2/familienfunk/ratgeber/ak20010111.html), ergänzt von Ulrich Zoth, Lohra am 12.01.2001 nach einer Aufzeichnung von Herrn Dr. Braun, Oberursel