Mobilfunk-Newsletter vom 28.01.2004

Abstimmung über Mobilfunk

Montag, 26.01.2004, Ausgabe-Nr. 20, Ressort Stadt & Region

MURI

«Ängste werden ernst genommen»

Muri will seine Bürger vor der Mobilfunkstrahlung schützen - den Moratoriumsinitianten geht dies zu wenig weit

GESPRÄCH: MARCELLO ODERMATT

«BUND»: Herr Raaflaub, Sie sind Mitinitiant der Initiative, die in Muri ein zehnjähriges Moratorium für den Bau und die Leistungsverstärkung von Mobilfunkantennen auf gemeindeeigenen Gebäuden verlangt. Besitzen Sie ein Handy?

STEFAN RAAFLAUB: Ja, das habe ich schon lange. Ich brauche es aber ganz bewusst weniger, weil Untersuchungen feststellten, dass durch die Handystrahlung Gehirntumore entstehen können.

Herr Aeschbacher, der Muriger Gemeinderat lehnt die Initiative ab. Möchten Sie eine Mobilfunkantenne vor ihrer Haustüre?

HANS AESCHBACHER: Das ist immer eine Frage der Betroffenheit, und eine solche Anlage macht betroffen. In der gleichen Situation wie Herr Raaflaub würde ich mich vielleicht auch dagegen wehren.

Wenn die Initiative abgelehnt wird, könnten weitere Antennen gebaut werden. Herr Raaflaub, fürchten Sie dann um die Gesundheit der Murigerinnen und Muriger?

RAAFLAUB: Ja, wirklich, ein bisschen schon. Untersuchungen zeigen, dass bereits bei einer Strahlenbelastung von einem Volt pro Meter gesundheitliche Schäden entstehen können. Die Ärzte für Umweltschutz, die sich mit dem Mobilfunk beschäftigen, stellten fest, dass viele Leute im Umfeld von Antennen gesundheitliche Schäden aufweisen. Mit der geplanten Antennenleistung auf dem Gemeindehaus wird im Umkreis von einem Kilometer eine Belastung zwischen 4,8 und 0,5 Volt pro Meter entstehen. Wenn die Mobilfunkbetreiber nun auf dem Gebäude diese Leistung erreichen, indem mehr Antennen aufgestellt werden, setzen sie die Leute einer höheren Strahlung aus.

AESCHBACHER: Ich räume ein, dass bei einer dauernden Bestrahlung eines Handys von über 0,4 Volt pro Meter zum Beispiel Schlafstörungen entstehen können. Bei Antennen werden solche aber nur erreicht, wenn die volle Leistung ausgenutzt wird. Das ist nie 24 Stunden lang so. Zudem liegen die angesprochenen 0,5 bis 4,8 Volt pro Meter unterhalb der eidgenössisch erlaubten Grenzwerte.

Diese Grenzwerte sind in der Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung festgehalten (siehe unten). Reichen diese nicht?

RAAFLAUB: Nein, die reichen nicht, sie sind mit 6 Volt pro Meter viel zu hoch. Zudem sind sie willkürlich, gesundheitliche Untersuchungen für die Festlegung der Werte existieren nicht. Die Ärzte für Umweltschutz sagen, dass sie auf 0,6 Volt pro Meter gesetzt werden müssten. Jetzt schon leiden die Leute unter der Strahlung, auch wenn die Werte eingehalten werden.

AESCHBACHER: Die Werte basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Studien haben gezeigt, dass die Werte vertretbar sind. Es gibt im Moment keinen Anlass, die bestehenden nationalen Schutz- und Vorsorgekonzepte in Zweifel zu ziehen.

Wie auch immer die wissenschaftliche Faktenlage sein mag, die Mobilfunkantennen lösen Ängste und Unsicherheit aus. Herr Aeschbacher, sind diese Ängste überhaupt nicht berechtigt?

AESCHBACHER: Wir nehmen die Ängste natürlich ernst. Die Gemeinde macht bereits heute alles, um die Grenzwerte nicht zu übertreffen. Wir schauen gar, dass die Belastung für unsere Bürger tiefer liegt. Wir werden ein Messgerät aufstellen, damit jeder Bürger übers Internet schauen kann, wie hoch die Strahlenbelastung ist. Aufgrund dieser Messungen überprüfen wir die Standorte. Den Schutz der Bürger gewichten wir hoch. Ist es angesichts der unsicheren Faktenlage nicht verfrüht, schon heute ein Verbot weiterer Mobilfunkantennen zu verlangen?

RAAFLAUB: Wir wollen kein Verbot, sondern ein Moratorium, bis mehr Beweise über die Wirkung von elektromagnetischer Strahlung vorliegen. Es geht nicht an, dass jetzt ohne wissenschaftliche Erkenntnisse die Leistungen erhöht werden. Wir streben einen sanften Mobilfunk an.

AESCHBACHER: Das Moratorium ist gar nicht nötig. Sobald neue Erkenntnisse vorliegen, müssen diese gemäss Verordnung sofort berücksichtigt werden.

RAAFLAUB: Ja, aber mit reduzierten, neuen Grenzwerten müssen die Betreiber die Antennen erst innerhalb von fünf Jahren anpassen. Zudem können sie eine Verlängerung von zweieinhalb Jahren verlangen. Es kann also siebeneinhalb Jahre dauern, bis die Anlagen an die neuen Grenzwerte angepasst werden.

Warum also nicht abwarten, bis die Wissenschaft klare Erkenntnisse über die Wirkung der elektromagnetischen Strahlung auf den Menschen vorlegt?

AESCHBACHER: Wenn wir wüssten, dass wir die Grenzwerte überschreiten, würde die Gemeinde alles in die Wege leiten, um den Schutz der Bürger zu gewährleisten. Es ist immer ein Abwägen zwischen Einzelinteressen und Gesamtinteressen. Wenn die Gesamtinteressen aufzeigen würden, dass die Werte tiefer gesetzt werden müssten, würden wir eine Lösung finden.

RAAFLAUB: Das würde zu lange dauern. Bis die Resultate der neuen Untersuchungen kommen, geht es noch sechs bis sieben Jahre. Dann muss der Bund die Untersuchungen auswerten und neue Grenzwerte setzen, was wieder zwei bis drei Jahre dauert. Dazu kommt die erwähnte Umsetzungsfrist.

Die Initiative beschränkt sich nur auf Standorte auf gemeindeeigenen Bauten. Welchen Sinn hat die Initiative, wenn auf privaten Grundstücken und Häusern trotzdem gebaut werden kann?

RAAFLAUB: Die Gemeinde wird dazu gebracht, umzudenken und eine gesamtheitliche Planung in Angriff zu nehmen. Dadurch können wir Druck auf die Betreiber machen, damit sie sich auf unsere Wunschstandorte beschränken.

AESCHBACHER: Wir wollten mit den Betreibern ein Konzept erarbeiten, was diese aus strategischen Gründen ablehnten. Ohne Mobilfunkunternehmen können wir aber keine Planung machen, da wir nicht wissen, wie die Abdeckung sein muss. Grundsätzlich sind wir an einer sorgfältigeren Planung interessiert. Gerade die Initiative verhindert dies aber, weil ja gewisse Orte ausgeschlossen wären oder wir müssten für jede Antenne vor die Stimmbürger. Der Handlungsspielraum der Gemeinde wird eingegrenzt. Die Betreiber werden Standorte suchen, auf welche die Gemeinde keinen Einfluss hat. Und ob die dann besser sind für die Gesundheit, weiß ich nicht.

RAAFLAUB: Es stimmt nicht, dass wir mit der Initiative eine Planung verhindern. Im Gegenteil: Bis jetzt gab es diese Gesamtplanung nicht. Mit der Initiative geben wir nun den Anstoß dafür.

Was müsste denn diese Gesamtplanung enthalten?

RAAFLAUB: Eine menschenfreundliche Gesamtplanung müsste beispielsweise enthalten, dass die Strahlenbelastung in einem Wohngebiet nicht über 0,6 Volt pro Meter liegen darf. Antennen könnten in Industriegebieten oder in Freiflächen gelegt werden. Auch in Muri-Gümligen würden sich gewisse Standorte dafür anbieten.

AESCHBACHER: Für Standorte außerhalb des Siedlungsgebiets sind wir als Baubehörde nicht mehr zuständig. Das ist Sache des Kantons. Zudem: Je weiter weg die Antenne vom Benutzer ist, desto stärker muss die Leistung sein. Das ist ja auch nicht das Gelbe vom Ei.

RAAFLAUB: Auch mit einer Antenne mit relativ tiefer Leistung kann über mehrere Kilometer telefoniert werden. Zur Zuständigkeit: Wenn die Gemeinde eine Gesamtplanung macht mit den gewünschten Standorten, die für die Gesundheit der Bevölkerung gut sind, dann würde der Kanton dies sicher akzeptieren.

Wissenschaft forscht, Bundesrat schützt

Dabei handelt es sich um elektromagnetische Strahlung. Dazu gehören auch Röntgenstrahlen, sichtbares Licht oder Strahlen von Radiosendern. Es gibt zwei Arten elektromagnetischer Strahlung: ionisierende wie Röntgenstrahlen, deren Energie ausreicht, um Bausteine von Lebewesen zu verändern; nichtionisierende Strahlung wie UV- und Wärmestrahlen, Licht und eben Elektrosmog, wie die Mobilfunkstrahlung volkstümlich genannt wird. Die Energie reicht zur Veränderung von Atomen und Molekülen nicht aus.

Die technisch erzeugte nichtionisierende Strahlung wird aufgeteilt in Hochfrequenz- und Niederfrequenzstrahlung. Die Mobilfunkstrahlung gehört zum Hochfrequenzbereich. Die primäre Wirkung auf den Menschen ist dabei die Erwärmung des Körpergewebes. Bei der weiteren Auswirkung wird zwischen thermischen und nichtthermischen Wirkungen unterschieden. Thermische Effekte sind wissenschaftlich gut untersucht, treten aber erst ab einer Strahlenstärke auf, wie sie in der Umwelt normalerweise nicht vorkommt. Anders die nichtthermischen Effekte. Wie schädlich sie sind, wird erst erforscht.

Informationen: http://www.umwelt-schweiz.ch/elektrosmog

Die Initiative

Die Muriger sollen künftig darüber befinden, ob auf Gemeindegebäuden Mobilfunkantennen errichtet oder die Leistungen bestehender Anlagen verstärkt werden dürfen. Dies fordert die Initiative, über die am 8. Februar abgestimmt wird. Die Antennenleistung soll demnach zudem während zehn Jahren beschränkt werden. Die Leistung hat laut den Initianten Auswirkungen auf die Strahlung.

Die Initiative wurde im Januar 2003 von einer Bürgergruppe mit 1422 Unterschriften rund 470 mehr als nötig eingereicht. Hintergrund: Swisscom wollen im Werkhof die Antennenleistung von 2100 auf 7200 Watt erhöhen. Auf dem Gemeindehaus wollen Swisscom und Orange Antennen mit total 14700 Watt errichten. Gemeinderat und Parlament (Letzteres mit 33:3) lehnen das Begehren ab.

http://ebund.ch/ebund.asp?SOURCE=/Publications/DER_BUND/2004/20/STADT-REGION/205343.ht ml

Omega: 0,6 V/m entspricht ca. 100 Nanowatt pro cm². Bei solchen Belastungen sind sogar bei kurzer Bestrahlungsdauer schon EEG Veränderungen, Durchblutungsstörungen und eine Verminderung der Gedächtnisleistung nachgewiesen worden.

Nachricht von der BI Bad Dürkheim

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Aus den Archiven

Mobilmachung gegen Mobilfunk

Rheinische Post vom 08. August 2001                                                             

von GERHARD VOGT

Düsseldorf

Familie Schmitz wohnt neben einer Mobilfunkantenne.

Die "Bürgerwelle", der Dachverband der Antennengegner, organisiert den Protest gegen die Sendemasten. Siegfried Swerenz, der Vorsitzende der Initiative, will über 1000 Betroffene gezählt haben, die unter Kopfschmerzen, Herzproblemen, Übelkeit, Schlafstörungen und Ekzemen leiden. In den letzten Jahren sind mehr als 25 000 wissenschaftliche Studien über die Gefahren von Elektro-Smog veröffentlicht worden. Je nach Geldgeber fallen die Ergebnisse unterschiedlich aus.

In Bayern untersuchten Forscher das Verhalten von Tieren auf Bauernhöfen in der Nähe von Mobilfunkstationen. Rinder brachten eine erhöhte Zahl von missgebildeten Kälbern zur Welt. Sie verwerteten ihre Nahrung schlechter und produzierten weniger Milch. "Reine Panikmache", sagt dazu der Sprecher eines Mobilfunkanbieters. Die Netzbetreiber haben im Juni als Reaktion auf Bürgerproteste das "Informationszentrum Mobilfunk" (IWZ) ins Leben gerufen. "Ein wissenschaftlicher Nachweis für eine Gesundheitsbedrohung liegt nicht vor" , sagt IWZ-Geschäftsführer Immo von Fallois. Eine Sprecherin des Bundesamtes für Strahlenschutz ergänzt: "Solange die Grenzwerte eingehalten werden, besteht keine Gefahr."

Die Gegner der Mobilfunkantenne kritisieren, dass die Grenzwerte in Deutschland deutlich höher liegen als in der Schweiz und in Italien. In der Schweiz sind seit Februar 2000 im Umfeld von Kindergärten nur noch Feldstärken von 4,0 Volt pro Meter (V/m) für das D-Netz erlaubt. Zum Vergleich: An der Oberfläche einer Steckdose beträgt die Feldstärke etwa 700 V/m.

Heinz Schmitz will sich jetzt bei einer Kur in Bad Brambach von den nächtlichen Strapazen erholen. Er ist sich sicher, dass die Beschwerden sofort verschwinden werden: "Die Kurverwaltung hat mir versichert, dass die nächste Antenne zwei Kilometer vom Hotel entfernt liegt."

http://hscronenberg.wtal.de/EHandy2.htm#Mobilmachung%20gegen%20Mobilfunk

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Leserbriefe

Kabelnetz schützt vor Elektrosmog

Es gehört sich eigentlich nicht, sich als Auswärtiger in eine kommunale Abstimmung einzumischen. Im Fall der bevorstehenden Abstimmung in Goldach, bei der es um einen Kredit für den Kauf der Schefer AG geht, möchte ich den Stimmbürgern trotzdem etwas zu bedenken geben.

Ich bin Anstößer und Direktbetroffener der Antenne Hirschberg in Appenzell, die seit einigen Jahren schweizweit für Schlagzeilen sorgt. Bei der Antenne Hirschberg sind acht Mobilfunkantennen, vier Fernseh- und vier Radioantennen sowie eine Telepage-Antenne montiert. Wir beklagten uns vor Jahren bei den Behörden sowie bei der Swisscom (Eigentümerin und Betreiberin der Antennenanlage) darüber, dass der von der Groß-Antenne ausgehende Elektrosmog die Gesundheit von Mensch und Tier stark beeinträchtigt. Die Verantwortlichen wiesen unsere Klagen mit der Begründung zurück, alle gesetzlichen Vorgaben würden eingehalten. Bei Kontrollmessungen im Dezember 2001 stellte das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) dann aber fest, dass der Anlagegrenzwert für die Immissionen von Rundfunk (Radio und Fernsehen) und Telepage überschritten wurde. Der Grund dafür lag darin, dass die SRG die konzessionierten Sendeleistungen ihrer drei DRS-Radioprogramme ohne Bewilligung um das Dreieinhalbfache erhöht hatte. Die SRG war in der Folge gezwungen, die Sendeleistungen der DRS-Radioprogramme wieder auf das zulässige Maß zu reduzieren und zwei von vier TV-Sendern abzuschalten. Diese Maßnahme bewirkte, dass es uns Menschen und unseren Tieren noch nicht gut, aber wenigstens wieder besser geht. Wir haben daraus gelernt, dass auch die von Radio- und Fernsehantennen ausgehende elektromagnetische Strahlung unsere Gesundheit stark gefährdet.

Jede Bestrebung, die Übertragung von Radio- und Fernsehsendungen über ein Kabelnetz vorzunehmen, verdient daher größte Unterstützung.

Josef Mazenauer, Schönenbühl, Hirschberg, 9050 Appenzell

http://www.tagblatt.ch/stgallenrorschach.cfm?pass_id=867888&liste=867877,867883,867892,867887, 867878,867880,867885,867889,867893,867891,867890,867886,867881,867882,867884,867894,86788 8

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Radaropfer mit Geduld am Ende

ENTSCHÄDIGUNG  Im Frühjahr Hungerstreik und „Beerdigungstour“ durch Berlin

Die ehemaligen Soldaten und ihre Angehörigen werfen dem Verteidigungsministerium eine Hinhaltetaktik vor. „Die Leute haben die Schnauze voll“, schreibt einer der Betroffenen.

von thomas hellmold

OLDENBURG/FRANKFURT/BERLIN -

Rund 3000 Anträge auf Entschädigung liegen dem Bundesverteidigungsministerium vor;

Das alles kostet Zeit. Zeit, die den zumeist an Krebs erkrankten Strahlenopfern davonläuft. Peter Rasch aus Frankfurt, der den Opferbund vor knapp drei Jahren gegründet hatte und seither als Vorkämpfer für die Interessen seiner Leidensgenossen auftrat, hat seine Teilnahme am Hungerstreik abgesagt. Seit Weihnachten macht ihm sein Lungenkarzinom wieder so schwer zu schaffen, dass er die Reise nach Berlin nicht wird antreten können.

Radaropfer unter www.medicine-worldwide.de/foren

Die Zeit läuft den zumeist an Krebs erkrankten Strahlenopfern davon

http://www.nwz-online.de/2_449.php?showres=NWZ%2FREGION&showid=285354&navpoint=3.1

siehe auch http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=565412

und

http://www.merkur-online.de/regionen/oberbayern/497,225643.html?fCMS=6a302248f0670155e6c9b71 c76e65e2e

Omega: früher oder später werden wir solche oder ähnliche Nachrichten auch von den Mobilfunkopfern lesen!