Aktion Ausstellung im LRA

Allgäuer Zeitung vom 15.10.2001

Umdenken bei Mobilfunk -Betrieb gefordert
Initiativen stellen im Landratsamt aus:
Warnung der Bürger

Marktoberdorf (ram). Einen Schutz der Bevölkerung vor Belastungen des Mobilfunks fordern die Mobilfunk-Initiativen des Landkreises Ostallgäu. Ab heute, 15. Oktober, findet im Landratsamt Marktoberdorf eine Ausstellung mit Erläuterungen zu diesem brisanten Thema statt. Die Initiatoren sorgen sich insbesondere um Erkrankungen von Mensch und Tier und verlangen von den Betreibern eine der Gesundheit verträgliche Technik.

Die Nesselwangerin Renate Marek befasst sich mit den Problemen des Mobilfunks erst seit kurzem. Als 50 Meter neben ihrem Haus ein Mast für den Mobilfunk erstellt wurde, informierte sich die Hausfrau über die Gefährlichkeit dieser Anlagen. Sie entschloss sich mit Gleichgesinnten, die Öffentlichkeit zu informieren. Nachdem das Landratsamt Ostallgäu vor kurzem den Befürwortern des Mobilfunks öffentlich zu informieren gestattete, findet sie die Gleichstellung "sehr gut". Die Zusammenarbeit mit den Referenten des Landratsamtes sei recht kooperativ verlaufen, sagt Marek.

Hans Schütz aus Peiting vom Dachverband zum Schutz vor Elektrosmog ("Bürgerwelle") hebt die Vorbildfunktion im Ostallgäu besonders heraus, da bei den meisten Behörden bisher nur eine Einseitigkeit vorhanden gewesen wäre. Die Ausstellung mit mündlichen Infos soll eine breite Öffentlichkeit auf die vorhandene Problematik aufmerksam machen. Schütz vergleicht das heutige Asbest-Verbot mit der Gefährlichkeit der so genannten "digital gepulsten Frequenzen" des Mobilfunks. Anders gesagt, könnte man von einem ununterbrochenen Maschinengewehr-Feuer an Impulsen sprechen. Der Dachverband "Bürgerwelle" fordert daher alternative Übertragungsmöglichkeiten "die gibt's schon in den USA", sagt Schütz.

Wehrlose Geschöpfe leiden

Betroffen machen Bilder und Daten des Landwirts Xaver Echtler am Auerberg, der nach der Inbetriebnahme eines nahen Mobilfunkmasts viele Probleme im Stall bemerkte. Totgeburten, Missbildungen und Geschwüre traten danach bei seinen Kühen auf. Eine "oft den Mobilfunk-Gegnern unterstellte Einbildung" könne bei den Tieren nicht vorliegen, sagt Hubert Schmölz, der diese Schautafel gestaltete. Seiner Meinung nach leiden wehrlose Geschöpfe unter den gepulsten Hochfrequenzen, ohne dass sie dagegen protestieren könnten. Er erhofft sich von der Ausstellung, dass viele Landwirte "aufgerüttelt" werden.

Ballung an Sendern im Kreis

Ein Verbot von Sendeanlagen auf Kindergärten, Schulen, Alten- und Krankenhäusern sowie in Wohnsiedlungen fordert Martin Rapp, der auf die Ballung an Sendern in Kaufbeuren, Marktoberdorf und am gesamten Alpenrand hinweist. Dieses Verbot beschloss im Frühjahr beispielsweise der Landkreis Weilheim-Schongau, im Ostallgäu existiert es aber noch nicht. Rapp fordert eine Umkehr der Beweislast für die gesundheitlichen Gefahren des Mobilfunks. Dazu sagt Gerhard Küster, dass zukünftig auch der Internet-Betrieb über Funk abgewickelt werden soll. Dann befürchtet er noch mehr Erkrankungen der Menschen wie Nervosität, Gedächtnis- und Schlafstörungen, schnelleres Krebswachstum und weitere Zunahme von Allergien.
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Allgäuer Zeitung vom 17.10.2001

Zwei neue Anlagen pro Woche
Immer mehr Handy-Sender im Ostallgäu ­
Gegner fordern verträglichere Technik

Von Andreas Filke

Marktoberdorf/Ostallgäu Nur wenig reizt so sehr zur Diskussion wie das Thema Mobilfunk. Dies wurde auch bei der Eröffnung einer Ausstellung im Landratsamt deutlich, die Initiativen zusammenstellten, die zu den Kritikern der Technik gehören. 110 Sendeanlagen sind bereits im Ostallgäu von den Betreibern installiert. "Es folgen wöchentlich etwa zwei neue", berichtete Stefan Mohr, Leiter der Abteilung Umwelt und Soziales. Bei ihm gehen die Meldungen über Anlagen ein.

Allein im Freistaat Bayern sind rund 8 Millionen Handy-Nutzer registriert, Tendenz steigend. Mit ihrer Zahl muss, so argumentieren die Anbieter, auch die Zahl der Sendeanlagen steigen. Denn jede Frequenz sei nur begrenzt nutzbar. Bislang bestehen im Freistaat 6000 Mobilfunkanlagen. Mit Einführung der neuen Technik UMTS werden nach Schätzungen des bayerischen Umweltministeriums in München mindestens 4000 weitere Standorte folgen. In 100 Städten in ganz Bayern soll diese Technik im Rahmen eines Projektes zunächst installiert werden. Dazu solle auch Buchloe gehören, sagte Bürgermeister Franz Greif. Außer ihm hatten sich noch weitere seiner Amtskollegen sowie Kreis-, Stadt-, Gemeinderäte und andere Interessierte eingefunden.

Greif zeigte bei der Eröffnung auch das Dilemma auf, in dem die Kommunen stecken. Um genehmigungsfreie Anlagen mit niederfrequent gepulster Hochfrequenz (siehe Wortweiser) in der Nähe von Schulen, Kindergärten oder Krankenhäusern zu verhindern, könnten Gemeinden ein Verbot der Errichtung auf kommunalen Gebäuden aussprechen. Auf der anderen Seite gebe es immer Privatpersonen, die den finanziellen Anreizen der Betreiber nachgeben. So könne es passieren, dass Sendeanlagen näher an Kindergärten stehen als wenn sie gleich auf gemeindeeigenen Gebäuden errichtet worden wären.

Mitte dieses Jahres schlossen die kommunalen Spitzenverbände und die Netzbetreiber eine freiwillige Vereinbarung, wonach nun nicht mehr nur das Landratsamt über Standorte informiert wird, sondern auch die einzelnen Gemeinden. Diese Regelung betrifft nur das schon bestehende Handy-Netz und greift seit 1. Oktober. Die Gemeinde haben dann 30 Tage Zeit, sich mit dem Standort zu befassen und Alternativen aufzuzeigen. Werden diese Vorschläge jedoch abgelehnt, "kann der Standort auch gegen die Bedenken der Gemeinde realisiert werden", kritisiert der Bayerische Gemeindetag. Zitat Psychologisch sind wir in einer saumäßigen Zwicke. Wenn die Gemeinde Sendeanlagen auf ihren Gebäuden ablehnt, macht es ein anderer. Und dann heißt es, die Gemeinde ist schuld. Franz Greif, Bürgermeister von Buchloe, zum Thema Mobilfunk und rechtliche Handhabe

Da helfe nur noch der Zusammenschluss der Bürger, machten die Mobilfunkinitiativen bei der Eröffnung im Landratsamt deutlich. Zum Beispiel mit Hilfe von Unterschriftensammlungen könne auf denjenigen, der einen Standort zur Verfügung stellen will, Druck ausgeübt werden. Die Initiativen wollen auch potenzielle Anbieter von Standorten über mögliche gesundheitliche Risiken des Mobilfunks informieren, erläuterte die Sprecherin der Ostallgäuer Gruppen, Renate Marek. Es zeuge daher von Verantwortungsbewusstsein, wenn das Landratsamt Ostallgäu als erstes Landratsamt in Bayern Mobilfunkgegnern ein Forum biete. Aufklärung und das Drängen auf die Einführung verträglicherer Übertragungstechniken nannte sie als Ziele der Initiativen.

Die Ausstellung "Mobilfunk die unsichtbare Gefahr" ist noch in dieser Woche im Foyer des Landratsamtes zu sehen. Geöffnet ist am Mittwoch und Donnerstag von 8 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr sowie am Freitag von 8 bis 12 Uhr.
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