Bürger gehen auf die Barrikaden

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Mobilfunk-Anlagen bringen Bürger auf die Barrikaden

Scharenweise gehen die Bürger in Hessen gegen Mobilfunk-Anlagen auf die Barrikaden -- und erreichten am heutigen Donnerstag zumindest eine Anhörung im hessischen Landtag[1]. Selbst in sonst eher verschlafenen Dörfern von der Rhön bis in den südlichen Main-Kinzig-Kreis demonstrieren die Bewohner gegen die Sendemasten in Wohngebieten, weil sie Angst um ihre Gesundheit haben. Sie befürchten, die elektromagnetische Strahlung[2] der Anlagen auf Hausdächern und in Kirchtürmen könne Schlafstörungen und Kopfschmerzen und sogar Krebs auslösen. Im Hanauer Stadtteil Mittelbuchen hat der Streit schon den Dorffrieden zerstört[3]. Dort traten Protestanten aus der Kirche aus, weil eine Mobilfunkantenne im Turm des Gotteshauses steht.

Die Behörden wie etwa das Bundesamt für Strahlenschutz[4] und die Betreiber berufen sich indes meist nur auf die Einhaltung der gesetzlichen Strahlen-Grenzwerte, die Gesundheitsgefahren ihrer Meinung nach ausschließen. Für die elektrische Feldstärke von Mobilfunkmasten gilt in Deutschland seit 1996 ein gesetzlicher Grenzwert zwischen 42 und 60 Volt pro Meter für die unterschiedlichen Netze. Doch Unternehmen wie T-Mobile und Vodafone spüren beim Ausbau ihres Mobilfunknetzes immer heftigeren Gegenwind, denn landauf landab haben sich Bürgerinitiativen gegründet. Andererseits, so berichten die Betreiber oft, beschwerten sich auch viele Menschen, wenn ihr Ort noch immer in einem Funkloch liege.

Der hessische Landesverband "Mobilfunksenderfreie Wohngebiete[5]" in Gründau (Main-Kinzig-Kreis) vertritt inzwischen rund 80 einzelne Initiativen. Auch die "Bürgerwelle Rhön[6]", die im Jahr 2000 erste Proteste im Kreis Fulda gestartet hatte, vereint mehr als 30 Gruppen, darunter auch einige aus Thüringen. Obwohl sich die Wissenschaftler noch darüber streiten, ob mögliche Gesundheitsgefahren mit Studien ausreichend belegt sind, fordern die Kritiker deutlich niedrige Grenzwerte und wollen neue Anlagen verhindern. "Im Zweifel für die Gesundheit, müsste es heißen", sagt die Sprecherin des Verbandes "Mobilfunksenderfreie Wohngebiete", Myriam Lenz. Sie kritisiert, die Politik sei zu betreiberfreundlich.

In der Auseinandersetzung um die Mobilfunkanlagen haben es aber vor allem jene Bürger schwer, die ihr Hausdach für bis zu 10.000 Mark im Jahr an einen Betreiber vermietet haben. Etliche wollen ihre Verträge wieder kündigen, weil sie den Druck in ihrer Gemeinde nicht mehr aushalten können und sogar bedroht wurden. Aber auch die  Kommunalpolitiker bekommen den Ärger der Mobilfunkkritiker zu spüren. Weil das Fuldaer Kreisbauamt trotz Protestes zwei Anlagen in Künzell (Kreis Fulda) genehmigt hatte, wollen Bürger an diesem Samstag demonstrieren und ihrem Unmut gegen den Landrat Luft machen. Johannes Nüdling, Chef der "Bürgerwelle Rhön", betont stets, er sei nicht gegen Handys, aber gegen Sender, die zu nah bei Kindergärten und Schulen stünden.

Der Streit um Mobilfunk wird mit der neuen UMTS-Technik vermutlich noch verschärft: Kritiker befürchten, die neuen Sendeanlagen für den bevorstehenden Aufbau der UMTS-Dienste führten zu einer noch höheren Strahlenbelastung in Wohngebieten. (Monika Wendel, dpa) / (jk[7]/c't)

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