Exposition der Allgemeinbevölkerung durch hochfrequente elektromagnetische Felder - Plausibilität der gesundheitlichen Unbedenklichkeit

Prof. Dr. J. Silny

(Kommentierte Fassung - Kommentare in Klammern von Ao.Univ.Prof.Dr.Michael Kundi, Institut für Umwelthygiene, Wien)

Im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft und Verkehr der Republik Österreich
Aachen, im September 1999



Inhaltsverzeichnis:
1. Zusammenfassung       S.  3
2. Quellen der hochfrequenten Felder und ihre Charakteristika  S.  5
3. Aktueller Wissensstand der Elektromagnetischen Umweltverträglichkeit  S.  7
3.1 Kriterien der Bewertung einer gesundheitsschädigenden Wirkung S.  7
3.2 Thermische Wirkungen      S.  8
3.3 Mutmaßliche und tatsächliche athermische Wirkungen von Feldern der Mobilfunkanlagen S.  9
3.3.1 Krebsgeschehen      S.  9
3.3.2 Elektrosensibilität      S. 11
3.3.3 Einfluß auf die Informationsverarbeitung im Gehirn  S. 11
3.3.4 Einfluß auf das Schlafverhalten     S. 12
3.3.5 Einfluß auf die Blut-Hirn-Schranke    S. 12
3.3.6 Einfluß auf kardiovaskuläre Parameter    S. 13
3.3.7 Einfluß auf den Kalziumhaushalt der Zelle   S. 13
3.3.8 Einfluß auf das Hormon Melatonin    S. 13
3.3.9 Störung von elektronischen Implantaten    S. 13
3.3.10  Abschließende Betrachtung der athermischen Wirkungen von Feldern der Mobilfunkanlagen S. 14
4. Festlegung der Sicherheits- und Vorsorgeschwellen in Österreich und anderen westlichen Ländern S. 15
5. Bewertung der Messungen      S. 16
5.1 Gutachten Austrian Research Centers Seibersdorf  S. 16
5.2 Gutachten Austrian Research Centers Seibersdorf  S. 17
5.3 Prüfbericht TÜV Österreich     S. 17
5.4 Gutachten TÜV Österreich     S. 18
5.5 Gutachten Staatliche Versuchsanstalt für Radiotechnik TCM S. 18
5.6 Gutachten TÜV Österreich     S. 19
5.7 Gutachten Staatliche Versuchsanstalt für Radiotechnik TCM S. 19
6. Literaturhinweise       S. 21

1. Zusammenfassung

Die hochfrequenten Felder im Alltag werden überwiegend von drei Telekommunikationssystemen, und zwar den UKW- und Fernsehsendern sowie den jüngeren Mobilfunksystemen GSM-900 und DCS-1800 aufgebaut.
In der öffentlichen Diskussion über die Wirkungen elektromagnetischer Felder auf den Menschen fehlt häufig die Vorstellung über die Feldstärken, die diese Sendeanlagen in Wohnungen, Schulen, Kindergärten oder Freizeitbereichen verursachen und ihre potentielle Wirksamkeit auf den menschlichen Organismus.
Sieben unabhängig voneinander erstellte Meßprotokolle zeigen beispielhaft die Expositionsbedingungen in Ortschaften, Städten, Wohnräumen und auch im Freien auf. Für die Messungen wurden verständlicherweise exponierte Bereiche in der Nähe von Mobilfunkantennen im GSM-900- bzw. DCS-1800-Netz ausgewählt, die rein empirisch die stärksten Felder erwarten lassen. Alle Messungen wurden mit modernen Einrichtungen unter Beachtung der Standard-Verfahren zur Bestimmung der Feldstärken bzw. Leistungsflußdichten durchgeführt. In den meisten Fällen beinhalten die Gutachten auch eine genaue Skizze über die Lage der Antenne und der einzelnen Meßpunkte sowie Aufzeichnungen even-tueller Faktoren, die die Messung maßgeblich beeinflussen könnten. Als Maß für die Expositionsstärke wird durchgängig die Angabe der Leistungsflußdichte mit der Einheit W/m² verwendet. Für einen einfacheren Vergleich der z.T. zu schwachen Felder wird hier eine Untereinheit µW/m² (1 W/m² = 1.000.000 µW/m²) herangezogen.
Die maximal gemessene Leistungsdichte der Mobilfunkanlagen betrug 856 µW/m². Diese Einheit µW/m² stellt eine sehr geringe Einheit der Leistungsdichte dar, sie wird nur für eine bessere Vergleichsmöglichkeit verwendet. Im allgemeinen werden diese Werte insbesondere in Wohnungen auch in der unmittelbaren Nähe der Mobilfunkanlagen oder in Räum-lichkeiten, die sich unterhalb der Antenne befinden, deutlich unterschritten. Insgesamt zeigen die gemessenen Werte eine gute Übereinstimmung im Vergleich zueinander sowie im Vergleich zu anderen Messungen, die z. B. in Deutschland und Österreich durchgeführt wurden. Die maximalen Leistungsdichten der UKW- und Fernsehsender erreichen 93 µW/m². Diese relativ niedrigen Werte sind durch die große Entfernung zu den Sendern gegeben. Es ist davon auszugehen, daß es zahlreiche Lebensbereiche in der Nähe von UKW- und Fernsehsendern gibt, wo die maximale Lei-stungsdichte dieser Felder wesentlich höhere Werte erreicht.
 Bei der Schlußfolgerung und Betrachtung einer gesundheitsschädigenden Wirkung der hochfrequenten Felder haben sich die Gutachter auf die ÖNORM S 1120 berufen. Diese ÖNORM baut auf einem international anerkannten Sicherheitskonzept auf und schreibt für den betrachteten Frequenzbereich Grenzwerte (für die Allgemeinbevölkerung) vor, die je nach Frequenz zwischen 1 Mio und 6 Mio µW/m² (falsch: zwischen 2 und 10 Mio für den Bereich 30 MHz bis 3000 GHz bzw. für GSM bei 6 und 10 Mio µW/m²) liegen. Damit sind zwischen den gemessenen maximalen Werten der Lei-stungsdichte und den Grenzwerten der ÖNORM Sicherheitsfaktoren von mindestens 1000 zu verzeichnen. Auf dieser Grundlage haben alle vorgelegten Gutachten richtige Schlußfolgerungen für die gemessenen Bereiche gezogen, und zwar, daß hier keine Gefahr einer gesundheitsschädigende Beeinträchtigung durch die Hochfrequenzen besteht. Das ist natürlich nur unter der Voraussetzung richtig, dass der Ableitung der Grenzwerte ein für den Anwendungsfall akzeptables Sicherheitskonzept zugrunde liegt. Genau das ist aber Gegenstand der Kontroversen. Das hier vorgelegte Gutachten kann zu dieser Frage nicht das Geringste beitragen.
Die häufig aus den Reihen der Bürger gestellte Frage, inwieweit die geltende Norm die neue-sten wissenschaftlichen Erkenntnisse deckt, ist gerechtfertigt. Bei der Betrachtung einer gesundheitsschädigenden Wirkung der hochfrequenten Felder muß von den wissenschaftlich belegten Wirkungen ausgegangen werden, da in der Medizin (wie in allen empirischen Wissenschaften) ein Nulleffekt nicht nachgewiesen werden kann. Die letzte Wertung erfolgte anläßlich der internationalen Tagung der weltweit führenden Organisationen BEMS und IEEE im Juni 1999 in den USA (Auch die ‚führenden Organisationen‘ können eine Entscheidung nur auf Basis vorliegender wissenschaftlicher Untersuchungen fällen. Auf den beklagenswerten Zustand der diesbezüglichen Faktenlage in Quantität und Qualität der Forschung wurde mehrfach hingewiesen, nicht zuletzt auch von der ICNIRP und einer EU Expertenkommission.) . Für die hochfrequenten Felder sind nach dem aktuellen Wissenstand nach wie vor nur thermische Wirkungen auf den menschlichen Organismus nachgewiesen, deshalb werden sie international als relevant für die Aufstellung von Sicherheitsgrenzwerten betrachtet. (Selbst die ICNIRP hat nie bestritten, siehe z.B. ICNIRP 1998, dass auch andere als thermische Effekte existieren. Was bestritten wird, ist die Möglichkeit auf der Basis dieser Befunde Grenzwerte abzuleiten. Das ist aber nicht darin begründet, dass diese Befunde weniger gesichert wären, sondern dass die zur Ableitung notwendige Verallgemeinerung mangels einer mechanistischen Modellvorstellung nicht erfolgen konnte. Das Prinzip thermischer Effekte hat eben den großen Vorteil, dass lediglich der energetische Aspekt berücksichtigt werden muss.)
 Für eine Erwärmung des Körpers um 1° C, die als physiologisch gilt, werden im hochfrequenten Bereich Lei-stungsdichten um 100 Mio µW/m² benötigt. Die ÖNORM verwendet weitere Sicherheitsfaktoren und setzt die Grenzwerte fest, je nach Frequenz auf zwischen 1 Mio und 6 Mio µW/m² (falsch: siehe oben), um auch eine geringfügige Erwärmung des Körpers um mehr als 0,1° C (falsch: 0,02 °C unter der Annahme einer im relevanten Bereich proportionalen Beziehung zwischen SAR und Temperaturanstieg) zu vermeiden. Auf dieser Grundlage kann bescheinigt werden, daß die ÖNORM auch dem neuesten internationalen Standard entspricht und nach dem heutigen Wissensstand mit ihren Grenzwerten die Bevölkerung ausreichend vor eventuellen Folgen der Exposition durch hochfrequente Felder schützt.

Aachen, den 15.09.1999       Prof. Dr. J. Silny

2. Quellen der hochfrequenten Felder und ihre Charakteristika

Bei der Betrachtung der Exposition der Bevölkerung durch hochfrequente elektromagnetische Felder in Alltagssituationen stehen drei wichtige Quellengruppen, und zwar die UKW-Radiosender, die Fernsehsender sowie die Anlagen für Mobilfunkkommunikation GSM-900 (D-Netz) und DCS-1800 (E-Netz) im Vordergrund. Dabei handelt es sich um Sendeanlagen, die eine flächendeckende Telekommunikationsversorgung der Bevölkerung zum Ziel haben und daher ihre elektromagnetischen Felder in fast allen Lebensbereichen mit stärkerer oder schwächerer Feldstärke durchsetzen. Die Feldstärke dieser Felder nimmt grundsätzlich von der Sendeantenne mindestens direkt proportional mit dem Abstand ab. Die drei aufgeführten Telekommunikationssysteme weisen eine Reihe von charakteristischen Unterschieden auf, nicht nur in Bezug auf die verwendeten elektromagnetischen Felder, sondern auch in ihrer Ausbaustruktur und ihrer Entstehung und Entwicklung. Die wichtigsten Tatsachen, die auch die öffentliche Meinung im Zusammenhang mit einer diskutierten Gesundheitsbeeinträchtigung durch die elektromagnetischen Felder maßgeblich zeigen, sind nachfolgend zusammengefaßt:

-  UKW-Radiosender Frequenzspektrum: 86 bis 107 MHz (80-108 MHz)
Modulation:  Frequenzmodulation
Versorgung/  flächendeckende Versorgung
Abstände:  durch Sender in Abständen von 1 bis 10 km
Sendeleistungen:  bis zu 10.000 W (100.000 W ERP)
Entwicklung:  allmählicher Ausbau der Sendestationen seit den 50er Jahren, wodurch die Qualität der damaligen Lang-, Mittel- und Kurzwellensender wesentlich verbessert wurde

-  Fernsehsender
Frequenzspektrum: 170 bis 600 MHz (-861 MHz)
Modulation:  Amplitudenmodulation mit pulsartigen Anteilen (Bild) und Frequenzmodulation (Ton)
Versorgung/  flächendeckende Versorgung durch vereinzelte starke
Abstände:  Sender in Abständen von einigen 10 km
Sendeleistungen:  bis zu 500.000 W (bis über 1,000.000 W ERP)
Entwicklung:  allmähliche Entwicklung seit den 50er Jahren

 -  Mobilfunksysteme
Frequenzspektrum:  GSM-900:  905-959 MHz (898-914 u 943-959 MHz)
DCS-1800: 1710-1880 MHz (1710-1785 u 1805-1880 MHz)
Modulation:   digitale Pulsmodulation nach TDMA- (Time Division Multiple Access) Verfahren
Versorgung/Abstände:   - Basisstationen
ein dichtes Netz mit kurzen Abständen von bis zu 100 m in den Städten
-  Handies
werden direkt am Kopf getragen
Sendeleistung:   -  Basisstationen
5 W (40 W ERP) für Basisstationen mit kurzen Entfernungen, bis zu 40 W (500 W ERP) bei ländlichen Anlagen mit größeren Abständen
-  Handies
bis zu 2 W im D-Netz (900 MHz) und bis zu 1,0 0,5 W bei 1800 MHz
Entwicklung:    rasanter Ausbau und rasche Verbreitung in den letzten 10 Jahren

Ein Vergleich dieser wichtigsten Charakteristika veranschaulicht, daß die Mobilfunkanlagen sich insbesondere durch die verwendete Frequenz, die Art der Versorgung und ihre rasante Entwicklung von den anderen Systemen unterscheiden. Dagegen ist der häufige Hinweis auf die Besonderheit der Pulsmodulation nicht zutreffend, da diese Prinzipien zum Teil beim Fernsehen oder auch beim Radar Verwendung finden. Die in der Fernsehtechnik eingesetzte negative Amplitudenmodulation erzeugt eine Amplitudendämpfung von maximal 10 dB, der Synchronpuls (hier kann man von einer Art Pulsmodulation sprechen) hat knapp unter 16 kHz (verglichen mit 217 bis 1736 Hz beim GSM) und eine Pulsdauer von 4,7 µs (im Vergleich zu 577 µs beim GSM). Auch beim Radar liegt die Pulsdauer im Allgemeinen unter 10 µs. Im Hinblick auf biologische Effekte kann man diese Systeme nicht miteinander vergleichen.  Die Versorgungsart der Mobilfunkanlagen kann auch aus der Sicht der Elektromagnetischen Umweltverträglichkeit als fortschrittlich bezeichnet werden, da hier mit vielen schwachen Sendern etwa gleich schwache elektromagnetische Felder in den urbanen Bereichen aufgebaut werden. Dagegen ist die Bevölkerung im Bereich der anderen Systeme einer starken Exposition in der Nähe des Senders und einer sehr schwachen Exposition in abgelegenen Gegenden ausgesetzt. Dies ist ebenfalls irreführend, weil Radio- und Fernsehsender und auch Radaranlagen nicht ihre unmittelbare Umgebung versorgen, sondern z.B. gegen den Horizont gerichtet sind oder sogar eine Hauptstrahlrichtung aufwärts haben. Deswegen wird z.B. bei Fernsehsendeantennen die höchste Exposition nicht in der Nähe, sondern in mehreren km Abstand gemessen (in Bodenhöhe). Bei GSM Basisstationen tritt in Bodenhöhe die höchste Exposition in etwa 20-30 m Entfernung auf!

 3.  Aktueller Wissensstand der Elektromagnetischen Umweltverträglichkeit
3.1  Kriterien der Bewertung einer gesundheitsschädigenden Wirkung

Es gibt wenige Fachgebiete wie die Elektromagnetische Umweltverträglichkeit, die derart mit theoretischen Ansätzen, spekulativen Denkmodellen, unbewiesenen Hypothesen oder Theorien, aber auch mit Aberglauben durchsetzt sind. In den über 20.000 Veröffentlichungen zu diesem Thema finden sich wissenschaftlich fundierte Abhandlungen, ideologisch gefärbte Darstellungen, in denen die elektromagnetischen Felder als Ursache für fast alle Erkrankungen dargestellt werden, sowie Berichte, die aus medizinischer wie auch physikalischer Sicht nicht nachvollziehbar sind und eindeutig als nicht nachvollziehbar bewertet werden können. Dabei bieten die Autoren keine Garantie für eine verläßliche Aussage. So suggerieren auch Abhandlungen von einigen Ärzten, daß die elektromagnetischen Felder die Urquelle von unzähliger Erkrankungen und Schwä-chen, angefangen von Denkstörungen, Depressionen, Lustlosigkeit über Leibschmerzen, Magenbeschwerden, Blähungen, Sehstörungen bis hin zu Schwer-hörigkeit, Kopfschmerzen usw. zu suchen sei (Braun - von Gladiß, 1999). Der Autor soll hier keinen Keil zwischen die Professionen treiben, denn es gibt auch Abhandlungen von Physikern und Technikern zu diesem Thema (wie die gegenständliche), die ebenso mit Halbwahrheiten, unbewiesenen Behauptungen, einseitigen und verzerrten Darstellungen der wissenschaftlichen Literatur operieren.
Viele sog. „Baubiologen“ verwenden derartige Abhandlungen und eine Reihe von aus dem Zusammenhang gerissene Zitate zum Beweis einer Wirkung hochfrequenter Felder.
Die Antwort auf die aufgeworfenen Fragen nach einer möglichen Gesundheitsschädigung durch hochfrequente elektromagnetische Felder kann aber nur in einer wissenschaftlichen Bewertung aller zur Verfügung stehenden Literaturquellen gesucht werden. Diese Methodik ist der vorliegenden Beurteilung zugrunde gelegt. Wie die weiteren Darstellungen zeigen, kann man das wohl als Scherz betrachten.
In der Medizin und Biologie können keine Nulleffekte, sondern nur klare Wirksamkeiten nachgewiesen werden. Bei der Gesamtbetrachtung bedient man sich der weltweiten Literatur. In einem ersten Schritt müssen die in der Literatur gemeldeten Effekte und Befunde gesammelt und sortiert werden. Dabei ist ein wesentliches Kriterium, ob die jeweilige Versuchsdurchführung dem notwendigen wissenschaftlichen Standard bezüglich der angewandten Methoden sowie der Anzahl der untersuchten Fälle (die Anzahl der untersuchten Fälle ist nur unter Berücksichtigung der Effektgröße relevant und kann nur negative Ergebnisse relativieren!!) genügt. Eine derartige Sortierung liefert alternativ zu Abhandlungen, in denen fast alle Erkrankungen mit elektromagnetischen Feldern in Verbindung gebracht werden, eine deutliche Einschränkung auf eine überschaubare Anzahl von Klassen von Befunden.
Das nächste Kriterium für die Anerkennung der Existenz dieser Effekte ist eine unabhängige Überprüfung und Bestätigung der Ergebnisse durch eine andere Forschungsgruppe. Eine mehr-fache Bestätigung von gleichen oder ähnlichen Resultaten erhöht die Wahrscheinlichkeit, daß nicht zufällige oder systematische Fehler die Ergebnisse verfälschen. Ein alter Hut, den eine Vielzahl von Autoren und Gremien in diesem Fachbereich immer wieder hervorholen. Das Argument verkennt völlig die Gepflogenheiten in der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Replikation, also die Wiederholung einer Untersuchung, findet selten statt, was wesentlich bedeutsamer ist, ist die Implikation. D.h., dass Schlussfolgerungen aus einer Untersuchung in einer anderen getestet werden.
Die Vergangenheit hat gezeigt, daß in dieser Stufe der Untersuchungen eine weitere Differenzierung in physiologisch/pathologisch relevante Effekte und physikalische Effekte erforderlich ist. Eine Reihe von Befunden, auch im elektromagnetischen Feld, haben sich im Nachhinein als rein physikalische Effekte ohne Einfluß auf den Organismus herausgestellt. Was sind ‚rein physikalische Effekte‘?
Die nächste Frage richtet sich auf die der Übertragbarkeit der jeweiligen Ergebnisse vom untersuchten Objekt auf den Menschen. Viele Untersuchungen werden nämlich an Pflanzen, Bakterien, in Tierexperimenten mit Ratten und Mäusen oder im Reagenzglas an Zellen durchgeführt. Ergebnisse derartiger Untersuchungen können nicht ohne weiteres auf den gesamten menschlichen Organismus übertragen werden. In vielen Fällen kann diese Übertragbarkeit von vornherein verneint werden, in anderen Fällen muß sie in abgestuften Untersuchungen an höheren Organismen belegt werden. Erst die Befunde, die auch dieser Überprüfung standhalten, können als für den Menschen relevant eingestuft werden. Diese Beurteilung wurde längst von berufener Seite vorgenommen (z.B. im Rahmen des NTP – National Toxicology Program – der USA). Es geht nicht an, dass jeder nach Belieben die Untersuchungen interpretieren kann, wie er will. Die Toxikologie müsste bei jeder neuen Schadbedingung wieder eine Grundsatzdiskussion führen. Ob und inwieweit Untersuchungen mit Zellsystemen und Tiermodellen auf den Menschen übertragbar sind, ist längst entschieden. Bei Chemikalien, deren Schadwirkung oft nicht durch die aufgenommene Substanz, sondern durch deren Metabolite verursacht wird, ist die Übertragbarkeit sogar wesentlich kritischer zu beurteilen als bei physikalischen Einwirkungen.
Die abschließende Betrachtung muß sich mit der Bestimmung der Wirkungsschwelle bzw. -dosis (??) im Vergleich zu den alltäglichen Expositionsbedingungen auseinandersetzen. Die Bestimmung der Wirkungsschwelle ist erst der Ausgangspunkt. Daran muß sich die Ableitung eines Grenz- bzw. Richtwertes anschließen.
Einzelne frühere Untersuchungen haben auch vereinzelte Ergebnisse bei bestimmten, sehr niedrigen Feldstärken des hochfrequenten Feldes beschrieben (z.B. Adey u.a.). Derartige Ergebnisse, die als „Fenstereffekte“ bezeichnet werden, konnten jedoch in der Wiederholung bisher nicht belegt und ihre Existenz muß in Frage gestellt werden. Ohne Angabe, um welche Untersuchungen es sich handelt, kann man diese Behauptung nicht prüfen. Was Adey u.a. betrifft, ist zu sagen, dass Prof.Ross Adey mehrere hundert Untersuchungen publiziert hat. Man kann wohl verlangen, dass eine Abhandlung, die sich als wissenschaftlich bezeichnet, wenigstens ein Minimum an Seriosität der Argumentation aufweist. Sogenannte ‚Fenstereffekte‘ treten z.B. beim Kalziumionen-Efflux auf. Dafür konnten auch inzwischen plausible, in quantenelektrodynamischen Modellen begründete Erklärungen gefunden werden. Daher geht man (wer?, viele Wissenschaftler halten diese Annahme inzwischen für widerlegt, z.B. Wiener Deklaration, 1998) bei der Betrachtung der Wirkung elektromagnetischer Felder nach wie vor von Schwelleneffekten (das heißt Effektschwellen und nicht Schwelleneffekte) aus, d. h. es muß eine bestimmte Mindestfeldstärke erreicht werden, damit Effekte eingeleitet werden.
In der Diskussion hat sich eine Unterscheidung zwischen thermischen und athermischen Effekten eingebürgert. Dieser Terminologie wird hier Rechnung getragen, indem in den nachfolgenden Abschnitten die thermischen und athermischen Wirkungen getrennt behandelt werden. In der Präambel zur Wiener Deklaration wurde vereinbart, zu empfehlen von Niedrigdosiseffekten und nicht von athermischen Effekten zu sprechen.

3.2  Thermische Wirkungen

Hochfrequente elektromagnetische Felder dringen in den menschlichen Körper ein und werden hier stark absorbiert; die aufgenommene Energie wird in Wärme umgewandelt. Gut durchblutete Gewebearten, wie z. B. Körperflüssigkeiten (sind kein Gewebe, gut durchblutetes Blut klingt auch nicht gut), Muskeln, etc., absorbieren im Gegensatz zu Haut (ist gut durchblutet), Knochen oder Fett wesentlich mehr Energie. Die Energieabsorption nimmt weiterhin mit zunehmender Frequenz zu (falsch, die Energieabsorption hat ihr Maximum bei Ganzkörperbestrahlung je nach Ausdehnung und Lage des Körpers relativ zur Richtung der Wellenausbreitung zwischen etwa 40 und 400 MHz, bei Teilkörperbestrahlung liegen die Maxima höher), die elektromagnetische Welle dringt mit der Frequenz immer weniger tief in den Körper ein. So verringert sich die Eindringtiefe um 2,5 cm bei 900 MHz auf ca. 1 cm bei 1800 MHz (ist so auch falsch, die Eindringtiefe hängt u.a. von den dielektrischen Eigenschaften der Gewebe und der Form der knöchernen Strukturen ab – z.B. Linseneffekt des Schädels).
Die absorbierte Energie der elektromagnetischen Felder wird in dem jeweiligen Gewebe in Wärme umgewandelt, das Gewebe erwärmt sich. Physikalische Mechanismen, wie z. B. Konduktion (Leitung reicht auch) oder Abstrahlung wie auch physiologische Mechanismen (Wärmeabfuhr durch Blut oder Atmung), sorgen für einen allmählichen Ausgleich der Körpertemperatur. Allerdings ist die Erwärmung durch Mikrowellen sehr schnell und sie kann nicht gänzlich durch andere (als die oben genannten?) Mechanismen kompensiert werden. Auf diese Weise können im Körper fokale Erwärmungen, die als „Hot Spots“ bezeichnet werden, entstehen.
Der Körper ist nicht auf eine Temperatur fixiert, vielmehr wird eine Variation in be-stimmten Bereichen physiologisch zu betrachten sein. Nur in Ruhestellung hält der Körper in seinem Inneren eine Temperatur um 36° C, auf der Körperoberfläche ergeben sich je nach Außentemperatur in den meisten Situationen Gradienten nach oben oder nach unten. Körperliche Arbeit führt zur Erhöhung der Kerntemperatur auf bis zu 39° C, Messungen bei Leistungssportlern haben kurzzeitige Temperaturen über 40° C dokumentiert.
Fieber äußert sich im Ruhezustand mit einem Anstieg der Körpertemperatur auf über 37° C, eine fieberhafte Erwärmung von 41° C birgt die Gefahr einer Hyperthermie, die bei einer Langzeiteinwirkung zu irreversiblen Schädigungen z.B. im Gehirn führen kann. Eine Langzeiterwärmung im schlecht durchbluteten Gewebe des Auges wird mit der Entstehung des Katerakts in Verbindung gebracht. Eine derartige Erwärmung über 41° C kann auch durch elektromagnetische Felder hervorgerufen werden. Allerdings liegen die dazu erforderlichen Leistungsdichten oberhalb von 500 mW/-cm² und damit mindestens um 3 Zehnerpotenzen höher als die in der Praxis vorkommenden Felder.
Aber auch andere bisher beobachtete und nicht belegte Effekte (Was sind beobachtete aber nicht belegte Effekte? Entweder wurden diese Effekte beobachtet, dann gilt diese Beobachtung als Beleg, oder sie wurden nicht beobachtet, dann handelt es sich um Vermutungen. Tatsächlich wurden diese Effekte beobachtet und publiziert. Blutdruck: Braune et al. 1998; Hirnfunktion: mehrere Studien z.B. Freude et al. 1998), wie z.B. ein geringer Anstieg des Blutdrucks oder Einflüsse auf die Hirnfunktion, wobei die Veränderungen im physiologischen Bereich bleiben (Was soll das heißen? Wenn damit gemeint ist, die Effekte blieben im Bereich normaler physiologischer Schwankungsbreiten, so ist das richtig, weil ansonsten solche Untersuchungen sofort abgebrochen werden müssten. Entscheidend ist, dass diese Effekte bei Feldstärken beobachtet wurden, die um einen Faktor 500 bis 1000 unterhalb der Schwelle für bisher als relevant angesehene Erwärmungen lagen.) , könnten auf eine geringfügige, aber unterschiedliche Erwärmung benachbarter Gehirnregionen durch die Felder der Handies zurückgeführt werden (Wenn das der Fall wäre, dann müssen die Modelle der Bestimmung der Absorptionsrate revidiert werden. Derzeit wird im allgemeinen über 10g Gewebe gemittelt.).
Eine Reihe von Untersuchungen über die Erwärmung im Kopf- und Körperbereich bei Verwendung von Handies haben zu übereinstimmenden Ergebnissen geführt, daß nämlich die Erwärmung unter 0,1° C liegen muß. (Diese Aussage gilt nur mit gewissen Einschränkungen. Es müsste dazu gesagt werden, auf welche Gewebe sie sich bezieht.) Da die Felder der Basisstationen in Alltagssituationen mindestens um 3 Zehnerpotenzen schwächer sind, ist durch diese Felder mit keiner nennenswerten Erwärmung im Körper, und damit auch nicht mit thermischen Effekten, zu rechnen. Diese Feststellung gilt für die D-Netze (Warum kann der Autor für einen im Auftrag eines österr. Ministeriums verfassten Text nicht die hier übliche Nomenklatur verwenden? Das D-Netz ist bekanntlich das 900 MHz Analogsystem und nicht das hier angesprochene GSM.) mit einer Betriebsfrequenz von 900 MHz wie auch für die 1800 MHz-Netze.

3.3  Mutmaßliche und tatsächliche athermische Wirkungen von Feldern der Mobilfunkanlagen
3.3.1  Krebsgeschehen

Aus retrospektiven epidemiologischen Studien der letzten 20 Jahre wurde pauschal der Verdacht abgeleitet, daß elektromagnetische Felder das Krebsgeschehen fördern können. Als Beweis wurde das erhöhte relative Risiko zwischen 0,8 und 3 für die Kinderleukämie aufgeführt (Silny, 1992). Auch die formalisierten studienübergreifenden Meta-Analysen bestätigen mit einem OR-Wert von 1,89 eine signifikante Erhöhung dieser Erkrankung bei exponierten Personen (Michaelis, 1995). Trotzdem sind sich auch führende Epidemiologen nicht sicher, ob diese Zuweisung kausal ist. Als Gründe für diese Unsicherheit werden aufgeführt:
 a) zu kleine Kontroll- und Fallgruppen (80 - 5000), die aus der niedrigen Prävalenz der Leukämie resultieren. In Deutschland erkranken jährlich etwa 4 von 100.000 Kindern an Leukämie, weshalb der statistische Nachweis mit Kleingruppen sehr schwierig ist.
b) Viele eventuell ursächliche Faktoren sind nicht bekannt und konnten nicht berücksichtigt werden.
c) Feldbedingungen mußten in den retrospektiven epidemiologischen Untersu-chungen in den meisten Fällen nur geschätzt werden und sind dement-sprechend sehr ungenau.
d) Die Schätzung der Feldverhältnisse bezog sich nur auf die niederfrequenten elektromagnetischen Felder, wobei die hochfrequenten Felder nicht berücksichtigt wurden.
e) Epidemiologische Untersuchungen können grundsätzlich keinen ursächlichen Zusammenhang beweisen.

Eine Gesamtbewertung zur mutmaßlichen Einflußnahme elektromagnetischer Felder auf das Krebsgeschehen wurde ebenfalls von führenden Epidemiologen in den USA durch-geführt (NIEHS-Report 1999). Das Resümee dieses Berichtes ist, daß die Evidenz für eine karzinogene Wirksamkeit elektromagnetischer Felder sehr gering ist und daß auf dieser Grundlage keine neuen verschärften Sicherheitsmaßnahmen notwendig sind. (Dies bezog sich ausschließlich auf niederfrequente Felder. Das Votum des Panels von Wissenschaftern ordnete netzfrequente Felder unter die möglicherweise krebserregenden Einwirkungen ein – 2B des Schemas der IARC.)
Die Prüfung einer karzinogenen Wirkung hochfrequenter Felder wird auch in europäischen epidemiologischen Untersuchungen verfolgt. Obwohl sich auch hier kein direkter Hinweis auf vermehrte und typische Erkrankungen der Mobilfunk-Benutzer abzeichnet (Wo zeichnet sich das ab? Es gibt wegen der kurzen Latenzzeit noch gar keine Möglichkeit, diese Frage zu klären. Was vorliegt, ist eine epidemiologische Untersuchung bzgl. Hirntumore, Hardell et al. 1999, und eine Pilotuntersuchung, die - wie jene über Hirntumore - in erster Linie Aussagen über das ältere analoge System machen kann, Rothman et al. 1996) , stehen die Felder von Handies wegen ihrer großen Verbreitung in diesen Untersuchungen im Vordergrund (Blettner, 1999). Die Aufmerksamkeit richtet sich auf diese Felder, da sie durch-schnittlich um einen Faktor 1000 stärker sind als die Felder der Basisstationen (in einer typischen Entfernung von Anrainern, ansonsten ist natürlich die Basisstation um einen Faktor von etwa 300 stärker.). Ein weiteres Argument für die Durchführung derartiger Studien ist die Tatsache, daß die Handies nicht nur von Erwachsenen, sondern auch von Kindern sowie von älteren und kranken Personen immer häufiger benutzt werden.
Da die epidemiologischen Untersuchungen allein den Beweis der Wirksamkeit be-stimmter Faktoren nicht belegen (führen) können, werden seit mehr als 20 Jahren ergänzende Tierexperimente und Untersuchungen an Zellen im Reagenzglas unter der Wirkung hochfrequenter Felder durchgeführt. Eine Reihe derartiger Untersuchungen wurde speziell den niederfrequent gepulsten Mikrowellen, wie sie bei Mobilfunkanlagen Verwendung finden, gewidmet. Dabei kamen in den meisten Fällen die stärksten im Alltag vorkommenden Felder der Handies zur Anwendung. Bei diesen Untersuchungen wurden vereinzelt auch Ergebnisse gemeldet, die aber in der Wiederholung nicht bestätigt werden konnten. (Wo ist der Beleg für diese Behauptung? Die bisher publizierten Studien, die hier gemeint sein könnten (z.B. Repacholi et al. 1997) sind überhaupt noch nicht wiederholt worden und können daher auch noch nicht ‚nicht bestätigt‘ worden sein.) In Anbetracht dieser zahlreichen Untersuchungen (Was heißt hier zahlreich? Publizierte Tierversuche zur Frage der Karzinogenese gibt es bisher drei, wobei eine positiv ist und zwei negativ. Letztere allerdings mit einem von vorne herein untauglichen Leberkarzinommodell. Anm: Leberkarzinome erwarten wir bei bestimmten chemischen Substanzen nicht aber bei elektromagnetischen Feldern. Keine der bisherigen Untersuchungen lässt eine Vermutung zu, dass Leberkarzinome durch EMF gefördert werden könnten. Deshalb ist es nicht sehr zielführend, ein solches Modell zu verwenden! Publizierte Untersuchungen an Zellsystemen, die man diesem Bereich zuordnen kann, gibt es neun! Davon sind fünf positiv. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Expositionen mit Handies bzw. in der Nähe von Basisstationen höhere Effekte zeigten als Expositionen in TEM-Zellen) mit überwiegend negativen Resultaten erscheint es sehr unwahrscheinlich, daß die Felder der Basisstationen im Alltag, die noch um mindestens 3 Zehnerpotenzen schwä-cher sind als die Felder der Handies sowie der UKW- und Fernsehsender, irgendeine krebspromovierende (es ist derzeit noch völlig ungeklärt, ob es sich um promovierende, initiierende oder Tumor/Wirt-Interaktionseffekte handelt) Wirkung ausüben können.

 3.3.2  Elektrosensibilität

Eine Reihe von subjektiven Beschwerden, wie z.B. Schlaflosigkeit, Migräne, Kopf-schmerzen, etc., werden unter dem Begriff „Elektrosensibilität“ mit dem Vorkommen elektromagnetischer Felder in Verbindung gebracht (Silny, 1999). Ähnliche Symptome wurden früher unter dem Begriff „Environmental Incompatibility“ gemeldet (Nasterlack, 1998). Leider ist die Ursache für diese Beschwerden noch nicht aufgeklärt; eine Reihe von anderen Einflußfaktoren kommt in Frage. Eine europäische Studie zu diesem Thema bestätigt nicht einen direkten Zusammenhang zwischen den subjektiven Beschwerden und bestimmten elektromagnetischen Feldern, da die Patienten als Ursache unterschiedliche Quellen, vorwiegend im niederfrequenten Bereich, angegeben haben (Bergqvist et al., 1998). Nur eine geringe Anzahl von Patienten hat die Mobilfunkanlagen als Verursacher für deren Leiden angegeben. Zusätzlich beobachtet man, daß in gewissen westlichen Ländern mit gleichem technischen Standard und Entwicklungsstand derartige Beschwerden nicht mit elektromagnetischen Feldern in Verbindung gebracht werden. Bisherige Provokationsstudien haben ebenfalls keinen Beleg für derartige Wirksamkeiten gebracht (Toomingas, 1996). Vieles deutet darauf hin, daß die Patienten zwar Leiden und Beschwerden haben, deren Korrelation zu Feldern jedoch häufig nach der Lektüre von entsprechenden Presseberichten assoziiert wird. Patienten, die Beschwerden haben, die ihr Arzt nicht auf eine objektivierbare Störung oder Grunderkrankung bzw. Verschleißerscheinungen zurückführen kann, haben oft ein erhöhtes Erklärungsbedürfnis für ihr Leiden. Jede einigermaßen plausible Erklärung wird gerne aufgenommen. Davon ist jedoch abzugrenzen, dass Menschen im allgemeinen gegenüber jeder Wirkgröße unterschiedlich empfindlich sind. Richtig ist, dass derzeit nicht geklärt ist, ob und in welchem Ausmaß unterschiedliche Empfindlichkeit gegenüber bestimmten EMF besteht. Erst in neuester Zeit beginnt man diese Frage ernsthaft mit methodisch ausgefeilten Untersuchungen anzugehen. Ausreichende Resultate liegen noch nicht vor.

3.3.3  Einfluß auf die Informationsverarbeitung im Gehirn

Insbesondere im deutschsprachigen Raum werden von den Befürwortern einer gesundheitsschädigenden Wirkung der Felder der Mobilfunkanalgen Berichte von L. von Klitzing (1992, 1995) über die Beeinflussung der Informationsverarbeitung im Gehirn in die Diskussion eingebracht. Diese Wirksamkeit wird aus der Aufnahme und Anwendung des Elektroenzephalogramms (EEG) von wenigen Probanden abgeleitet. Nach Aussagen dieses Autors sind es nicht die hoch-frequenten Felder, die diese Beeinflussung verursachen, sondern die Umhüllenden der impulsmodulierten Mikrowellen, die für diese Effekte verantwortlich sind. Untersuchungen an Probanden (Von welcher Untersuchung ist hier die Rede? Die in der Literaturliste angeführte ‚Untersuchung‘ ist ein Tagungsbeitrag zur Frage der Elektrosensibilität.) zeigen (Silny, 1999), daß es bei Mikrowellen zu keiner Gleichrichtung in der Zellmembran kommt und deshalb die niederfrequente Umhüllende nicht einwirken kann. Sachkundige Neurologen, die die Ergebnisse des Herrn v. Klitzing überprüft haben, äußern den Verdacht, daß die Probanden bei den Experimenten zum Teil eingeschlafen waren, was die berichtete Veränderung der „Gehirnströme“ zur Folge hatte. Darüber hinaus konnten die Ergebnisse in mehrfacher Wiederholung in Spezialkliniken nicht bestätigt werden (Snittler, 1997; Röschke, 1998; Hinrichs, 1998; Krafczyk, 1998 Keine dieser Literaturangaben ist in der Literaturdatenbank des Autors enthalten!). Man kann zu den Untersuchungen von Herrn v. Klitzing stehen wie man will, die angeführten angeblichen Wiederholungsuntersuchungen haben jedenfalls wenig mit dessen Untersuchungen zu tun und wurden mit anderen Methoden und unter anderen Expositionsbedingungen durchgeführt. Tatsache ist, dass es nicht nur Untersuchungen von v. Klitzing zu diesem Thema gibt, die Effekte gezeigt haben (z.B. Reiser et al. 1995, Mann & Röschke, 1996, Eulitz et al. 1998, Freude et al. 1998)  Das gleiche (dass die Ergebnisse nicht bestätigt werden konnten? Die Untersuchung ist nicht wiederholt worden!) gilt für die Berichte einer englischen Forschergruppe, daß nämlich die hochfrequenten Felder der mobilen Geräte die kognitive Funktionen im Körper (Ist das eine Anspielung auf das Leib-Seele Problem? Die von Allan Preece untersuchten kognitive Funktionen waren Entscheidungs- und Gedächtnisfunktionen.) beeinflussen können (Preece, 1999). Auch hier standen relativ starke Felder der Handies im D- und E-Netz (siehe Bemerkung S.10) im Zentrum der Untersuchung, deren Felder mindestens um einen Faktor 1000 stärker sind als die Felder der hier betrachteten Basisstationen.
Resümierend muß festgestellt werden, daß in vereinzelten Publikationen den von Handies ausgestrahlten Feldern eine bestimmte, bisher nicht erhärtete Einflußnahme auf die Funktion des Gehirns zugesprochen wurde. Diese Ergebnisse konnten bisher jedoch in keinem Fall reproduziert werden. (Die vorliegenden Studien wurden entweder noch nicht wiederholt oder es gibt Wiederholungen, die durchaus die Befunde stützen (z.B. Mann & Röschke 1996 mit Wiederholungsuntersuchung Wagner et al. 1998), oder es gibt mehrere ähnliche Untersuchungen, die sich gegenseitig stützen, wie die oben genannten.) Für Felder der Basisstationen, die im Alltag um bis zu 4 Zehnerpotenzen schwächer ausfallen, konnte auch ansatzweise keine derartige Wirkung gezeigt werden. (Das versteht sich von selbst, weil es keine einzige derartige Untersuchung gibt.)

3.3.4  Einfluß auf das Schlafverhalten

In einer Studie (Mann, Röschke, 1996) wurde eine Verkürzung der Latenzzeit bis zur ersten Traumphase, die als REM-Phase bezeichnet wird, in einem 50 nW/cm²-Nahfeld (falsch! 50 µW/cm² im Fernfeld) der Mobilfunkanlagen im D-Netz statistisch ermittelt. (Der Autor weiß nicht wovon er redet. Die Studie zeigte eine Verkürzung der Einschlaflatenz und eine Verkürzung der REM-Phasen. Aufgrund der Verkürzung der Einschlaflatenz kann es auch zu einer Verkürzung der Latenzzeit bis zur ersten REM_Phase kommen, was aber bei dieser Untersuchung nicht beobachtet wurde. Was heißt hier im Nahfeld der Mobilfunkanlagen? Die Exposition erfolgte durch ein Handy, das im Abstand von 40 cm vom Kopf angebracht war.) In der nachfolgenden Überprüfung dieser Resultate durch die Autoren selbst (Wagner, Röschke et al., 1997 und Röschke, 1998, eingereicht zur Publikation) konnte unter Heranziehung größerer Untersuchungsgruppen und mit Leistungsdichten von bis zu 500 nW/cm² (ebenfalls falsch!) kein reproduzierbarer Effekt gezeigt werden. Das ist ebenfalls völlig unsinnig. Im Gegenteil, die Effekte der ersten Untersuchung wurden wieder beobachtet, die Unterschiede waren sogar noch größer! Da jedoch auch die Streuungen größer waren, konnte bei der gewählten statistischen Sicherheit keine Signifikanz erzielt werden. Das heißt jedoch überhaupt nicht, dass die Ergebnisse im Widerspruch zur Erstuntersuchung stehen oder keinen reproduzierbaren Effekt darstellen!
In einer überprüfenden Untersuchung von Heinrichs und Heinze (1997) (Hinrichs und Heinze!! Diese Untersuchung wurde niemals seriös publiziert! Man kann sie deshalb weder im einen noch im anderen Sinn als Beleg anführen.) konnte wiederum mit Leistungsdichten von 250 nW/cm² unter Anwendung impulsmodulierter 1800 MHz-Mikrowellen kein Einfluß auf das Schlafverhalten festgestellt werden. Aufgrund dieser Resultate muß ein Einfluß der Felder der Basisstation auf das Schlafverhalten als nicht nachvollziehbar eingestuft werden.

3.3.5  Einfluß auf die Blut-Hirn-Schranke

Mehrere Autoren (Salford et al. 1993, 1994, 1997; Fritze et al. 1997) berichten über eine reversible Änderung der Blut-Hirn-Schranke bei einer lang andauernden Exposition mit starken Mikrowellen (SAR-Werte 7,5 W/kg und größer). Wenn schon Salford zitiert wird, sollte der Autor wissen, dass jener diese Effekte bei einer SAR von 0,016 bis 5 W/kg und nicht bei 7,5 W/kg gefunden hat! In einer Untersuchung sogar bei noch niedrigeren Werten (Salford  et al. 1997).Diese Veränderungen werden primär mit der Erwärmung des Gehirns durch die starken hochfrequenten Felder erklärt. Diese Interpretation ist abenteuerlich. Die in der Praxis vorkommenden Felder der Mobilfunkanlagen fallen wesentlich schwächer aus und sind nicht imstande, eine derartige Erwärmung im Körper oder Gehirn zu produzieren.

 3.3.6  Einfluß auf kardiovaskuläre Parameter

Braune et al. (1998) berichten über einen signifikanten Anstieg des Blutdrucks und eine Abnahme der Herzfrequenz (ca. 5 %) nach 35-minütiger Exposition durch ein Handy im D-Netz (siehe Bemerkung S.10). Die beobachteten Veränderungen liegen im physiologischen Bereich und müssen noch mit größeren und repräsentativeren Probandengruppen repliziert werden. Nach dem physiologischen Standpunkt ist es durch-aus denkbar (denkbar ist alles, hier geht es aber nicht darum was denkbar ist, sondern was nachgewiesen werden kann), daß diese Einflüsse auf eine geringe differentielle Erwärmung benachbarter Gehirnregionen um 0,1° C zurückgeführt werden können (bei so niedrigen Feldstärken ist das nicht sehr wahrscheinlich). Die wesentlich schwächeren Felder der Basisstationen jedoch können eine derartige Erwärmung auf keinen Fall erzeugen.

3.3.7  Einfluß auf den Kalziumhaushalt der Zelle

Eine Reihe von Publikationen der letzten 20 Jahre setzt sich mit der Einflußnahme elektromagnetischer Felder auf den Kalziumhaushalt der Zelle auseinander. Die anfänglichen Publikationen (Adey, 1972) berichten über eine amplituden- und frequenzselektive Wirksamkeit hochfrequenter Felder auf den Kalziumhaushalt. Diese Untersuchungen wurden allerdings mit veralteten Methoden durchgeführt, die bei der Ermittlung der intrazellulären Kalziumkonzentration zu großen Fehlern führen. Untersuchungen, die mit neuen Fluoreszenzmethoden durch-geführt wurden, wie z.B. von Schwarz et al. (1993), Wolke et al. (1996), konnten derartige Effekte nicht bestätigen. Es gibt inzwischen so viele Replikationen dieses Effekts, dass es nur mehr um die Frage geht, durch welche Mechanismen er hervorgerufen wird.

3.3.8  Einfluß auf das Hormon Melatonin

Melatonin wird als ein Hormon betrachtet, mit dem hypothetisch der Tagesrythmus bei Mensch und Tier gesteuert wird. Weiterhin wird diesem Hormon eine antioxydative Wirkung zugesprochen, die die genetische Information der Zelle vor Schädigung schützen soll. (Beide Eigenschaften des Melatonins kann man heute wohl nicht mehr als hypothetisch bezeichnen!) In einigen Tierexperimenten wurde ein Einfluß niederfrequenter Felder auf die normalerweise erhöhte Nachproduktion (Nacht!) des Hormons Melatonin festgestellt. Hierbei ist die Übertragung der Ergebnisse auf den Menschen noch gänzlich offen. Für hochfrequente Felder wurde dieser Effekt noch nicht einmal ansatzweise ermittelt. In der Datenbank des Autors kann jeder mehrere solcher Studien nachlesen..

3.3.9  Störung von elektronischen Implantaten

Elektronische Implantate wie z.B. Herzschrittmacher oder Cochlea-Implantate reagieren bekanntlich sehr empfindlich auf elektromagnetische Felder. Diese Felder können die Funktion des Implantates nicht nur beeinträchtigen, sondern auch gänzlich ausschalten. Diese besonderen Komplikationen drohen dann, wenn z.B. wie im Falle des Herz-schritt-machers eine lebenserhaltende Funktion überwacht oder unterstützt wird.
Mehrere voneinander unabhängige Untersuchungen haben gezeigt, daß einige, insbesondere ältere Herzschrittmachertypen durch die Felder von Handies im D-Netz dann gestört werden können, wenn der gegenseitige Abstand weniger als 20 cm beträgt. Deshalb sollen Herz-schrittmacherträger auf keinen Fall eingeschaltete Handies in der Westentasche auf der Seite des Implantates tragen.
Im Gegensatz zu Feldern der Handies sind die Felder der Basisstationen in Alltagssituationen derart schwach, daß eine Störung von implantierten Herzschrittmachern gänzlich ausge-schlossen werden kann.

3.3.10 Abschließende Betrachtung der athermischen Wirkungen von Feldern der Mobilfunkanlagen

Die obige Aufstellung zeigt, daß für die Felder der Basisstationen im GSM-900 und DCS-1800-Feld bisher keine relevanten Ergebnisse zur direkten Beeinflussung des Organismus publiziert wurden (es wurden nicht nur keine relevanten, sondern überhaupt keine Ergebnisse zu Basisstationen publiziert, wenn man von einer einzigen in vitro Untersuchung – Maes et al. 1996 – absieht!!!). Für die Felder der Handies, die wegen des kurzen Abstandes zum Körper innerhalb des Kopfes mindestens um einen Faktor 1000 stärker als die Felder der Basisstationen ausfallen (wenn man sich weit genug von der Basisstation entfernt aufhält), wurden in der Literatur einige athermische Effekte gemeldet. Diese konnten jedoch in unabhängigen Versuchswiederholungen bisher nicht belegt werden (Das ist, wie zu den einzelnen Punkten ausgeführt wurde, falsch. Es gibt aber einige wichtige Untersuchungen, die überhaupt noch nicht wiederholt wurden.). Diese Feststellung bedeutet nicht, daß athermische Wirkungen elektromagnetischer Felder der Mobilfunkanlagen gänzlich ausgeschlossen sind. Dieser Wissensstand aus einer Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen deutet vielmehr darauf hin, daß Effekte, falls sie überhaupt existieren, sehr schwach sein müssen. (Die bisherigen Veröffentlichungen lassen zwar einen solchen Schluss nicht zu, aber auch wir sind der Meinung, dass die Effekte schwach sind.)  Zur Aufklärung eventueller schwacher Effekte sind umfangreiche und demnach auch sehr kostenintensive Untersuchungen erforderlich.
Als einzige gesicherte athermische Wirkung der relativ starken Mikrowellen, wie sie von Handies gesendet werden, gilt eine Möglichkeit der Störbeeinflussung von implantierten Herzschrittmachern und anderen elektronischen Implantaten. Felder der Basisstationen können hingegen keinesfalls derartige Störungen verursachen.

  4. Festlegung der Sicherheits- und Vorsorgeschwellen in Österreich und anderen westlichen Ländern

Für den Schutz der Bevölkerung vor hochfrequenten elektromagnetischen Feldern wurde international ein Sicherheitskonzept erarbeitet. Dabei werden von verschiedenen unabhängigen Organisationen wie WHO, IGNIRP, IEEE, etc. laufend aktuelle Berichte über die Ergebnisse der neuesten experimentellen Untersuchungen geprüft und in das Wissensmosaik eingereiht.
Anläßlich der internationalen wissenschaftlichen Tagungen wie z. B. der Bioelectromagnetics Society 1999, des IEEE 1999 etc. wurde bestätigt, daß neben den thermischen Effekten bisher keine Belege für athermische Wirkungen hochfrequenter Felder vorliegen. Diese Feststellung gilt auch für die niederfrequent pulsmodulierten Mikrowellen, wie sie bei den Mobilfunkanlagen Verwendung finden. Da die Felder der Basisstationen keine nennenswerte Erwärmung im Körper verursachen können, richtet sich die Aufmerksamkeit primär auf die Handies. (Siehe Bemerkung auf S.4)
Die geltenden Standards gehen nach wie vor von der Absorption von Energie im Körper bei der Einwirkung von hochfrequenten Feldern aus, die zur Erwärmung führen kann. Eine Temperaturerhöhung unter 1° C wird als gesundheitlich unbedenklich eingestuft (siehe Abschnitt 2.2 Thermische Wirkungen). Deshalb wurden die Grenzwerte für die absorbierte Energie so gesetzt, daß die Temperaturerhöhung auf jeden Fall unter 1° C bleibt. Für die allgemeine Bevölkerung, einschließlich Kinder oder Kranke, wurden zusätzliche Sicherheitsfaktoren eingebaut. Man geht grundsätzlich von einem Wärmeumsatz zwischen 1 und 4 W/kg als Mittelwert für den gesamten Körper aus.
Die Spezifische Absorptionsrate (SAR), die die aufgenommene Leistung pro Gramm oder Kilogramm Körpermaß von 4 W/kg charakterisiert, kann zu einer maximalen Temperaturerhö-hung um 1° C führen (bei einem ruhenden Erwachsenen und 30-minütiger Exposition!). Unter Heranziehung eines Sicherheitsfaktors 10 wurde als Grenzwert für die beruflich exponierten Personen ein SAR-Wert von 0,4 W/kg definiert; für die allgemeine Bevölkerung wurde ein zusätzlicher Sicherheitsfaktor 5, und damit die Spezifische Absorptionsrate auf 0,08 W/kg festgelegt. (Diese Sicherheitsfaktoren sind zum Schutz vor einer möglicherweise gesundheitlich bedenklichen Erwärmung eingeführt worden und stellen keine Ableitungen unter Anwendung des Vorsorgeprinzips dar!  Dazu steht in der Informationsbroschüre des bmwv ‚Elektromagnetische Felder‘ (Teleletter 5/6/1999, S.13): „Es gibt vorläufig noch keine Beispiele dafür, dass die Anwendung des Vorsorgeprinzips auf elektromagnetische Felder versucht worden wäre.“!!!) Auf der Grundlage dieser Vorgabe haben verschiedene Organisationen frequenzabhängige Feldstärke/ Leistungsdichte-Grenzwerte erarbeitet. Sie unterscheiden sich von Land zu Land geringfügig, entsprechen aber alle dem internationalen Konsens bei der Beurteilung möglicher Wirkungen hochfrequenter Felder. Die österreichische Norm (ÖNORM S1120) legt die Grenzen für die allgemeine Bevölkerung mit folgenden Werten fest:

     GSM-900:  DCS-1800:
elektrische Feldstärke:  49 V/m   61 V/m
magnetische Feldstärke:  0,13 A/m  0,16 A/m
mittlere Leistungsdichte:  6.3 W/m²  10 W/m²

 In Deutschland sind die Grenzwerte durch die 26. Bundesemissionsschutzverordnung geregelt; für die allgemeine Bevölkerung gelten folgende Werte:

     GSM-900:  DCS-1800:
elektrische Feldstärke:  42 V/m   58 V/m
magnetische Feldstärke:  0,13 A/m  0,157 A/m
mittlere Leistungsdichte:  4,5 W/m²  10 W/m2

5. Bewertung der Messungen

Zur Bewertung wurden 7 verschiedene Messprotokolle von 5 österreichischen Prüfstellen vorgelegt, die unterschiedliche Standorte im Hinblick auf die Feldstärke von Hochfrequenzfeldern bewerten. Im folgenden werden das Vorgehen, die Ergebnisse sowie die Schluß-folgerungen einzelner Gutachten kommentiert.
(Warum werden nicht auch die wesentlich niedrigeren Grenzwerte Italiens und der Schweiz angeführt? Es fehlt auch eine Diskussion der Prinzipien, auf denen die Ableitung der Grenzwerte beruht. Weiters sollte nicht unerwähnt bleiben, dass z.B. Russland und China eine andere Grenzwertphilosophie haben.)

5.1  Gutachten Nr. EE-EMV-S 76/99 von:  Austrian Research Centers, Seibersdorf  Standort: Siemensgebäude Gudrunstraße 11 A - 1100 Wien

Generell fehlen Angaben zu den Antennen: Leistung, Antennengewinn, Abstrahlrichtungen, etc. und zur Lokalisation der Messpunkte in Bezug zur Antenne (Entfernung, Winkel, Hindernisse).
Die Messungen wurden mit einem qualitativ hochwertigen Spektrumanalysator im Frequenzbereich zwischen 30 MHz und 1 GHz in 5 Räumen des Siemensgebäudes durchgeführt. Zur Beurteilung der Feldsituation wurde die Leistungsflußdichte sowie die elektrische Feldstärke ermittelt. Die Meßpunkte in den einzelnen Räumen sowie der relative Abstand zu der GSM-900-Antenne an der Gebäudefassade wurden im Messprotokoll festgehalten. Zur Charakterisierung der Feldsituation wurde einerseits die elektrische Feldstärke E (V/m) und die Leistungsdichte S (1 µW/cm² = 0,1 mW/m² = 100 µW/m²) Ich weiß nicht, was man hiervon halten soll? Von einem Techniker kann man wohl erwarten, dass er Einheiten umrechnen kann. 1 µW/cm² sind 10 mW/m² und daher 10000 µW/m². Kann man den folgenden Angaben trauen oder sind alle falsch umgerechnet? ermittelt. Neben einer frequenzselektiven Messung wurde auch eine breitbandige Messung im Frequenzbereich zwischen 0,5 und 1500 MHz durchgeführt. In dem betrachteten Zusammenhang geben die frequenzselektiven Messungen spezifische Anteile der UKW-, Fernseh- und Mobilfunkanlagen an. Die Ergebnisse der Messungen im Frequenzbereich zwischen 104 und 958 MHz zeigen Lei-stungsdichten bis zu 856 µW/m² bei 909 MHz, die maximal 0,014 % des für die Allgemeinbevölkerung in der ÖNORM S 1120 angegebenen Grenzwertes betragen. Die breitbandige Messung liefert eine maximale Leistungsdichte von 5198 µW/m², was im Verhältnis zum Grenzwert 0,26 % ausmacht.  Die Messwerte sind realistisch und vergleichbar mit ähnlichen Messungen in Öster-reich und Deutschland. In dem be-schränkten Frequenzbereich wurden allerdings die eventuell vorhandenen Felder der DCS-1800-Anlagen nicht erfaßt.
Unter der wahrscheinlich berechtigten Annahme, daß eventuell vorhandene DCS-1800-Felder in diesen Bereichen sehr schwach ausfallen, ist die Schlußfolgerung dieses Gutachtens richtig. Die Autoren führen aus, daß nach dem heutigen Kenntnisstand nicht mit gesundheitlichen Störungen oder Gefährdungen von Personen, die in den untersuchten Räumen arbeiten oder leben, in Folge der Exposition durch die vorhandenen hochfrequenten Felder zu rechnen ist.

5.2  Gutachten Nr. EE-EMV-S 85/99 von:  Austrian Research Centers, Seibersdorf Standort: Tulln und Mollersdorf A - 3430 Tulln, A - 3430 Mollersdorf

Frequenzselektive Messungen im Frequenzbereich zwischen 30 MHz und 1,9 GHz wurden in zwei verschiedenen Ortschaften, Tulln und Mollersdorf, durchgeführt. In Tulln erfolgte die Messung in der Königstetterstraße (Positionen 1 und 2) und in Mollersdorf an drei verschiedenen Orten: in der Schützengasse (Position 3), der Donaufeldgasse (Position 5) und am Kinderplatz (Position 4). Zur Messung wurde ein hochwertiger Spek-trumanalysator und verschiedene frequenzselektive Antennensysteme verwendet. Die Positionen der Meßantenne sind im Messprotokoll eindeutig dokumentiert. Bei der selektiven Messung werden die in einzelnen Bereichen betriebenen UKW-, Fernseh,- GSM-900- sowie DCS-1800-Sender in ihrer Stärke erfaßt. Die gemessenen Leistungsdichten bei den Positionen 1, 4 und 5 liegen z.T. deutlich unter 1 µW/m². Bei den Positionen 2 und 3 erreichen die Leistungsdichten maximal 25 µW/m². Die Quelle ist eine nahegelegene GSM-1800-Antenne. Alle Werte sind ver-gleichbar mit ähnlichen Messungen in Öster-reich und Deutsch-land. In allen Fällen liegt die gemessene Lei-stungsdichte im Bereich von Bruchteilen von Promillen der öster-reichischen Norm. Unter Berufung auf diese Normen sowie unter Berücksichtigung des aktuellen Wissenstandes ist auch die Feststellung richtig, daß eine gesundheitliche Störung oder Gefährdung von Personen, die sich in den untersuchten Bereichen aufhalten, beliebig unwahrscheinlich (Was soll das heißen?  Kleiner als jede beliebig kleine Wahrscheinlichkeit?) ist.

5.3  Prüfbericht / TÜV Nr. M/EMV-99/201E von:  TÜV Österreich, Prüfstelle für Nachrichtentechnik/EMV Standort: Feldbach

Im Wohnzimmer und Schlafzimmer der Familie Schuller wurden frequenzselektive  Messungen im Frequenzbereich zwischen 100 kHz und 3 GHz durchgeführt. Aus dem Spek-trum wurden die maximalen Leistungsdichten der UKW-, Fernseh,- GSM-900 sowie DCS-1800-Sender abgelesen. Die Messpunkte in den einzelnen Zimmern sind festgehalten. Die stärk-sten Lei-stungsdichten am Ort der Messung bauen die GSM-900-Mobilfunkanlagen auf. Die maximale gemessene Leistungsdichte liegt im Wohnzimmer bei ca. 20 µW/m², wohingegen im Schlafzimmer nur etwa 3,5 µW/m² erreicht werden. Diese Meßwerte stellen typische Ergebnisse aus Messungen in Wohnungen in der Nähe von Basisstationen dar. Im Vergleich zu der österreichischen Norm ÖNORM S 1120 betragen diese Meßwerte nur einen Bruchteil der Promille des Grenzwertes. Eine gesundheitliche Beeinträchtigung durch derart schwache Felder konnte bisher nicht aufgezeigt werden und sie ist auch unter Berücksichtigung der Schwellenwerte der noch nicht belegten, aber gemeldeten (???) Effekte beliebig unwahrscheinlich (???).

5.4  Gutachten von:  TÜV Österreich, Prüfzentrum A - 1230 Wien Standort: GSM-Basisstation A - 6481 St. Leonhard im Pitztal, Zaunhof, Ausserlehn 17

Die Feldverhältnisse im Ort werden vor einem Wohngebäude, wo häufig Kinder spielen, seitlich neben dem Haus im Gartenbereich und auf dem Balkon im 1. Stock eines Wohnhauses gemessen. Es wurde eine frequenzselektive Messung herangezogen, bei der die maximalen Leistungsdichten bzw. die maximale Feldstärke für örtliche UKW- und Fern-sehsender sowie 2 GSM-900-Anlagen ermittelt werden. Die Meßorte werden mit einer Skizze der räumlichen Verhältnisse wie auch der Lage der Sendeantennen festgehalten. Die stärkste Lei-stungsdichte bauen an den Meßorten die UKW-Sender mit einer maximalen Leistungs-dichte von 93 µW/m² auf. Im Vergleich dazu liegt die maximale Leistungsdichte der Basisstationen bei 17 µW/m² am Balkon vor dem Schlafzimmer. Die Ergebnisse liegen in typischen Meßbereichen, die durch andere Messungen unterschiedlicher unabhängiger Institutionen bestätigt wurden. Die Meßwerte betragen nur einen Bruchteil der von der ÖNORM erlaubten maximalen Leistungsdichten, und wegen der Geringfügigkeit ihrer Stärken müssen sie allgemein als unbedenklich in Bezug auf eine Gefährdung von Personen angesehen werden.

5.5  Gutachten / Antrags-Nr. 24556/R von:  Staatliche Versuchsanstalt für Radiotechnik TCM Standort: BSC-Anlage der Firma Nokia am Satellitenplatz 1 zwischen Ansfelden und St. Florian

Die Messungen der Feldgegebenheiten wurde in einer Entfernung von 3 m von einer DSC-Anlage frequenzselektiv in vier verschiedenen Frequenzspektren, und zwar von 0,15 bis 30 MHz, von 30 bis 200 MHz, von 200 MHz bis 1 GHz und von 1,0 bis 2,56 GHz  vorgenommen und als einzelne Schriebe dokumentiert. Hieraus kann die maximale elektrische Feldstärke bei einzelnen Frequenzen abgelesen werden. Im Vordergrund des Gutachtens steht die Messung der Störspannungs- und Störfeldstärke an einer noch nicht betriebenen Mobilfunkanlage. Die Ergebnisse der Messung zeigen für frei zugängliche Bereiche relativ schwache Feldstärken deutlich unter 80 dBµV/m. Derartige Feldstärken können im Organismus keine Wirkung ausüben, sie liegen weit unter 1 % des ÖNORM-Wertes.

5.6  Gutachten von:  TÜV Österreich, Prüfstelle für Nachrichtentechnik/EMV Standort: GSM-Basisstation Gersthoferstraße 125 A- 1180 Wien

Eine frequenzselektive Strahlungsleistungsmessung wurde in 2 Wohnzimmern und im Schlaf-zimmer einer Wohnung vorgenommen. Hierbei waren die Pegel der örtlichen Mobilfunk-Basisstationen (GSM-900 und DCS-1800) und der stärksten Fernsehsender ermittelt. Die maximale Lei-stungsdichte wurde mit 204 µW/m² im Schlafzimmer gemessen, sie resultiert aus dem Betrieb einer nahegelegenen GSM-900-Anlage.
Die maximalen Leistungsdichten der Fernsehsender in den vermessenen Wohnzimmern erreichen 3µW/m². Die restlichen Meßwerte liegen z.T. erheblich niedriger. Aber auch die maximalen Werte erreichen nur einen Bruchteil (0,00-32 %) des Wertes der ÖNORM. Die Meßergebnisse sind nachvollziehbar und mit anderen Messungen gut vergleichbar. Die Schluß-folgerung dieses Gutachtens, und zwar, daß keine Bedenken hinsichtlich einer Gefährdung von Personen durch die Felder der Basisstationen bestehen, kann voll akzeptiert und nachvollzogen werden.

5.7  Gutachten / Auftrags-Nr. VA R 24860 von:  Staatliche Versuchsanstalt für Radiotechnik TCM Standort: Wien - Hetzendorf

Frequenzselektive Feldstärkemessungen im Frequenzbereich von 30bis 2000 MHz wurden in Wien-Hetzendorf durchgeführt. Die angewandten Verfahren und Meßgeräte  entsprechen dem heutigen Standard. Obwohl die genauen Meßorte nicht dokumentiert wurden, sind die gemessenen Leistungsflußdichten der örtlichen UKW-, Fernseh- und Mobilfunkanlagen (900 und 1800 MHz) nachvollziehbar und mit anderen Messungen vergleichbar. Die maximale Leistungs-dichte am Meßort betrug mit 6 µW/m² und sie ist auf eine nahegelegene GSM-900-Basisstation zurückzuführen. Die Leistungsdichten der UKW- und Fernsehsender liegen deutlich unter 1 µW/m².
Die gemessene Feldstärke sowie die Leistungsdichten liegen im Bereich von einem  Tausendstel einer Promille der ÖNORM. Derartig schwache Felder können im menschlichen Organismus keine Effekte hervorrufen.

 6. Literaturhinweise

Bergqvist U, Vogel E (eds), Aringer L, Cunningham J, Gobba F, Leitgeb N, Miro L, Neubauer R, Ruppe I, Vecchia P, Wadman C (1997):Possible health implications of subjective symptoms and electromagnetic fields. Report for the European Commission, DG V 1997:19 In: Matthes R, Bernhardt HJ, Repacholi MH (eds): Risk Perception, Risk Communikation ans its Application to EMF Exposure. Vienna, Austria, October 22 and 23, 1997. International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection and World Health Organization, 5/98

Blettner M, Schlehofer B (1999):Gibt es ein erhöhtes Risiko für Leukämien, Hirntumoren oder Brustkrebs nach Exposition gegenüber Hochfrequenzstrahlung? Medizinische Klinik 94:150-8 (Nr. 3)

Braun-von Gladiß K-H (1999):So ermittelt man Gesundheits-Störungen durch Mobilfunkbetrieb. raum&zeit, 18. Jahrg., Nr.100

Michaelis J, Meinert R (1995):Elektromagnetische Felder und Krebserkrankungen im Kindesalter. Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 98

Nasterlack M (1998):MCS, CFS, FMS, SBS und andere „moderne“ Erkrankungen. Versicherungsmedizin 50, Heft 3

NIEHS-Report (1999) on Health Effects from Exposure to Power-Line Frequency Electric and Magnetic Fields. National Institute of Environmental Health Sciences, National Institutes of Health, NIH Publication No. 99-4493

Silny J (1992):Nichtionisierende elektromagnetische Felder. In: Wichmann, Schlipköter, Fülgraff (Hrsg.) Handbuch der Umweltmedizin VII-2.1

Silny J (1999):Electrical Hypersensitivity in Humans - Fact or Fiction? Zentralblatt für Hygiene und Umweltmedizin, 202:219-233

Toomingas A (1996):Provocation of the electromagnetic distress syndrome. Scand J Work Environ Health;22:457-458

Weitere Publikationen zu einzelnen Profilen stehen in der Wissensbasierten Literaturdatenbank (WBLDB) des femu per Internet-Zugang zur Verfügung.



 Literatur zu den Kommentaren:

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Eulitz, C., Ullsperger, P., Freude, G., & Elbert, T. (1998). Mobile phones modulate response patterns of human brain activity. Neuroreport, 9(14), 3229-3232.
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Hardell, L., Nasman, A., Pahlson, A., Hallquist, A., & Mild, K. H. (1999). Use of cellular telephones and the risk for brain tumours: A case-control study. Int J Oncol, 15(1):113-116.
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Rothman, K. J., Loughlin, J. E., Funch, D. P., & Dreyer, N. A. (1996). Overall mortality of cellular telephone customers [see comments]. Epidemiology, 7(3), 303-305.
Wagner, P., Röschke, J., Mann, K., Hiller, W. and Frank, C. (1998). Human sleep under the influence of pulsed radiofrequency electromagnetic fields: A polysommnographic study using standardized conditions. Bioelectromagnetics, 19, 199-202.
Wiener EMF-Deklaration siehe www.irf.univie.ac.at/emf