Prof. Dr. J. Silny
(Kommentierte Fassung - Kommentare in Klammern von Ao.Univ.Prof.Dr.Michael Kundi, Institut für Umwelthygiene, Wien)
Im Auftrag des Bundesministeriums für
Wissenschaft und Verkehr der Republik Österreich
Aachen, im September 1999
Die hochfrequenten Felder im Alltag werden
überwiegend von drei Telekommunikationssystemen, und zwar den UKW-
und Fernsehsendern sowie den jüngeren Mobilfunksystemen GSM-900 und
DCS-1800 aufgebaut.
In der öffentlichen Diskussion über
die Wirkungen elektromagnetischer Felder auf den Menschen fehlt häufig
die Vorstellung über die Feldstärken, die diese Sendeanlagen
in Wohnungen, Schulen, Kindergärten oder Freizeitbereichen verursachen
und ihre potentielle Wirksamkeit auf den menschlichen Organismus.
Sieben unabhängig voneinander erstellte
Meßprotokolle zeigen beispielhaft die Expositionsbedingungen in Ortschaften,
Städten, Wohnräumen und auch im Freien auf. Für die Messungen
wurden verständlicherweise exponierte Bereiche in der Nähe von
Mobilfunkantennen im GSM-900- bzw. DCS-1800-Netz ausgewählt, die rein
empirisch die stärksten Felder erwarten lassen. Alle Messungen wurden
mit modernen Einrichtungen unter Beachtung der Standard-Verfahren zur Bestimmung
der Feldstärken bzw. Leistungsflußdichten durchgeführt.
In den meisten Fällen beinhalten die Gutachten auch eine genaue Skizze
über die Lage der Antenne und der einzelnen Meßpunkte sowie
Aufzeichnungen even-tueller Faktoren, die die Messung maßgeblich
beeinflussen könnten. Als Maß für die Expositionsstärke
wird durchgängig die Angabe der Leistungsflußdichte mit der
Einheit W/m² verwendet. Für einen einfacheren Vergleich der z.T.
zu schwachen Felder wird hier eine Untereinheit µW/m² (1 W/m²
= 1.000.000 µW/m²) herangezogen.
Die maximal gemessene Leistungsdichte
der Mobilfunkanlagen betrug 856 µW/m². Diese Einheit µW/m²
stellt eine sehr geringe Einheit der Leistungsdichte dar, sie wird nur
für eine bessere Vergleichsmöglichkeit verwendet. Im allgemeinen
werden diese Werte insbesondere in Wohnungen auch in der unmittelbaren
Nähe der Mobilfunkanlagen oder in Räum-lichkeiten, die sich unterhalb
der Antenne befinden, deutlich unterschritten. Insgesamt zeigen die gemessenen
Werte eine gute Übereinstimmung im Vergleich zueinander sowie im Vergleich
zu anderen Messungen, die z. B. in Deutschland und Österreich durchgeführt
wurden. Die maximalen Leistungsdichten der UKW- und Fernsehsender erreichen
93 µW/m². Diese relativ niedrigen Werte sind durch die große
Entfernung zu den Sendern gegeben. Es ist davon auszugehen, daß es
zahlreiche Lebensbereiche in der Nähe von UKW- und Fernsehsendern
gibt, wo die maximale Lei-stungsdichte dieser Felder wesentlich höhere
Werte erreicht.
Bei der Schlußfolgerung und
Betrachtung einer gesundheitsschädigenden Wirkung der hochfrequenten
Felder haben sich die Gutachter auf die ÖNORM S 1120 berufen. Diese
ÖNORM baut auf einem international anerkannten Sicherheitskonzept
auf und schreibt für den betrachteten Frequenzbereich Grenzwerte (für
die Allgemeinbevölkerung) vor, die je nach Frequenz zwischen 1 Mio
und 6 Mio µW/m² (falsch: zwischen 2 und 10 Mio für den
Bereich 30 MHz bis 3000 GHz bzw. für GSM bei 6 und 10 Mio µW/m²)
liegen. Damit sind zwischen den gemessenen maximalen Werten der Lei-stungsdichte
und den Grenzwerten der ÖNORM Sicherheitsfaktoren von mindestens 1000
zu verzeichnen. Auf dieser Grundlage haben alle vorgelegten Gutachten richtige
Schlußfolgerungen für die gemessenen Bereiche gezogen, und zwar,
daß hier keine Gefahr einer gesundheitsschädigende Beeinträchtigung
durch die Hochfrequenzen besteht. Das ist natürlich nur unter der
Voraussetzung richtig, dass der Ableitung der Grenzwerte ein für den
Anwendungsfall akzeptables Sicherheitskonzept zugrunde liegt. Genau das
ist aber Gegenstand der Kontroversen. Das hier vorgelegte Gutachten kann
zu dieser Frage nicht das Geringste beitragen.
Die häufig aus den Reihen der Bürger
gestellte Frage, inwieweit die geltende Norm die neue-sten wissenschaftlichen
Erkenntnisse deckt, ist gerechtfertigt. Bei der Betrachtung einer gesundheitsschädigenden
Wirkung der hochfrequenten Felder muß von den wissenschaftlich belegten
Wirkungen ausgegangen werden, da in der Medizin (wie in allen empirischen
Wissenschaften) ein Nulleffekt nicht nachgewiesen werden kann. Die letzte
Wertung erfolgte anläßlich der internationalen Tagung der weltweit
führenden Organisationen BEMS und IEEE im Juni 1999 in den USA (Auch
die ‚führenden Organisationen‘ können eine Entscheidung nur auf
Basis vorliegender wissenschaftlicher Untersuchungen fällen. Auf den
beklagenswerten Zustand der diesbezüglichen Faktenlage in Quantität
und Qualität der Forschung wurde mehrfach hingewiesen, nicht zuletzt
auch von der ICNIRP und einer EU Expertenkommission.) . Für die hochfrequenten
Felder sind nach dem aktuellen Wissenstand nach wie vor nur thermische
Wirkungen auf den menschlichen Organismus nachgewiesen, deshalb werden
sie international als relevant für die Aufstellung von Sicherheitsgrenzwerten
betrachtet. (Selbst die ICNIRP hat nie bestritten, siehe z.B. ICNIRP 1998,
dass auch andere als thermische Effekte existieren. Was bestritten wird,
ist die Möglichkeit auf der Basis dieser Befunde Grenzwerte abzuleiten.
Das ist aber nicht darin begründet, dass diese Befunde weniger gesichert
wären, sondern dass die zur Ableitung notwendige Verallgemeinerung
mangels einer mechanistischen Modellvorstellung nicht erfolgen konnte.
Das Prinzip thermischer Effekte hat eben den großen Vorteil, dass
lediglich der energetische Aspekt berücksichtigt werden muss.)
Für eine Erwärmung des
Körpers um 1° C, die als physiologisch gilt, werden im hochfrequenten
Bereich Lei-stungsdichten um 100 Mio µW/m² benötigt. Die
ÖNORM verwendet weitere Sicherheitsfaktoren und setzt die Grenzwerte
fest, je nach Frequenz auf zwischen 1 Mio und 6 Mio µW/m² (falsch:
siehe oben), um auch eine geringfügige Erwärmung des Körpers
um mehr als 0,1° C (falsch: 0,02 °C unter der Annahme einer im
relevanten Bereich proportionalen Beziehung zwischen SAR und Temperaturanstieg)
zu vermeiden. Auf dieser Grundlage kann bescheinigt werden, daß die
ÖNORM auch dem neuesten internationalen Standard entspricht und nach
dem heutigen Wissensstand mit ihren Grenzwerten die Bevölkerung ausreichend
vor eventuellen Folgen der Exposition durch hochfrequente Felder schützt.
Aachen, den 15.09.1999 Prof. Dr. J. Silny
2. Quellen der hochfrequenten Felder und ihre Charakteristika
Bei der Betrachtung der Exposition der Bevölkerung durch hochfrequente elektromagnetische Felder in Alltagssituationen stehen drei wichtige Quellengruppen, und zwar die UKW-Radiosender, die Fernsehsender sowie die Anlagen für Mobilfunkkommunikation GSM-900 (D-Netz) und DCS-1800 (E-Netz) im Vordergrund. Dabei handelt es sich um Sendeanlagen, die eine flächendeckende Telekommunikationsversorgung der Bevölkerung zum Ziel haben und daher ihre elektromagnetischen Felder in fast allen Lebensbereichen mit stärkerer oder schwächerer Feldstärke durchsetzen. Die Feldstärke dieser Felder nimmt grundsätzlich von der Sendeantenne mindestens direkt proportional mit dem Abstand ab. Die drei aufgeführten Telekommunikationssysteme weisen eine Reihe von charakteristischen Unterschieden auf, nicht nur in Bezug auf die verwendeten elektromagnetischen Felder, sondern auch in ihrer Ausbaustruktur und ihrer Entstehung und Entwicklung. Die wichtigsten Tatsachen, die auch die öffentliche Meinung im Zusammenhang mit einer diskutierten Gesundheitsbeeinträchtigung durch die elektromagnetischen Felder maßgeblich zeigen, sind nachfolgend zusammengefaßt:
- UKW-Radiosender Frequenzspektrum:
86 bis 107 MHz (80-108 MHz)
Modulation: Frequenzmodulation
Versorgung/ flächendeckende
Versorgung
Abstände: durch Sender in Abständen
von 1 bis 10 km
Sendeleistungen: bis zu 10.000 W
(100.000 W ERP)
Entwicklung: allmählicher Ausbau
der Sendestationen seit den 50er Jahren, wodurch die Qualität der
damaligen Lang-, Mittel- und Kurzwellensender wesentlich verbessert wurde
- Fernsehsender
Frequenzspektrum: 170 bis 600 MHz (-861
MHz)
Modulation: Amplitudenmodulation
mit pulsartigen Anteilen (Bild) und Frequenzmodulation (Ton)
Versorgung/ flächendeckende
Versorgung durch vereinzelte starke
Abstände: Sender in Abständen
von einigen 10 km
Sendeleistungen: bis zu 500.000
W (bis über 1,000.000 W ERP)
Entwicklung: allmähliche Entwicklung
seit den 50er Jahren
- Mobilfunksysteme
Frequenzspektrum: GSM-900:
905-959 MHz (898-914 u 943-959 MHz)
DCS-1800: 1710-1880 MHz (1710-1785 u 1805-1880
MHz)
Modulation: digitale Pulsmodulation
nach TDMA- (Time Division Multiple Access) Verfahren
Versorgung/Abstände:
- Basisstationen
ein dichtes Netz mit kurzen Abständen
von bis zu 100 m in den Städten
- Handies
werden direkt am Kopf getragen
Sendeleistung: - Basisstationen
5 W (40 W ERP) für Basisstationen
mit kurzen Entfernungen, bis zu 40 W (500 W ERP) bei ländlichen Anlagen
mit größeren Abständen
- Handies
bis zu 2 W im D-Netz (900 MHz) und bis
zu 1,0 0,5 W bei 1800 MHz
Entwicklung: rasanter
Ausbau und rasche Verbreitung in den letzten 10 Jahren
Ein Vergleich dieser wichtigsten Charakteristika veranschaulicht, daß die Mobilfunkanlagen sich insbesondere durch die verwendete Frequenz, die Art der Versorgung und ihre rasante Entwicklung von den anderen Systemen unterscheiden. Dagegen ist der häufige Hinweis auf die Besonderheit der Pulsmodulation nicht zutreffend, da diese Prinzipien zum Teil beim Fernsehen oder auch beim Radar Verwendung finden. Die in der Fernsehtechnik eingesetzte negative Amplitudenmodulation erzeugt eine Amplitudendämpfung von maximal 10 dB, der Synchronpuls (hier kann man von einer Art Pulsmodulation sprechen) hat knapp unter 16 kHz (verglichen mit 217 bis 1736 Hz beim GSM) und eine Pulsdauer von 4,7 µs (im Vergleich zu 577 µs beim GSM). Auch beim Radar liegt die Pulsdauer im Allgemeinen unter 10 µs. Im Hinblick auf biologische Effekte kann man diese Systeme nicht miteinander vergleichen. Die Versorgungsart der Mobilfunkanlagen kann auch aus der Sicht der Elektromagnetischen Umweltverträglichkeit als fortschrittlich bezeichnet werden, da hier mit vielen schwachen Sendern etwa gleich schwache elektromagnetische Felder in den urbanen Bereichen aufgebaut werden. Dagegen ist die Bevölkerung im Bereich der anderen Systeme einer starken Exposition in der Nähe des Senders und einer sehr schwachen Exposition in abgelegenen Gegenden ausgesetzt. Dies ist ebenfalls irreführend, weil Radio- und Fernsehsender und auch Radaranlagen nicht ihre unmittelbare Umgebung versorgen, sondern z.B. gegen den Horizont gerichtet sind oder sogar eine Hauptstrahlrichtung aufwärts haben. Deswegen wird z.B. bei Fernsehsendeantennen die höchste Exposition nicht in der Nähe, sondern in mehreren km Abstand gemessen (in Bodenhöhe). Bei GSM Basisstationen tritt in Bodenhöhe die höchste Exposition in etwa 20-30 m Entfernung auf!
3. Aktueller Wissensstand der
Elektromagnetischen Umweltverträglichkeit
3.1 Kriterien der Bewertung einer
gesundheitsschädigenden Wirkung
Es gibt wenige Fachgebiete wie die Elektromagnetische
Umweltverträglichkeit, die derart mit theoretischen Ansätzen,
spekulativen Denkmodellen, unbewiesenen Hypothesen oder Theorien, aber
auch mit Aberglauben durchsetzt sind. In den über 20.000 Veröffentlichungen
zu diesem Thema finden sich wissenschaftlich fundierte Abhandlungen, ideologisch
gefärbte Darstellungen, in denen die elektromagnetischen Felder als
Ursache für fast alle Erkrankungen dargestellt werden, sowie Berichte,
die aus medizinischer wie auch physikalischer Sicht nicht nachvollziehbar
sind und eindeutig als nicht nachvollziehbar bewertet werden können.
Dabei bieten die Autoren keine Garantie für eine verläßliche
Aussage. So suggerieren auch Abhandlungen von einigen Ärzten, daß
die elektromagnetischen Felder die Urquelle von unzähliger Erkrankungen
und Schwä-chen, angefangen von Denkstörungen, Depressionen, Lustlosigkeit
über Leibschmerzen, Magenbeschwerden, Blähungen, Sehstörungen
bis hin zu Schwer-hörigkeit, Kopfschmerzen usw. zu suchen sei (Braun
- von Gladiß, 1999). Der Autor soll hier keinen Keil zwischen die
Professionen treiben, denn es gibt auch Abhandlungen von Physikern und
Technikern zu diesem Thema (wie die gegenständliche), die ebenso mit
Halbwahrheiten, unbewiesenen Behauptungen, einseitigen und verzerrten Darstellungen
der wissenschaftlichen Literatur operieren.
Viele sog. „Baubiologen“ verwenden derartige
Abhandlungen und eine Reihe von aus dem Zusammenhang gerissene Zitate zum
Beweis einer Wirkung hochfrequenter Felder.
Die Antwort auf die aufgeworfenen Fragen
nach einer möglichen Gesundheitsschädigung durch hochfrequente
elektromagnetische Felder kann aber nur in einer wissenschaftlichen Bewertung
aller zur Verfügung stehenden Literaturquellen gesucht werden. Diese
Methodik ist der vorliegenden Beurteilung zugrunde gelegt. Wie die weiteren
Darstellungen zeigen, kann man das wohl als Scherz betrachten.
In der Medizin und Biologie können
keine Nulleffekte, sondern nur klare Wirksamkeiten nachgewiesen werden.
Bei der Gesamtbetrachtung bedient man sich der weltweiten Literatur. In
einem ersten Schritt müssen die in der Literatur gemeldeten Effekte
und Befunde gesammelt und sortiert werden. Dabei ist ein wesentliches Kriterium,
ob die jeweilige Versuchsdurchführung dem notwendigen wissenschaftlichen
Standard bezüglich der angewandten Methoden sowie der Anzahl der untersuchten
Fälle (die Anzahl der untersuchten Fälle ist nur unter Berücksichtigung
der Effektgröße relevant und kann nur negative Ergebnisse relativieren!!)
genügt. Eine derartige Sortierung liefert alternativ zu Abhandlungen,
in denen fast alle Erkrankungen mit elektromagnetischen Feldern in Verbindung
gebracht werden, eine deutliche Einschränkung auf eine überschaubare
Anzahl von Klassen von Befunden.
Das nächste Kriterium für die
Anerkennung der Existenz dieser Effekte ist eine unabhängige Überprüfung
und Bestätigung der Ergebnisse durch eine andere Forschungsgruppe.
Eine mehr-fache Bestätigung von gleichen oder ähnlichen Resultaten
erhöht die Wahrscheinlichkeit, daß nicht zufällige oder
systematische Fehler die Ergebnisse verfälschen. Ein alter Hut, den
eine Vielzahl von Autoren und Gremien in diesem Fachbereich immer wieder
hervorholen. Das Argument verkennt völlig die Gepflogenheiten in der
wissenschaftlichen Gemeinschaft. Replikation, also die Wiederholung einer
Untersuchung, findet selten statt, was wesentlich bedeutsamer ist, ist
die Implikation. D.h., dass Schlussfolgerungen aus einer Untersuchung in
einer anderen getestet werden.
Die Vergangenheit hat gezeigt, daß
in dieser Stufe der Untersuchungen eine weitere Differenzierung in physiologisch/pathologisch
relevante Effekte und physikalische Effekte erforderlich ist. Eine Reihe
von Befunden, auch im elektromagnetischen Feld, haben sich im Nachhinein
als rein physikalische Effekte ohne Einfluß auf den Organismus herausgestellt.
Was sind ‚rein physikalische Effekte‘?
Die nächste Frage richtet sich auf
die der Übertragbarkeit der jeweiligen Ergebnisse vom untersuchten
Objekt auf den Menschen. Viele Untersuchungen werden nämlich an Pflanzen,
Bakterien, in Tierexperimenten mit Ratten und Mäusen oder im Reagenzglas
an Zellen durchgeführt. Ergebnisse derartiger Untersuchungen können
nicht ohne weiteres auf den gesamten menschlichen Organismus übertragen
werden. In vielen Fällen kann diese Übertragbarkeit von vornherein
verneint werden, in anderen Fällen muß sie in abgestuften Untersuchungen
an höheren Organismen belegt werden. Erst die Befunde, die auch dieser
Überprüfung standhalten, können als für den Menschen
relevant eingestuft werden. Diese Beurteilung wurde längst von berufener
Seite vorgenommen (z.B. im Rahmen des NTP – National Toxicology Program
– der USA). Es geht nicht an, dass jeder nach Belieben die Untersuchungen
interpretieren kann, wie er will. Die Toxikologie müsste bei jeder
neuen Schadbedingung wieder eine Grundsatzdiskussion führen. Ob und
inwieweit Untersuchungen mit Zellsystemen und Tiermodellen auf den Menschen
übertragbar sind, ist längst entschieden. Bei Chemikalien, deren
Schadwirkung oft nicht durch die aufgenommene Substanz, sondern durch deren
Metabolite verursacht wird, ist die Übertragbarkeit sogar wesentlich
kritischer zu beurteilen als bei physikalischen Einwirkungen.
Die abschließende Betrachtung muß
sich mit der Bestimmung der Wirkungsschwelle bzw. -dosis (??) im Vergleich
zu den alltäglichen Expositionsbedingungen auseinandersetzen. Die
Bestimmung der Wirkungsschwelle ist erst der Ausgangspunkt. Daran muß
sich die Ableitung eines Grenz- bzw. Richtwertes anschließen.
Einzelne frühere Untersuchungen haben
auch vereinzelte Ergebnisse bei bestimmten, sehr niedrigen Feldstärken
des hochfrequenten Feldes beschrieben (z.B. Adey u.a.). Derartige Ergebnisse,
die als „Fenstereffekte“ bezeichnet werden, konnten jedoch in der Wiederholung
bisher nicht belegt und ihre Existenz muß in Frage gestellt werden.
Ohne Angabe, um welche Untersuchungen es sich handelt, kann man diese Behauptung
nicht prüfen. Was Adey u.a. betrifft, ist zu sagen, dass Prof.Ross
Adey mehrere hundert Untersuchungen publiziert hat. Man kann wohl verlangen,
dass eine Abhandlung, die sich als wissenschaftlich bezeichnet, wenigstens
ein Minimum an Seriosität der Argumentation aufweist. Sogenannte ‚Fenstereffekte‘
treten z.B. beim Kalziumionen-Efflux auf. Dafür konnten auch inzwischen
plausible, in quantenelektrodynamischen Modellen begründete Erklärungen
gefunden werden. Daher geht man (wer?, viele Wissenschaftler halten diese
Annahme inzwischen für widerlegt, z.B. Wiener Deklaration, 1998) bei
der Betrachtung der Wirkung elektromagnetischer Felder nach wie vor von
Schwelleneffekten (das heißt Effektschwellen und nicht Schwelleneffekte)
aus, d. h. es muß eine bestimmte Mindestfeldstärke erreicht
werden, damit Effekte eingeleitet werden.
In der Diskussion hat sich eine Unterscheidung
zwischen thermischen und athermischen Effekten eingebürgert. Dieser
Terminologie wird hier Rechnung getragen, indem in den nachfolgenden Abschnitten
die thermischen und athermischen Wirkungen getrennt behandelt werden. In
der Präambel zur Wiener Deklaration wurde vereinbart, zu empfehlen
von Niedrigdosiseffekten und nicht von athermischen Effekten zu sprechen.
3.2 Thermische Wirkungen
Hochfrequente elektromagnetische Felder
dringen in den menschlichen Körper ein und werden hier stark absorbiert;
die aufgenommene Energie wird in Wärme umgewandelt. Gut durchblutete
Gewebearten, wie z. B. Körperflüssigkeiten (sind kein Gewebe,
gut durchblutetes Blut klingt auch nicht gut), Muskeln, etc., absorbieren
im Gegensatz zu Haut (ist gut durchblutet), Knochen oder Fett wesentlich
mehr Energie. Die Energieabsorption nimmt weiterhin mit zunehmender Frequenz
zu (falsch, die Energieabsorption hat ihr Maximum bei Ganzkörperbestrahlung
je nach Ausdehnung und Lage des Körpers relativ zur Richtung der Wellenausbreitung
zwischen etwa 40 und 400 MHz, bei Teilkörperbestrahlung liegen die
Maxima höher), die elektromagnetische Welle dringt mit der Frequenz
immer weniger tief in den Körper ein. So verringert sich die Eindringtiefe
um 2,5 cm bei 900 MHz auf ca. 1 cm bei 1800 MHz (ist so auch falsch, die
Eindringtiefe hängt u.a. von den dielektrischen Eigenschaften der
Gewebe und der Form der knöchernen Strukturen ab – z.B. Linseneffekt
des Schädels).
Die absorbierte Energie der elektromagnetischen
Felder wird in dem jeweiligen Gewebe in Wärme umgewandelt, das Gewebe
erwärmt sich. Physikalische Mechanismen, wie z. B. Konduktion (Leitung
reicht auch) oder Abstrahlung wie auch physiologische Mechanismen (Wärmeabfuhr
durch Blut oder Atmung), sorgen für einen allmählichen Ausgleich
der Körpertemperatur. Allerdings ist die Erwärmung durch Mikrowellen
sehr schnell und sie kann nicht gänzlich durch andere (als die oben
genannten?) Mechanismen kompensiert werden. Auf diese Weise können
im Körper fokale Erwärmungen, die als „Hot Spots“ bezeichnet
werden, entstehen.
Der Körper ist nicht auf eine Temperatur
fixiert, vielmehr wird eine Variation in be-stimmten Bereichen physiologisch
zu betrachten sein. Nur in Ruhestellung hält der Körper in seinem
Inneren eine Temperatur um 36° C, auf der Körperoberfläche
ergeben sich je nach Außentemperatur in den meisten Situationen Gradienten
nach oben oder nach unten. Körperliche Arbeit führt zur Erhöhung
der Kerntemperatur auf bis zu 39° C, Messungen bei Leistungssportlern
haben kurzzeitige Temperaturen über 40° C dokumentiert.
Fieber äußert sich im Ruhezustand
mit einem Anstieg der Körpertemperatur auf über 37° C, eine
fieberhafte Erwärmung von 41° C birgt die Gefahr einer Hyperthermie,
die bei einer Langzeiteinwirkung zu irreversiblen Schädigungen z.B.
im Gehirn führen kann. Eine Langzeiterwärmung im schlecht durchbluteten
Gewebe des Auges wird mit der Entstehung des Katerakts in Verbindung gebracht.
Eine derartige Erwärmung über 41° C kann auch durch elektromagnetische
Felder hervorgerufen werden. Allerdings liegen die dazu erforderlichen
Leistungsdichten oberhalb von 500 mW/-cm² und damit mindestens um
3 Zehnerpotenzen höher als die in der Praxis vorkommenden Felder.
Aber auch andere bisher beobachtete und
nicht belegte Effekte (Was sind beobachtete aber nicht belegte Effekte?
Entweder wurden diese Effekte beobachtet, dann gilt diese Beobachtung als
Beleg, oder sie wurden nicht beobachtet, dann handelt es sich um Vermutungen.
Tatsächlich wurden diese Effekte beobachtet und publiziert. Blutdruck:
Braune et al. 1998; Hirnfunktion: mehrere Studien z.B. Freude et al. 1998),
wie z.B. ein geringer Anstieg des Blutdrucks oder Einflüsse auf die
Hirnfunktion, wobei die Veränderungen im physiologischen Bereich bleiben
(Was soll das heißen? Wenn damit gemeint ist, die Effekte blieben
im Bereich normaler physiologischer Schwankungsbreiten, so ist das richtig,
weil ansonsten solche Untersuchungen sofort abgebrochen werden müssten.
Entscheidend ist, dass diese Effekte bei Feldstärken beobachtet wurden,
die um einen Faktor 500 bis 1000 unterhalb der Schwelle für bisher
als relevant angesehene Erwärmungen lagen.) , könnten auf eine
geringfügige, aber unterschiedliche Erwärmung benachbarter Gehirnregionen
durch die Felder der Handies zurückgeführt werden (Wenn das der
Fall wäre, dann müssen die Modelle der Bestimmung der Absorptionsrate
revidiert werden. Derzeit wird im allgemeinen über 10g Gewebe gemittelt.).
Eine Reihe von Untersuchungen über
die Erwärmung im Kopf- und Körperbereich bei Verwendung von Handies
haben zu übereinstimmenden Ergebnissen geführt, daß nämlich
die Erwärmung unter 0,1° C liegen muß. (Diese Aussage gilt
nur mit gewissen Einschränkungen. Es müsste dazu gesagt werden,
auf welche Gewebe sie sich bezieht.) Da die Felder der Basisstationen in
Alltagssituationen mindestens um 3 Zehnerpotenzen schwächer sind,
ist durch diese Felder mit keiner nennenswerten Erwärmung im Körper,
und damit auch nicht mit thermischen Effekten, zu rechnen. Diese Feststellung
gilt für die D-Netze (Warum kann der Autor für einen im Auftrag
eines österr. Ministeriums verfassten Text nicht die hier übliche
Nomenklatur verwenden? Das D-Netz ist bekanntlich das 900 MHz Analogsystem
und nicht das hier angesprochene GSM.) mit einer Betriebsfrequenz von 900
MHz wie auch für die 1800 MHz-Netze.
3.3 Mutmaßliche und tatsächliche
athermische Wirkungen von Feldern der Mobilfunkanlagen
3.3.1 Krebsgeschehen
Aus retrospektiven epidemiologischen Studien
der letzten 20 Jahre wurde pauschal der Verdacht abgeleitet, daß
elektromagnetische Felder das Krebsgeschehen fördern können.
Als Beweis wurde das erhöhte relative Risiko zwischen 0,8 und 3 für
die Kinderleukämie aufgeführt (Silny, 1992). Auch die formalisierten
studienübergreifenden Meta-Analysen bestätigen mit einem OR-Wert
von 1,89 eine signifikante Erhöhung dieser Erkrankung bei exponierten
Personen (Michaelis, 1995). Trotzdem sind sich auch führende Epidemiologen
nicht sicher, ob diese Zuweisung kausal ist. Als Gründe für diese
Unsicherheit werden aufgeführt:
a) zu kleine Kontroll- und Fallgruppen
(80 - 5000), die aus der niedrigen Prävalenz der Leukämie resultieren.
In Deutschland erkranken jährlich etwa 4 von 100.000 Kindern an Leukämie,
weshalb der statistische Nachweis mit Kleingruppen sehr schwierig ist.
b) Viele eventuell ursächliche Faktoren
sind nicht bekannt und konnten nicht berücksichtigt werden.
c) Feldbedingungen mußten in den
retrospektiven epidemiologischen Untersu-chungen in den meisten Fällen
nur geschätzt werden und sind dement-sprechend sehr ungenau.
d) Die Schätzung der Feldverhältnisse
bezog sich nur auf die niederfrequenten elektromagnetischen Felder, wobei
die hochfrequenten Felder nicht berücksichtigt wurden.
e) Epidemiologische Untersuchungen können
grundsätzlich keinen ursächlichen Zusammenhang beweisen.
Eine Gesamtbewertung zur mutmaßlichen
Einflußnahme elektromagnetischer Felder auf das Krebsgeschehen wurde
ebenfalls von führenden Epidemiologen in den USA durch-geführt
(NIEHS-Report 1999). Das Resümee dieses Berichtes ist, daß die
Evidenz für eine karzinogene Wirksamkeit elektromagnetischer Felder
sehr gering ist und daß auf dieser Grundlage keine neuen verschärften
Sicherheitsmaßnahmen notwendig sind. (Dies bezog sich ausschließlich
auf niederfrequente Felder. Das Votum des Panels von Wissenschaftern ordnete
netzfrequente Felder unter die möglicherweise krebserregenden Einwirkungen
ein – 2B des Schemas der IARC.)
Die Prüfung einer karzinogenen Wirkung
hochfrequenter Felder wird auch in europäischen epidemiologischen
Untersuchungen verfolgt. Obwohl sich auch hier kein direkter Hinweis auf
vermehrte und typische Erkrankungen der Mobilfunk-Benutzer abzeichnet (Wo
zeichnet sich das ab? Es gibt wegen der kurzen Latenzzeit noch gar keine
Möglichkeit, diese Frage zu klären. Was vorliegt, ist eine epidemiologische
Untersuchung bzgl. Hirntumore, Hardell et al. 1999, und eine Pilotuntersuchung,
die - wie jene über Hirntumore - in erster Linie Aussagen über
das ältere analoge System machen kann, Rothman et al. 1996) , stehen
die Felder von Handies wegen ihrer großen Verbreitung in diesen Untersuchungen
im Vordergrund (Blettner, 1999). Die Aufmerksamkeit richtet sich auf diese
Felder, da sie durch-schnittlich um einen Faktor 1000 stärker sind
als die Felder der Basisstationen (in einer typischen Entfernung von Anrainern,
ansonsten ist natürlich die Basisstation um einen Faktor von etwa
300 stärker.). Ein weiteres Argument für die Durchführung
derartiger Studien ist die Tatsache, daß die Handies nicht nur von
Erwachsenen, sondern auch von Kindern sowie von älteren und kranken
Personen immer häufiger benutzt werden.
Da die epidemiologischen Untersuchungen
allein den Beweis der Wirksamkeit be-stimmter Faktoren nicht belegen (führen)
können, werden seit mehr als 20 Jahren ergänzende Tierexperimente
und Untersuchungen an Zellen im Reagenzglas unter der Wirkung hochfrequenter
Felder durchgeführt. Eine Reihe derartiger Untersuchungen wurde speziell
den niederfrequent gepulsten Mikrowellen, wie sie bei Mobilfunkanlagen
Verwendung finden, gewidmet. Dabei kamen in den meisten Fällen die
stärksten im Alltag vorkommenden Felder der Handies zur Anwendung.
Bei diesen Untersuchungen wurden vereinzelt auch Ergebnisse gemeldet, die
aber in der Wiederholung nicht bestätigt werden konnten. (Wo ist der
Beleg für diese Behauptung? Die bisher publizierten Studien, die hier
gemeint sein könnten (z.B. Repacholi et al. 1997) sind überhaupt
noch nicht wiederholt worden und können daher auch noch nicht ‚nicht
bestätigt‘ worden sein.) In Anbetracht dieser zahlreichen Untersuchungen
(Was heißt hier zahlreich? Publizierte Tierversuche zur Frage der
Karzinogenese gibt es bisher drei, wobei eine positiv ist und zwei negativ.
Letztere allerdings mit einem von vorne herein untauglichen Leberkarzinommodell.
Anm: Leberkarzinome erwarten wir bei bestimmten chemischen Substanzen nicht
aber bei elektromagnetischen Feldern. Keine der bisherigen Untersuchungen
lässt eine Vermutung zu, dass Leberkarzinome durch EMF gefördert
werden könnten. Deshalb ist es nicht sehr zielführend, ein solches
Modell zu verwenden! Publizierte Untersuchungen an Zellsystemen, die man
diesem Bereich zuordnen kann, gibt es neun! Davon sind fünf positiv.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Expositionen mit Handies bzw.
in der Nähe von Basisstationen höhere Effekte zeigten als Expositionen
in TEM-Zellen) mit überwiegend negativen Resultaten erscheint es sehr
unwahrscheinlich, daß die Felder der Basisstationen im Alltag, die
noch um mindestens 3 Zehnerpotenzen schwä-cher sind als die Felder
der Handies sowie der UKW- und Fernsehsender, irgendeine krebspromovierende
(es ist derzeit noch völlig ungeklärt, ob es sich um promovierende,
initiierende oder Tumor/Wirt-Interaktionseffekte handelt) Wirkung ausüben
können.
3.3.2 Elektrosensibilität
Eine Reihe von subjektiven Beschwerden, wie z.B. Schlaflosigkeit, Migräne, Kopf-schmerzen, etc., werden unter dem Begriff „Elektrosensibilität“ mit dem Vorkommen elektromagnetischer Felder in Verbindung gebracht (Silny, 1999). Ähnliche Symptome wurden früher unter dem Begriff „Environmental Incompatibility“ gemeldet (Nasterlack, 1998). Leider ist die Ursache für diese Beschwerden noch nicht aufgeklärt; eine Reihe von anderen Einflußfaktoren kommt in Frage. Eine europäische Studie zu diesem Thema bestätigt nicht einen direkten Zusammenhang zwischen den subjektiven Beschwerden und bestimmten elektromagnetischen Feldern, da die Patienten als Ursache unterschiedliche Quellen, vorwiegend im niederfrequenten Bereich, angegeben haben (Bergqvist et al., 1998). Nur eine geringe Anzahl von Patienten hat die Mobilfunkanlagen als Verursacher für deren Leiden angegeben. Zusätzlich beobachtet man, daß in gewissen westlichen Ländern mit gleichem technischen Standard und Entwicklungsstand derartige Beschwerden nicht mit elektromagnetischen Feldern in Verbindung gebracht werden. Bisherige Provokationsstudien haben ebenfalls keinen Beleg für derartige Wirksamkeiten gebracht (Toomingas, 1996). Vieles deutet darauf hin, daß die Patienten zwar Leiden und Beschwerden haben, deren Korrelation zu Feldern jedoch häufig nach der Lektüre von entsprechenden Presseberichten assoziiert wird. Patienten, die Beschwerden haben, die ihr Arzt nicht auf eine objektivierbare Störung oder Grunderkrankung bzw. Verschleißerscheinungen zurückführen kann, haben oft ein erhöhtes Erklärungsbedürfnis für ihr Leiden. Jede einigermaßen plausible Erklärung wird gerne aufgenommen. Davon ist jedoch abzugrenzen, dass Menschen im allgemeinen gegenüber jeder Wirkgröße unterschiedlich empfindlich sind. Richtig ist, dass derzeit nicht geklärt ist, ob und in welchem Ausmaß unterschiedliche Empfindlichkeit gegenüber bestimmten EMF besteht. Erst in neuester Zeit beginnt man diese Frage ernsthaft mit methodisch ausgefeilten Untersuchungen anzugehen. Ausreichende Resultate liegen noch nicht vor.
3.3.3 Einfluß auf die Informationsverarbeitung im Gehirn
Insbesondere im deutschsprachigen Raum
werden von den Befürwortern einer gesundheitsschädigenden Wirkung
der Felder der Mobilfunkanalgen Berichte von L. von Klitzing (1992, 1995)
über die Beeinflussung der Informationsverarbeitung im Gehirn in die
Diskussion eingebracht. Diese Wirksamkeit wird aus der Aufnahme und Anwendung
des Elektroenzephalogramms (EEG) von wenigen Probanden abgeleitet. Nach
Aussagen dieses Autors sind es nicht die hoch-frequenten Felder, die diese
Beeinflussung verursachen, sondern die Umhüllenden der impulsmodulierten
Mikrowellen, die für diese Effekte verantwortlich sind. Untersuchungen
an Probanden (Von welcher Untersuchung ist hier die Rede? Die in der Literaturliste
angeführte ‚Untersuchung‘ ist ein Tagungsbeitrag zur Frage der Elektrosensibilität.)
zeigen (Silny, 1999), daß es bei Mikrowellen zu keiner Gleichrichtung
in der Zellmembran kommt und deshalb die niederfrequente Umhüllende
nicht einwirken kann. Sachkundige Neurologen, die die Ergebnisse des Herrn
v. Klitzing überprüft haben, äußern den Verdacht,
daß die Probanden bei den Experimenten zum Teil eingeschlafen waren,
was die berichtete Veränderung der „Gehirnströme“ zur Folge hatte.
Darüber hinaus konnten die Ergebnisse in mehrfacher Wiederholung in
Spezialkliniken nicht bestätigt werden (Snittler, 1997; Röschke,
1998; Hinrichs, 1998; Krafczyk, 1998 Keine dieser Literaturangaben ist
in der Literaturdatenbank des Autors enthalten!). Man kann zu den Untersuchungen
von Herrn v. Klitzing stehen wie man will, die angeführten angeblichen
Wiederholungsuntersuchungen haben jedenfalls wenig mit dessen Untersuchungen
zu tun und wurden mit anderen Methoden und unter anderen Expositionsbedingungen
durchgeführt. Tatsache ist, dass es nicht nur Untersuchungen von v.
Klitzing zu diesem Thema gibt, die Effekte gezeigt haben (z.B. Reiser et
al. 1995, Mann & Röschke, 1996, Eulitz et al. 1998, Freude et
al. 1998) Das gleiche (dass die Ergebnisse nicht bestätigt werden
konnten? Die Untersuchung ist nicht wiederholt worden!) gilt für die
Berichte einer englischen Forschergruppe, daß nämlich die hochfrequenten
Felder der mobilen Geräte die kognitive Funktionen im Körper
(Ist das eine Anspielung auf das Leib-Seele Problem? Die von Allan Preece
untersuchten kognitive Funktionen waren Entscheidungs- und Gedächtnisfunktionen.)
beeinflussen können (Preece, 1999). Auch hier standen relativ starke
Felder der Handies im D- und E-Netz (siehe Bemerkung S.10) im Zentrum der
Untersuchung, deren Felder mindestens um einen Faktor 1000 stärker
sind als die Felder der hier betrachteten Basisstationen.
Resümierend muß festgestellt
werden, daß in vereinzelten Publikationen den von Handies ausgestrahlten
Feldern eine bestimmte, bisher nicht erhärtete Einflußnahme
auf die Funktion des Gehirns zugesprochen wurde. Diese Ergebnisse konnten
bisher jedoch in keinem Fall reproduziert werden. (Die vorliegenden Studien
wurden entweder noch nicht wiederholt oder es gibt Wiederholungen, die
durchaus die Befunde stützen (z.B. Mann & Röschke 1996 mit
Wiederholungsuntersuchung Wagner et al. 1998), oder es gibt mehrere ähnliche
Untersuchungen, die sich gegenseitig stützen, wie die oben genannten.)
Für Felder der Basisstationen, die im Alltag um bis zu 4 Zehnerpotenzen
schwächer ausfallen, konnte auch ansatzweise keine derartige Wirkung
gezeigt werden. (Das versteht sich von selbst, weil es keine einzige derartige
Untersuchung gibt.)
3.3.4 Einfluß auf das Schlafverhalten
In einer Studie (Mann, Röschke, 1996)
wurde eine Verkürzung der Latenzzeit bis zur ersten Traumphase, die
als REM-Phase bezeichnet wird, in einem 50 nW/cm²-Nahfeld (falsch!
50 µW/cm² im Fernfeld) der Mobilfunkanlagen im D-Netz statistisch
ermittelt. (Der Autor weiß nicht wovon er redet. Die Studie zeigte
eine Verkürzung der Einschlaflatenz und eine Verkürzung der REM-Phasen.
Aufgrund der Verkürzung der Einschlaflatenz kann es auch zu einer
Verkürzung der Latenzzeit bis zur ersten REM_Phase kommen, was aber
bei dieser Untersuchung nicht beobachtet wurde. Was heißt hier im
Nahfeld der Mobilfunkanlagen? Die Exposition erfolgte durch ein Handy,
das im Abstand von 40 cm vom Kopf angebracht war.) In der nachfolgenden
Überprüfung dieser Resultate durch die Autoren selbst (Wagner,
Röschke et al., 1997 und Röschke, 1998, eingereicht zur Publikation)
konnte unter Heranziehung größerer Untersuchungsgruppen und
mit Leistungsdichten von bis zu 500 nW/cm² (ebenfalls falsch!) kein
reproduzierbarer Effekt gezeigt werden. Das ist ebenfalls völlig unsinnig.
Im Gegenteil, die Effekte der ersten Untersuchung wurden wieder beobachtet,
die Unterschiede waren sogar noch größer! Da jedoch auch die
Streuungen größer waren, konnte bei der gewählten statistischen
Sicherheit keine Signifikanz erzielt werden. Das heißt jedoch überhaupt
nicht, dass die Ergebnisse im Widerspruch zur Erstuntersuchung stehen oder
keinen reproduzierbaren Effekt darstellen!
In einer überprüfenden Untersuchung
von Heinrichs und Heinze (1997) (Hinrichs und Heinze!! Diese Untersuchung
wurde niemals seriös publiziert! Man kann sie deshalb weder im einen
noch im anderen Sinn als Beleg anführen.) konnte wiederum mit Leistungsdichten
von 250 nW/cm² unter Anwendung impulsmodulierter 1800 MHz-Mikrowellen
kein Einfluß auf das Schlafverhalten festgestellt werden. Aufgrund
dieser Resultate muß ein Einfluß der Felder der Basisstation
auf das Schlafverhalten als nicht nachvollziehbar eingestuft werden.
3.3.5 Einfluß auf die Blut-Hirn-Schranke
Mehrere Autoren (Salford et al. 1993, 1994, 1997; Fritze et al. 1997) berichten über eine reversible Änderung der Blut-Hirn-Schranke bei einer lang andauernden Exposition mit starken Mikrowellen (SAR-Werte 7,5 W/kg und größer). Wenn schon Salford zitiert wird, sollte der Autor wissen, dass jener diese Effekte bei einer SAR von 0,016 bis 5 W/kg und nicht bei 7,5 W/kg gefunden hat! In einer Untersuchung sogar bei noch niedrigeren Werten (Salford et al. 1997).Diese Veränderungen werden primär mit der Erwärmung des Gehirns durch die starken hochfrequenten Felder erklärt. Diese Interpretation ist abenteuerlich. Die in der Praxis vorkommenden Felder der Mobilfunkanlagen fallen wesentlich schwächer aus und sind nicht imstande, eine derartige Erwärmung im Körper oder Gehirn zu produzieren.
3.3.6 Einfluß auf kardiovaskuläre Parameter
Braune et al. (1998) berichten über einen signifikanten Anstieg des Blutdrucks und eine Abnahme der Herzfrequenz (ca. 5 %) nach 35-minütiger Exposition durch ein Handy im D-Netz (siehe Bemerkung S.10). Die beobachteten Veränderungen liegen im physiologischen Bereich und müssen noch mit größeren und repräsentativeren Probandengruppen repliziert werden. Nach dem physiologischen Standpunkt ist es durch-aus denkbar (denkbar ist alles, hier geht es aber nicht darum was denkbar ist, sondern was nachgewiesen werden kann), daß diese Einflüsse auf eine geringe differentielle Erwärmung benachbarter Gehirnregionen um 0,1° C zurückgeführt werden können (bei so niedrigen Feldstärken ist das nicht sehr wahrscheinlich). Die wesentlich schwächeren Felder der Basisstationen jedoch können eine derartige Erwärmung auf keinen Fall erzeugen.
3.3.7 Einfluß auf den Kalziumhaushalt der Zelle
Eine Reihe von Publikationen der letzten 20 Jahre setzt sich mit der Einflußnahme elektromagnetischer Felder auf den Kalziumhaushalt der Zelle auseinander. Die anfänglichen Publikationen (Adey, 1972) berichten über eine amplituden- und frequenzselektive Wirksamkeit hochfrequenter Felder auf den Kalziumhaushalt. Diese Untersuchungen wurden allerdings mit veralteten Methoden durchgeführt, die bei der Ermittlung der intrazellulären Kalziumkonzentration zu großen Fehlern führen. Untersuchungen, die mit neuen Fluoreszenzmethoden durch-geführt wurden, wie z.B. von Schwarz et al. (1993), Wolke et al. (1996), konnten derartige Effekte nicht bestätigen. Es gibt inzwischen so viele Replikationen dieses Effekts, dass es nur mehr um die Frage geht, durch welche Mechanismen er hervorgerufen wird.
3.3.8 Einfluß auf das Hormon Melatonin
Melatonin wird als ein Hormon betrachtet, mit dem hypothetisch der Tagesrythmus bei Mensch und Tier gesteuert wird. Weiterhin wird diesem Hormon eine antioxydative Wirkung zugesprochen, die die genetische Information der Zelle vor Schädigung schützen soll. (Beide Eigenschaften des Melatonins kann man heute wohl nicht mehr als hypothetisch bezeichnen!) In einigen Tierexperimenten wurde ein Einfluß niederfrequenter Felder auf die normalerweise erhöhte Nachproduktion (Nacht!) des Hormons Melatonin festgestellt. Hierbei ist die Übertragung der Ergebnisse auf den Menschen noch gänzlich offen. Für hochfrequente Felder wurde dieser Effekt noch nicht einmal ansatzweise ermittelt. In der Datenbank des Autors kann jeder mehrere solcher Studien nachlesen..
3.3.9 Störung von elektronischen Implantaten
Elektronische Implantate wie z.B. Herzschrittmacher
oder Cochlea-Implantate reagieren bekanntlich sehr empfindlich auf elektromagnetische
Felder. Diese Felder können die Funktion des Implantates nicht nur
beeinträchtigen, sondern auch gänzlich ausschalten. Diese besonderen
Komplikationen drohen dann, wenn z.B. wie im Falle des Herz-schritt-machers
eine lebenserhaltende Funktion überwacht oder unterstützt wird.
Mehrere voneinander unabhängige Untersuchungen
haben gezeigt, daß einige, insbesondere ältere Herzschrittmachertypen
durch die Felder von Handies im D-Netz dann gestört werden können,
wenn der gegenseitige Abstand weniger als 20 cm beträgt. Deshalb sollen
Herz-schrittmacherträger auf keinen Fall eingeschaltete Handies in
der Westentasche auf der Seite des Implantates tragen.
Im Gegensatz zu Feldern der Handies sind
die Felder der Basisstationen in Alltagssituationen derart schwach, daß
eine Störung von implantierten Herzschrittmachern gänzlich ausge-schlossen
werden kann.
3.3.10 Abschließende Betrachtung der athermischen Wirkungen von Feldern der Mobilfunkanlagen
Die obige Aufstellung zeigt, daß
für die Felder der Basisstationen im GSM-900 und DCS-1800-Feld bisher
keine relevanten Ergebnisse zur direkten Beeinflussung des Organismus publiziert
wurden (es wurden nicht nur keine relevanten, sondern überhaupt keine
Ergebnisse zu Basisstationen publiziert, wenn man von einer einzigen in
vitro Untersuchung – Maes et al. 1996 – absieht!!!). Für die Felder
der Handies, die wegen des kurzen Abstandes zum Körper innerhalb des
Kopfes mindestens um einen Faktor 1000 stärker als die Felder der
Basisstationen ausfallen (wenn man sich weit genug von der Basisstation
entfernt aufhält), wurden in der Literatur einige athermische Effekte
gemeldet. Diese konnten jedoch in unabhängigen Versuchswiederholungen
bisher nicht belegt werden (Das ist, wie zu den einzelnen Punkten ausgeführt
wurde, falsch. Es gibt aber einige wichtige Untersuchungen, die überhaupt
noch nicht wiederholt wurden.). Diese Feststellung bedeutet nicht, daß
athermische Wirkungen elektromagnetischer Felder der Mobilfunkanlagen gänzlich
ausgeschlossen sind. Dieser Wissensstand aus einer Reihe von wissenschaftlichen
Untersuchungen deutet vielmehr darauf hin, daß Effekte, falls sie
überhaupt existieren, sehr schwach sein müssen. (Die bisherigen
Veröffentlichungen lassen zwar einen solchen Schluss nicht zu, aber
auch wir sind der Meinung, dass die Effekte schwach sind.) Zur Aufklärung
eventueller schwacher Effekte sind umfangreiche und demnach auch sehr kostenintensive
Untersuchungen erforderlich.
Als einzige gesicherte athermische Wirkung
der relativ starken Mikrowellen, wie sie von Handies gesendet werden, gilt
eine Möglichkeit der Störbeeinflussung von implantierten Herzschrittmachern
und anderen elektronischen Implantaten. Felder der Basisstationen können
hingegen keinesfalls derartige Störungen verursachen.
4. Festlegung der Sicherheits- und Vorsorgeschwellen in Österreich und anderen westlichen Ländern
Für den Schutz der Bevölkerung
vor hochfrequenten elektromagnetischen Feldern wurde international ein
Sicherheitskonzept erarbeitet. Dabei werden von verschiedenen unabhängigen
Organisationen wie WHO, IGNIRP, IEEE, etc. laufend aktuelle Berichte über
die Ergebnisse der neuesten experimentellen Untersuchungen geprüft
und in das Wissensmosaik eingereiht.
Anläßlich der internationalen
wissenschaftlichen Tagungen wie z. B. der Bioelectromagnetics Society 1999,
des IEEE 1999 etc. wurde bestätigt, daß neben den thermischen
Effekten bisher keine Belege für athermische Wirkungen hochfrequenter
Felder vorliegen. Diese Feststellung gilt auch für die niederfrequent
pulsmodulierten Mikrowellen, wie sie bei den Mobilfunkanlagen Verwendung
finden. Da die Felder der Basisstationen keine nennenswerte Erwärmung
im Körper verursachen können, richtet sich die Aufmerksamkeit
primär auf die Handies. (Siehe Bemerkung auf S.4)
Die geltenden Standards gehen nach wie
vor von der Absorption von Energie im Körper bei der Einwirkung von
hochfrequenten Feldern aus, die zur Erwärmung führen kann. Eine
Temperaturerhöhung unter 1° C wird als gesundheitlich unbedenklich
eingestuft (siehe Abschnitt 2.2 Thermische Wirkungen). Deshalb wurden die
Grenzwerte für die absorbierte Energie so gesetzt, daß die Temperaturerhöhung
auf jeden Fall unter 1° C bleibt. Für die allgemeine Bevölkerung,
einschließlich Kinder oder Kranke, wurden zusätzliche Sicherheitsfaktoren
eingebaut. Man geht grundsätzlich von einem Wärmeumsatz zwischen
1 und 4 W/kg als Mittelwert für den gesamten Körper aus.
Die Spezifische Absorptionsrate (SAR),
die die aufgenommene Leistung pro Gramm oder Kilogramm Körpermaß
von 4 W/kg charakterisiert, kann zu einer maximalen Temperaturerhö-hung
um 1° C führen (bei einem ruhenden Erwachsenen und 30-minütiger
Exposition!). Unter Heranziehung eines Sicherheitsfaktors 10 wurde als
Grenzwert für die beruflich exponierten Personen ein SAR-Wert von
0,4 W/kg definiert; für die allgemeine Bevölkerung wurde ein
zusätzlicher Sicherheitsfaktor 5, und damit die Spezifische Absorptionsrate
auf 0,08 W/kg festgelegt. (Diese Sicherheitsfaktoren sind zum Schutz vor
einer möglicherweise gesundheitlich bedenklichen Erwärmung eingeführt
worden und stellen keine Ableitungen unter Anwendung des Vorsorgeprinzips
dar! Dazu steht in der Informationsbroschüre des bmwv ‚Elektromagnetische
Felder‘ (Teleletter 5/6/1999, S.13): „Es gibt vorläufig noch keine
Beispiele dafür, dass die Anwendung des Vorsorgeprinzips auf elektromagnetische
Felder versucht worden wäre.“!!!) Auf der Grundlage dieser Vorgabe
haben verschiedene Organisationen frequenzabhängige Feldstärke/
Leistungsdichte-Grenzwerte erarbeitet. Sie unterscheiden sich von Land
zu Land geringfügig, entsprechen aber alle dem internationalen Konsens
bei der Beurteilung möglicher Wirkungen hochfrequenter Felder. Die
österreichische Norm (ÖNORM S1120) legt die Grenzen für
die allgemeine Bevölkerung mit folgenden Werten fest:
GSM-900:
DCS-1800:
elektrische Feldstärke: 49
V/m 61 V/m
magnetische Feldstärke: 0,13
A/m 0,16 A/m
mittlere Leistungsdichte: 6.3 W/m²
10 W/m²
In Deutschland sind die Grenzwerte durch die 26. Bundesemissionsschutzverordnung geregelt; für die allgemeine Bevölkerung gelten folgende Werte:
GSM-900:
DCS-1800:
elektrische Feldstärke: 42
V/m 58 V/m
magnetische Feldstärke: 0,13
A/m 0,157 A/m
mittlere Leistungsdichte: 4,5 W/m²
10 W/m2
5. Bewertung der Messungen
Zur Bewertung wurden 7 verschiedene Messprotokolle
von 5 österreichischen Prüfstellen vorgelegt, die unterschiedliche
Standorte im Hinblick auf die Feldstärke von Hochfrequenzfeldern bewerten.
Im folgenden werden das Vorgehen, die Ergebnisse sowie die Schluß-folgerungen
einzelner Gutachten kommentiert.
(Warum werden nicht auch die wesentlich
niedrigeren Grenzwerte Italiens und der Schweiz angeführt? Es fehlt
auch eine Diskussion der Prinzipien, auf denen die Ableitung der Grenzwerte
beruht. Weiters sollte nicht unerwähnt bleiben, dass z.B. Russland
und China eine andere Grenzwertphilosophie haben.)
5.1 Gutachten Nr. EE-EMV-S 76/99 von: Austrian Research Centers, Seibersdorf Standort: Siemensgebäude Gudrunstraße 11 A - 1100 Wien
Generell fehlen Angaben zu den Antennen:
Leistung, Antennengewinn, Abstrahlrichtungen, etc. und zur Lokalisation
der Messpunkte in Bezug zur Antenne (Entfernung, Winkel, Hindernisse).
Die Messungen wurden mit einem qualitativ
hochwertigen Spektrumanalysator im Frequenzbereich zwischen 30 MHz und
1 GHz in 5 Räumen des Siemensgebäudes durchgeführt. Zur
Beurteilung der Feldsituation wurde die Leistungsflußdichte sowie
die elektrische Feldstärke ermittelt. Die Meßpunkte in den einzelnen
Räumen sowie der relative Abstand zu der GSM-900-Antenne an der Gebäudefassade
wurden im Messprotokoll festgehalten. Zur Charakterisierung der Feldsituation
wurde einerseits die elektrische Feldstärke E (V/m) und die Leistungsdichte
S (1 µW/cm² = 0,1 mW/m² = 100 µW/m²) Ich weiß
nicht, was man hiervon halten soll? Von einem Techniker kann man wohl erwarten,
dass er Einheiten umrechnen kann. 1 µW/cm² sind 10 mW/m²
und daher 10000 µW/m². Kann man den folgenden Angaben trauen
oder sind alle falsch umgerechnet? ermittelt. Neben einer frequenzselektiven
Messung wurde auch eine breitbandige Messung im Frequenzbereich zwischen
0,5 und 1500 MHz durchgeführt. In dem betrachteten Zusammenhang geben
die frequenzselektiven Messungen spezifische Anteile der UKW-, Fernseh-
und Mobilfunkanlagen an. Die Ergebnisse der Messungen im Frequenzbereich
zwischen 104 und 958 MHz zeigen Lei-stungsdichten bis zu 856 µW/m²
bei 909 MHz, die maximal 0,014 % des für die Allgemeinbevölkerung
in der ÖNORM S 1120 angegebenen Grenzwertes betragen. Die breitbandige
Messung liefert eine maximale Leistungsdichte von 5198 µW/m²,
was im Verhältnis zum Grenzwert 0,26 % ausmacht. Die Messwerte
sind realistisch und vergleichbar mit ähnlichen Messungen in Öster-reich
und Deutschland. In dem be-schränkten Frequenzbereich wurden allerdings
die eventuell vorhandenen Felder der DCS-1800-Anlagen nicht erfaßt.
Unter der wahrscheinlich berechtigten
Annahme, daß eventuell vorhandene DCS-1800-Felder in diesen Bereichen
sehr schwach ausfallen, ist die Schlußfolgerung dieses Gutachtens
richtig. Die Autoren führen aus, daß nach dem heutigen Kenntnisstand
nicht mit gesundheitlichen Störungen oder Gefährdungen von Personen,
die in den untersuchten Räumen arbeiten oder leben, in Folge der Exposition
durch die vorhandenen hochfrequenten Felder zu rechnen ist.
5.2 Gutachten Nr. EE-EMV-S 85/99 von: Austrian Research Centers, Seibersdorf Standort: Tulln und Mollersdorf A - 3430 Tulln, A - 3430 Mollersdorf
Frequenzselektive Messungen im Frequenzbereich zwischen 30 MHz und 1,9 GHz wurden in zwei verschiedenen Ortschaften, Tulln und Mollersdorf, durchgeführt. In Tulln erfolgte die Messung in der Königstetterstraße (Positionen 1 und 2) und in Mollersdorf an drei verschiedenen Orten: in der Schützengasse (Position 3), der Donaufeldgasse (Position 5) und am Kinderplatz (Position 4). Zur Messung wurde ein hochwertiger Spek-trumanalysator und verschiedene frequenzselektive Antennensysteme verwendet. Die Positionen der Meßantenne sind im Messprotokoll eindeutig dokumentiert. Bei der selektiven Messung werden die in einzelnen Bereichen betriebenen UKW-, Fernseh,- GSM-900- sowie DCS-1800-Sender in ihrer Stärke erfaßt. Die gemessenen Leistungsdichten bei den Positionen 1, 4 und 5 liegen z.T. deutlich unter 1 µW/m². Bei den Positionen 2 und 3 erreichen die Leistungsdichten maximal 25 µW/m². Die Quelle ist eine nahegelegene GSM-1800-Antenne. Alle Werte sind ver-gleichbar mit ähnlichen Messungen in Öster-reich und Deutsch-land. In allen Fällen liegt die gemessene Lei-stungsdichte im Bereich von Bruchteilen von Promillen der öster-reichischen Norm. Unter Berufung auf diese Normen sowie unter Berücksichtigung des aktuellen Wissenstandes ist auch die Feststellung richtig, daß eine gesundheitliche Störung oder Gefährdung von Personen, die sich in den untersuchten Bereichen aufhalten, beliebig unwahrscheinlich (Was soll das heißen? Kleiner als jede beliebig kleine Wahrscheinlichkeit?) ist.
5.3 Prüfbericht / TÜV Nr. M/EMV-99/201E von: TÜV Österreich, Prüfstelle für Nachrichtentechnik/EMV Standort: Feldbach
Im Wohnzimmer und Schlafzimmer der Familie Schuller wurden frequenzselektive Messungen im Frequenzbereich zwischen 100 kHz und 3 GHz durchgeführt. Aus dem Spek-trum wurden die maximalen Leistungsdichten der UKW-, Fernseh,- GSM-900 sowie DCS-1800-Sender abgelesen. Die Messpunkte in den einzelnen Zimmern sind festgehalten. Die stärk-sten Lei-stungsdichten am Ort der Messung bauen die GSM-900-Mobilfunkanlagen auf. Die maximale gemessene Leistungsdichte liegt im Wohnzimmer bei ca. 20 µW/m², wohingegen im Schlafzimmer nur etwa 3,5 µW/m² erreicht werden. Diese Meßwerte stellen typische Ergebnisse aus Messungen in Wohnungen in der Nähe von Basisstationen dar. Im Vergleich zu der österreichischen Norm ÖNORM S 1120 betragen diese Meßwerte nur einen Bruchteil der Promille des Grenzwertes. Eine gesundheitliche Beeinträchtigung durch derart schwache Felder konnte bisher nicht aufgezeigt werden und sie ist auch unter Berücksichtigung der Schwellenwerte der noch nicht belegten, aber gemeldeten (???) Effekte beliebig unwahrscheinlich (???).
5.4 Gutachten von: TÜV Österreich, Prüfzentrum A - 1230 Wien Standort: GSM-Basisstation A - 6481 St. Leonhard im Pitztal, Zaunhof, Ausserlehn 17
Die Feldverhältnisse im Ort werden vor einem Wohngebäude, wo häufig Kinder spielen, seitlich neben dem Haus im Gartenbereich und auf dem Balkon im 1. Stock eines Wohnhauses gemessen. Es wurde eine frequenzselektive Messung herangezogen, bei der die maximalen Leistungsdichten bzw. die maximale Feldstärke für örtliche UKW- und Fern-sehsender sowie 2 GSM-900-Anlagen ermittelt werden. Die Meßorte werden mit einer Skizze der räumlichen Verhältnisse wie auch der Lage der Sendeantennen festgehalten. Die stärkste Lei-stungsdichte bauen an den Meßorten die UKW-Sender mit einer maximalen Leistungs-dichte von 93 µW/m² auf. Im Vergleich dazu liegt die maximale Leistungsdichte der Basisstationen bei 17 µW/m² am Balkon vor dem Schlafzimmer. Die Ergebnisse liegen in typischen Meßbereichen, die durch andere Messungen unterschiedlicher unabhängiger Institutionen bestätigt wurden. Die Meßwerte betragen nur einen Bruchteil der von der ÖNORM erlaubten maximalen Leistungsdichten, und wegen der Geringfügigkeit ihrer Stärken müssen sie allgemein als unbedenklich in Bezug auf eine Gefährdung von Personen angesehen werden.
5.5 Gutachten / Antrags-Nr. 24556/R von: Staatliche Versuchsanstalt für Radiotechnik TCM Standort: BSC-Anlage der Firma Nokia am Satellitenplatz 1 zwischen Ansfelden und St. Florian
Die Messungen der Feldgegebenheiten wurde in einer Entfernung von 3 m von einer DSC-Anlage frequenzselektiv in vier verschiedenen Frequenzspektren, und zwar von 0,15 bis 30 MHz, von 30 bis 200 MHz, von 200 MHz bis 1 GHz und von 1,0 bis 2,56 GHz vorgenommen und als einzelne Schriebe dokumentiert. Hieraus kann die maximale elektrische Feldstärke bei einzelnen Frequenzen abgelesen werden. Im Vordergrund des Gutachtens steht die Messung der Störspannungs- und Störfeldstärke an einer noch nicht betriebenen Mobilfunkanlage. Die Ergebnisse der Messung zeigen für frei zugängliche Bereiche relativ schwache Feldstärken deutlich unter 80 dBµV/m. Derartige Feldstärken können im Organismus keine Wirkung ausüben, sie liegen weit unter 1 % des ÖNORM-Wertes.
5.6 Gutachten von: TÜV Österreich, Prüfstelle für Nachrichtentechnik/EMV Standort: GSM-Basisstation Gersthoferstraße 125 A- 1180 Wien
Eine frequenzselektive Strahlungsleistungsmessung
wurde in 2 Wohnzimmern und im Schlaf-zimmer einer Wohnung vorgenommen.
Hierbei waren die Pegel der örtlichen Mobilfunk-Basisstationen (GSM-900
und DCS-1800) und der stärksten Fernsehsender ermittelt. Die maximale
Lei-stungsdichte wurde mit 204 µW/m² im Schlafzimmer gemessen,
sie resultiert aus dem Betrieb einer nahegelegenen GSM-900-Anlage.
Die maximalen Leistungsdichten der Fernsehsender
in den vermessenen Wohnzimmern erreichen 3µW/m². Die restlichen
Meßwerte liegen z.T. erheblich niedriger. Aber auch die maximalen
Werte erreichen nur einen Bruchteil (0,00-32 %) des Wertes der ÖNORM.
Die Meßergebnisse sind nachvollziehbar und mit anderen Messungen
gut vergleichbar. Die Schluß-folgerung dieses Gutachtens, und zwar,
daß keine Bedenken hinsichtlich einer Gefährdung von Personen
durch die Felder der Basisstationen bestehen, kann voll akzeptiert und
nachvollzogen werden.
5.7 Gutachten / Auftrags-Nr. VA R 24860 von: Staatliche Versuchsanstalt für Radiotechnik TCM Standort: Wien - Hetzendorf
Frequenzselektive Feldstärkemessungen
im Frequenzbereich von 30bis 2000 MHz wurden in Wien-Hetzendorf durchgeführt.
Die angewandten Verfahren und Meßgeräte entsprechen dem
heutigen Standard. Obwohl die genauen Meßorte nicht dokumentiert
wurden, sind die gemessenen Leistungsflußdichten der örtlichen
UKW-, Fernseh- und Mobilfunkanlagen (900 und 1800 MHz) nachvollziehbar
und mit anderen Messungen vergleichbar. Die maximale Leistungs-dichte am
Meßort betrug mit 6 µW/m² und sie ist auf eine nahegelegene
GSM-900-Basisstation zurückzuführen. Die Leistungsdichten der
UKW- und Fernsehsender liegen deutlich unter 1 µW/m².
Die gemessene Feldstärke sowie die
Leistungsdichten liegen im Bereich von einem Tausendstel einer Promille
der ÖNORM. Derartig schwache Felder können im menschlichen Organismus
keine Effekte hervorrufen.
6. Literaturhinweise
Bergqvist U, Vogel E (eds), Aringer L, Cunningham J, Gobba F, Leitgeb N, Miro L, Neubauer R, Ruppe I, Vecchia P, Wadman C (1997):Possible health implications of subjective symptoms and electromagnetic fields. Report for the European Commission, DG V 1997:19 In: Matthes R, Bernhardt HJ, Repacholi MH (eds): Risk Perception, Risk Communikation ans its Application to EMF Exposure. Vienna, Austria, October 22 and 23, 1997. International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection and World Health Organization, 5/98
Blettner M, Schlehofer B (1999):Gibt es ein erhöhtes Risiko für Leukämien, Hirntumoren oder Brustkrebs nach Exposition gegenüber Hochfrequenzstrahlung? Medizinische Klinik 94:150-8 (Nr. 3)
Braun-von Gladiß K-H (1999):So ermittelt man Gesundheits-Störungen durch Mobilfunkbetrieb. raum&zeit, 18. Jahrg., Nr.100
Michaelis J, Meinert R (1995):Elektromagnetische Felder und Krebserkrankungen im Kindesalter. Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 98
Nasterlack M (1998):MCS, CFS, FMS, SBS und andere „moderne“ Erkrankungen. Versicherungsmedizin 50, Heft 3
NIEHS-Report (1999) on Health Effects from Exposure to Power-Line Frequency Electric and Magnetic Fields. National Institute of Environmental Health Sciences, National Institutes of Health, NIH Publication No. 99-4493
Silny J (1992):Nichtionisierende elektromagnetische Felder. In: Wichmann, Schlipköter, Fülgraff (Hrsg.) Handbuch der Umweltmedizin VII-2.1
Silny J (1999):Electrical Hypersensitivity in Humans - Fact or Fiction? Zentralblatt für Hygiene und Umweltmedizin, 202:219-233
Toomingas A (1996):Provocation of the electromagnetic distress syndrome. Scand J Work Environ Health;22:457-458
Weitere Publikationen zu einzelnen Profilen stehen in der Wissensbasierten Literaturdatenbank (WBLDB) des femu per Internet-Zugang zur Verfügung.
Braune, S., Wrocklage, C., Raczek, J.,
Gailus, T. and Lücking C. H. (1998). Resting blood pressure increase
during exposure to a radio-frequency electromagnetic field. The Lancet,
351, 1857-1858.
Eulitz, C., Ullsperger, P., Freude, G.,
& Elbert, T. (1998). Mobile phones modulate response patterns of human
brain activity. Neuroreport, 9(14), 3229-3232.
Freude, G., Ullsperger, P., Eggert, S.
and Ruppe, I. (1998). Effects of microwaves emitted by cellular phones
on human slow brain potentials. Bioelectromagnetics, 19(6), 384-387.
Hardell, L., Nasman, A., Pahlson, A.,
Hallquist, A., & Mild, K. H. (1999). Use of cellular telephones and
the risk for brain tumours: A case-control study. Int J Oncol, 15(1):113-116.
International Commission on Non-Ionising
Radiation Protection (ICNIRP). (1998). Guidelines for limiting exposure
to time-varying electric, magnetic, and electromagnetic fields (up to 300
GHz). Health Physics, 74(4), 494-522.
Maes A., Collier M., Slaets D. and Verschaeve
L. (1996). 954 MHz microwaves enhance the mutagenic properties of mitomycin.
Environ. Mol. Mutagen. 28: 26-30.
Mann, K., & Röschke, J. (1996).
Effects of pulsed high-frequency electromagnetic fields on human sleep.
Neuropsychobiology, 33, 41-47.
Reiser, H., Dimpfel, W., & Schober,
F. (1995). The influence of electromagnetic fields on human brain activity.
Eur J Med Res, 1(1), 27-32.
Repacholi M.H., Basten A., Gebski V.,
Noonan D., Finnie J. and Harris A.W. (1997). Lymphomas in Eµ-Pim1
transgenic mice exposed to pulsed 900 MHz electromagnetic fields. Radiation
Res. 147, 631-640.
Rothman, K. J., Loughlin, J. E., Funch,
D. P., & Dreyer, N. A. (1996). Overall mortality of cellular telephone
customers [see comments]. Epidemiology, 7(3), 303-305.
Wagner, P., Röschke, J., Mann, K.,
Hiller, W. and Frank, C. (1998). Human sleep under the influence of pulsed
radiofrequency electromagnetic fields: A polysommnographic study using
standardized conditions. Bioelectromagnetics, 19, 199-202.
Wiener EMF-Deklaration siehe www.irf.univie.ac.at/emf