Elektrosensibilität - ein Stress-Syndrom
Die Monatsseite 04 - 2005 mit Gastautorin
Dr. Birgit Stöcker,
Vorsitzende des Verein für Elektrosensible e.V., München |
|
|
Der Verein für Elektrosensible e.V. München existiert seit 1989 und
hat in dieser Zeit ca. 3000 Betroffene beraten und zum Teil über Jahre
begleitet. Zusätzlich wurde umfangreiche Literatur bewältigt, welche durch
diverse Pilotstudien mit Ärzten und Umweltlabors bestätigt werden konnte.
Politisch war man ständig im Gespräch mit Ministerien, Bundesämtern,
Politikern, Wissenschaftlern, Firmen und allen, die an diesem Thema
interessiert waren. Insofern liegt nun nach 15 Jahren Arbeit ein umfangreiches
Erfahrungswissen vor.
|
|
Dr. Birgit Stöcker im Gespräch mit Forschern der Industrie: |
|
Nach dem heutigen Stand der Diskussion sieht der Verein die Elektrosensibilität
(engl. Hypersensitivity) in der Hauptsache als ein Stress-Syndrom,
gekennzeichnet durch erhöhte Sympathikus-Aktivität, verstärkte
Aktionspotenziale, Ausschüttung von Stressfaktoren (wie Freie Radikale,
Adrenalin, Noradrenalin, Histamin, Cholesterin, etc.). D.h. es stellt sich
nicht die Frage: Wie verarbeitet der Einzelne die elektromagnetische Strahlung?,
sondern: Wie geht der Kranke bzw. der Gesunde mit Stress um?
Entsprechend der individuellen Toleranz gegenüber diesen Stressfaktoren
leiden Betroffene an unspezifischen Symptomen, wie Schwindel, Kopfschmerzen,
chronischer Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Menièrschen Anfällen und sogar
Epilepsie. Oder sie klagen über schwankenden Blutdruck, Atemnot,
Herzrhythmusstörungen bis hin zum Herzinfarkt. Da diese Probleme nach
Abschalten der elektromagnetische Quelle in der Regel zurückgehen, sprechen wir
von einem Frühwarnsystem des Körpers, welches nicht unterschätzt werden darf.
Die Diagnostik der Elektrosensibilität ist sehr einfach, da Stressfaktoren
labormedizinisch gemessen werden können. Wenn nötig, kann durch eine in-vivo-
bzw. in-vitro-Provokation mit elektromagnetischen Feldern (z.B. durch ein
15-Minuten-Gespräch mit einem Handy oder DECT-Telefon) die Kausalität zwischen
EMF und der Ausschüttung dieser Faktoren hergestellt werden.
Therapeutisch hat die Schulmedizin genügend anzubieten mit Betablockern, Calcium-antagonisten,
Calciumkanalblockern, Antiepileptika sowie die Naturheilkunde durch Vitamine,
Nahrungsergänzungsmittel, Homöopathika, u.a.
In Fällen des Verdrängens dieses Stressphänomens (evtl. auch durch direkte
elektromagnetische Ursache) kann es früher oder später zu Elektroschädigungen
(engl. Electro-injuries) kommen mit einem hohen Anteil an den
Zivilisationserkrankungen der Moderne. Dazu zählen:
Veränderungen im Nerven- und Hormonsystem, Herz-/Kreislauf-Effekte,
Wirkungen auf die Immunität, Störungen des Eiweiss-, Fett-, Kohlenhydrat- und
Mineralstoffwechsels, Zellvermehrung (Krebs) sowie genetische Folgen. Eine
solche Strahlenkrankheit ist in der Regel irreversibel, sie tritt nicht nur bei
Elektroempfindlichen auf, sondern kann, ohne dass die Belastung spürbar ist,
alle in der Gesellschaft treffen. Diagnostik und Therapie richten sich nach den
vorliegenden Symptomen. Provokation mit EMF kann Kausalität nachweisen, z.B.
durch Messung von Blutdruckveränderungen, Immunmodulation. Klarheit schafft heute
vor allem der Gentest Trotzdem sind die medizinischen Zusammenhänge oft schwer
zu erkennen, da es sich bei Umwelt-/Zivilisationserkrankungen in der Regel um
einen Synergismus von Vielfachbelastungen handelt.
Dabei beobachten wir folgende:
Als ein anderes Problem ist die Elektrosensitivität (engl.
Hypersensibility) zu sehen, nämlich als sensorische Störung im Sinne einer
verstärkten Wahrnehmung von EMF. Hier liegen bereits
neurologische/neuropathische Vorschäden zugrunde; z.B. Zustand nach Meningitis,
Borreliose oder Multiple Sklerose; Fälle eines Hirnstamm-Syndroms, Hirntumors
oder durchgemachten Schädelbruches.
Zur Diagnostik bedarf es eines umfangreichen neurologischen Check-ups, wobei
die Sensitivität sich in der Regel aus dem Krankheitsbild ergibt. Auf eine
in-vivo-Provokation sollte bei solchen Patienten verzichtet werden. Die
Therapie entspricht der diagnostizierten Grunderkrankung. Kann eine Heilung
nicht erfolgen, gilt es die Reizleitungen zu dämpfen (z.B. durch Lexotanil).
Ein neues Phänomen ist die Elektro-Allergie (engl. Electro-allergy),
die vor allem bei jungen Menschen als Frequenzsensibilität auftritt. Hier liegt
in der Regel nicht die klassische Anamnese einer ansteigenden Umwelterkrankung
vor (wie Schwermetall-Intoxikation, Allergie, chemische Sensibilität,
Elektro-Empfindlichkeit und -Schädigung). Sondern hier reagieren Personen auf
einzelne Frequenzen, mit denen sie hauptsächlich Kontakt hatten, z.B.
diejenigen des ständig benutzen Handys. Dagegen zeigen sie meist keine
veränderte Reaktion gegenüber Computern oder Niederfrequenzgeräten.
Wie diese Darstellung des Elektrosensibilitätsproblems zeigt, sind die
biologischen Effekte in den letzten Jahrzehnten völlig falsch eingeschätzt
worden. Durch die steigende Technologisierung und vor allem durch die
Einführung des Mobilfunks ist jedoch Bewegung in die Bewertung dieser Auswirkungen
gekommen. Ordnet man die biologischen Effekte aus weltweit tausenden von
Studien in diese dargestellte Vierteilung ein, ergibt sich ein völlig logisches
elektromagnetisches Syndrom.
Quelle: http://stopp-esmog.andereseite.info/editorial/index.html