Betreff: Augsburger Pilotstudie

Von: Alfred Tittmann

Datum: Fri, 13 Jul 2007 21:30:42 +0200

 

 

 

 

HLV INFO 70/AT
13-07-2007

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

in den gestrigen und heutigen Tageszeitungen, vermutlich auch noch in den nächsten Tagen, soweit regional noch nicht geschehen, wurde/wird über dpa nachfolgende PM verbreitet. (Dies war beispielsweise der Fall in den gestrigen  Ausgaben der Frankfurter Rundschau (FR), Frankfurter Neue Presse (FNP) und der Hessische Niedersächsiche Allgemeine (HNA).

 

Die dort publizierte „Augsburger Pilotstudie“ bietet keine populärwissenschaftlichen Erkenntnisse, sie stellt eine weitere Verharmlosung dar.

Der HLV hat für seine Mitglieder und einen weiteren Interessentenkreis einmal einen Textentwurf aufgesetzt, der bei entsprechenden Leserbriefen als Vorlage genutzt werden kann.

 

Der HLV hat unter seinem Namen diesen Text an die o.g. Zeitungen bereits abgesandt.

 

HLV Redaktion

Alfred Tittmann

 

 

 

Pressemitteilung am 12.07.2007
 -- FR-HNA-FNP--


 

Kein Zusammenhang von Mobilfunkfeldern und Befinden


 

Augsburg (dpa) - Es gibt laut einer Pilotstudie keinen Zusammenhang zwischen elektromagnetischen Feldern eines UMTS-Sendemasten und Befindlichkeitsstörungen. Doch selbst Experten fallen beim Mobilfunk auf den Noceboeffekt herein.

Dieser Effekt ist das Gegenteil des bekannteren Placeboeffekts, und er bedeutet, dass negative Erwartungen einen nachteiligen Einfluss haben können. Das Ergebnis der Pilotstudie stellte das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) vor. Die Studienteilnehmer des Landesamtes fühlten sich deutlich schlechter, wenn sie annahmen, die UMTS-Mobilfunkbasisstation auf dem Dach des LfU sei angeschaltet, obwohl sie tatsächlich nicht in Betrieb war.

Drei Monate lang hatten zu Beginn und am Ende eines Arbeitstages fast 100 LfU-Mitarbeiter das eigene Befinden bewertet. Mehr als 20 mögliche Beschwerden umfasste der Fragebogen, von Kopfschmerzen über Atembeschwerden, trockene Haut bis zu Allergien. Die ausgefüllten Fragebögen waren online von der Universität Eichstätt ausgewertet worden. Ein Mobilfunkunternehmen hatte eine Mobilfunkbasisstation mit UMTS zur Verfügung gestellt. Ein Laptop mit einem Zufallsgenerator steuerte, ob und wann die Station sendete. Eine Messeinrichtung zeichnete die Sendeleistung rund um die Uhr auf.

 

Textvorlage

 

Betr. Pressemitteilung v. 12.07.2007
Kein Zusammenhang von Mobilfunkfeldern und Befinden

 

Pilotstudie bietet keine Sicherheit!

 

 

Zum Artikel möchten wir folgende Anmerkungen machen:

 

1. Eine Pilotstudie ist keineswegs eine wissenschaftliche Abhandlung, sondern nur eine Prüfung, wie eine Fragestellung am besten zu beantworten wäre.

2. Der ausgewählte Kreis der Testpersonen entspricht nicht den Kriterien eines wissenschaftlich fundierten Studiendesigns, da hier Abhängigkeiten gegeben sind, allein schon durch die berufliche Tätigkeit mit dem Thema.


3. Die durchführende Institution LfU gibt es zwar nicht zu, weiß aber sehr genau, dass Kurzzeitexpositionen, so wie hier geschehen, für eine Bewertung völlig irrelevant sind. Leider gibt es auch beratende Mediziner, die es immer noch nicht wahr haben wollen, dass die Langzeitexposition das Problem der dann über physiologische Parameter darstellbaren gesundheitlichen Beeinträchtigungen ist. Details hierzu findet man u.a. in den Testverfahren unter www.umweltphysik.com.

4. Auch für die Wirkungskette Mobilfunk-Gesundheit gilt wie für andere Bereiche die Formel

Intensität x Zeitdauer = Wirkung.

 

Weit unterhalb der Intensität der nur die thermischen Wirkungen berücksichtigenden gesetzlichen Grenzwerte nach der 26. BimSchV sind heute bei mehrtausendfach geringeren Intensitäten zahlreiche nichtthermische Wirkungen von Mobilfunkstrahlung nachgewiesen. Sie können über Einwirkungszeiträume von Jahren bis Jahrzehnten zu unabsehbaren gesundheitlichen Schäden für die von der Strahlung Betroffenen führen. Eine reduktionistische  Betrachtungsweise, bei der nur die hohen Intensitäten der angeblich die Gesundheit schützenden gesetzlichen Grenzwerte im Kurzzeitversuch betrachtet werden, erzeugt dagegen eine falsche Perspektive von Sicherheit und stellt die gesundheitsgefährdende Wirklichkeit der Mobilfunkstrahlung auf den Kopf.

 

5. Zu völlig gegensätzlichen Erkenntnissen bezüglich der Augsburger Pilotstudie kam die niederländische UMTS TNO-Studie, welche von drei Ministerien 2003 in Auftrag gegeben war. Die dortigen Erkenntnisse wurden  als "signifikant" bezeichnet. Zu den festgestellten Symptomen gehörten Kopfschmerzen, kribbelnde Gefühle und Brechreiz. (u.a. http://service.spiegel.de/digas/servlet/find/ON=SPOX-267990  )


6. Fazit: Die „Ergebnisse“ der Augsburger Pilotstudie sind auf Grund des fehlenden wissenschaftlichen Ansatzes zu verwerfen und bieten keineswegs eine Entwarnung.

 

HESSISCHER LANDESVERBAND MOBILFUNKSENDERFREIE WOHNGEBIETE e.V.
i.V. Alfred Tittmann, Bruchköbel