Betreff: 15 Jahre Mobilfunk in Deutschland

Von: Bernd Schreiner

Datum: Fri, 29 Jun 2007 09:36:30 +0200

 

 

15 Jahre Mobilfunk in Deutschland - Bernd Schreiner, Netzwerk- Risiko- Mobilfunk LV Thüringen

 

LV Thüringen "Bürger-gegen-Elektrosmog"

 

Vor nun 15 Jahren gingen die ersten beiden digitalen Mobilfunknetze der Deutsche Bundespost Telekom und D2 Mannesmann Mobilfunk  in Deutschland an den Start. 

 

Die Entwicklung der mobilen Kommunikation zeigt, dass nach der großen Handy mit Guthaben Verschenk- Aktion am Ende der 90iger Jahre das Volk in Deutschland und die Menschen weltweit mit einem Gerät inklusive Suchtpotential in Kontakt gebracht wurden, das zwischenzeitlich große Teile des Alltages dominiert.

 

Aber gerade die letzten Jahre zeigen, dass die Probleme rund um die Technik und den Menschen in vielerlei Hinsicht massiv zugenommen haben, und das betrifft keineswegs nur die Auseinandersetzung um die gesundheitlichen Folgen der Strahlung.

 

Die Veränderung in der Entwicklung der Kinder, der Jugend durch die Möglichkeiten des Handys ist enorm, die der Arbeitsabläufe und den des ganz normalen Alltags ebenso, - vieles wurde grundlegend und oft leider im Gesamten nicht gerade positiv verändert, wenn auch oft beschleunigt und manches vereinfacht wurde. 

 

Gerade mir fällt auf, dass echte Erlebnisse, kleine Abenteuer meines Lebens oft durch Situationen begannen, wo ich auf mich gestellt war, alleine, kaum Hilfsmittel und kein Telefon. Ob in der Türkei weitab der Zivilisation mit dem Auto im Sand versunken, oder der einfache Platten am Fahrradreifen. Oft entstanden hier die schönsten Erinnerungen, die ein Handy und der andauernde Draht zu Allem heute unmöglich macht.

 

Es wird höchste Zeit, dass die moderne Funktechnik, wie auch viele historischen Meilensteine, von dem Dampfkessel bis zum Auto, nach der Markteroberung neuen Regeln zu unterwerfen ist.  Dampfkessel bekamen Überdruckventile und der TÜV gründete sich zur Überwachung. Als die Autos zahlreich wurden, braucht man Verkehrsvorschriften, Geschwindigkeitsregelungen und später Knautschzone, Gurt und die Luftsäcke, damit die Opferzahl nicht nach oben steigt. Technik muss angepasst werden, auch wenn nur die "Anzahl" der Nutzer sich ändert. 

 

Wie toll finden Sie die Einblicke in die privaten Verhältnisse der Handytelefonierer, die laut über die Strasse hallen?

Versicherungsmakler besprechen Ihre sicherlich auch  dem Datenschutz unterliegenden Schadensfallgespräche öffentlich vor dem Dorfladen?

 

Realistisch betrachtet, sind die Deutschen wieder dabei, zurück zu fallen, und schaffen es nicht mal, erste konkrete Schritte zu gehen. 

Eine nur mäßig eingehaltene und insbesondere wenig griffige Selbstverpflichtung der Industrie gegenüber Kanzler Schröder Ende 2001 sind nach der umstrittenen Grenzwertschaffung durch Umweltministerin Merkel 1996 die einzigen echten Schritte, deren Richtung jedoch fraglich ist.

 

Alleine die im Endeffekt zwar kaum bessere Schweizer Regelung schafft etwas mehr Abstand und reduziert die Hauptbelastungen im Kernbereich der Strahlung meist durch Abwesenheit von Wohnbebauung.

 

Doch Ziel muss sein, -vollkommen unabhängig von Beweisen oder Hinweisen, oder der gesamten Schädigungsdiskussion- , dass alles technisch Mögliche getan wird, um die der immer noch unklaren Lage für beide Seiten, den Kritikern wie Entwarnern,  Rechnung zu tragen und die geringste, mögliche Belastung für die Menschen sicher zustellen. Auch muss es ganz klare Schutzbereiche geben.

 

Die unkontrollierten und unbefriedigten Installationen von Sendeeinheiten in Lebensbereichen muss maßgeblich durch die Bewohner und Menschen vor Ort entschieden werden, und nicht durch internationale Konzernzentralen mit reinen Profitinteressen. Wie diese internationalen Konzerne denken und handeln, die Politik in Anspruch nehmen, die Behörden durchsetzen erleben wir täglich mit, die Folgen, ob die der Genpflanzen (Bauern in Indien, Kanada, USA..) oder der Energiepolitik, die sogar Länder in den Bürgerkrieg stürzt und viele 100.000 an Opfern fordert, sind täglich in den Medien. Selten setzt sich Demokratie und Ehrlichkeit bis  in diese Ebenen fort.

 

Ein Weg ist, dass man seine eigenen Positionen überdenkt und überlegt, was man mit seinem Konsumverhalten fördern will und was eben nicht. Generell kann ich nur betonen, dass unsere Zukunft maßgeblich von den lokalen Kreisläufen, einer Wiederbelebung und Erschaffung von örtlichen Strukturen als Antwort darauf abhängen wird.

 

So kann auch visionär ein lokales Kommunikationsnetz den Konzerne das Wasser abgraben, und die Chance der Globalisierung ist, dass auch wir als einziges unheimlich viel nun einfach selbst machen können, was noch vor wenigen Jahren undenkbar und oft auch nicht bezahlbar war.

 

Ein IP-WLAN Handy gibt’s für rund 150 Euro, Bürgernetze gibt es schon viele, und wenn die OpenSource Bewegung unter Linux ein virtuelles Backbone- Netz übers Internet, ähnlich den Amateurfunkern entwickelt, kann man den Milliardenmarkt Handy ernsthaft anbohren, die Mikrowellenbelastung deutlich absenken und vor Ort alles selbst organisieren.  

 

Nicht, dass ich für WLAN bin, oder meine, diese Strahlung sei unbedenklich. Nein, im Gegenteil!

 

Doch damit haben wir die Werkzeuge um gerade im ländlichen Bereich die Wünsche und nicht mehr auslöschbaren, entstandenen "Bedürfnissen" zu begegnen. 

Die Städte waren historisch schon immer die Stätte mit höheren Belastungen und dafür den Freiheiten oder eben Möglichkeiten. Aber eben auch oft krankmachender... obwohl es auch dort Möglichkeiten gibt.

 

Ach, am Rand, das Ganze ist weder neu, noch aktuell, sondern war eine Idee nach der UMTS Versteigerung, um das UMTS Netz in Verruf zu bringen und die hohen Lizenzausgaben lächerlich zu machen. Doch heute  erst ist es wirklich bezahlbar, für jeden, der meint, mobile Kommunikation zu benötigen.

 

 

Viele Güsse

Bernd Schreiner

 

post@stoppschild.de

 

Man soll Denken lehren, nicht Gedachtes. 

(Cornelius Gustav Gurlitt 1850-1938 )