Krebs durch Handy!

tz 31.08.01

Neue Studie:  Augenkrebs  durch Handys

1000 Wissenschaftler diskutieren, was uns alles krank macht

VON SUSANNE STOCKMANN

„Wir sind selbst besorgt", gab Professor Karl-Heinz Jöckel von der Essener Uni-Klinik in einem Interview zu. Eine seiner Studien hat überraschend ergeben, dass die Benutzung von Mobiltelefonen das Risiko erhöht, an einem Augentumor zu erkranken!

An der Uni-Klinik waren 118 Männer und Frauen, die an dem sehr seltenen Augenkrebs (Aderhautmelanom) litten, befragt worden, ob sie häufig Handys oder Funkgeräte benutzen. Diese Ergebnisse waren mit den Telefongewohnheiten von 475 gesunden Menschen verglichen worden. Das Ergebnis zeigte, dass Vielnutzer offenbar ein 3,3-fach erhöhtes Risiko haben, einen Augenkrebs zu bekommen. Kein höheres Risiko gab es, wenn jemand besonders viel an niedrigstrahlenden Bildschirmen oder neben Hochspannungsleitungen gearbeitet hatte.

Also: Krebs durchs Handy? Vor diesem allgemeinen Schluss möchte der Wissenschaftler eindringlich warnen. Denn: Die Studie sei sehr klein gewesen. Das Ergebnis sei ein Anfangsverdacht, mehr nicht. Ob mehr daraus wird, kann sich jedoch nächste Woche herausstellen. Dann treffen sich über 1000 Wissenschaftler aus der ganzen Welt in Garmisch-Partenkirchen zu einer internationalen Konferenz und stellen ihre Studien zu umweltbedingten und genetischen Einflüssen auf die menschliche Gesundheit vor.

Unter den interessierten Zuhörern wird auch Professor Jörg Michaelis (60) sein. Er ist Direktor des Instituts für Medizinische Statistik und Dokumentation der Uni Mainz und auch eher skeptisch, ob Handys krank machen. Dennoch ist er der festen Überzeugung:„Wenn man die Menschheit mit einer völlig neuen Technik überzieht, die flächendeckend eingesetzt wird, dann ist man eigentlich auch verpflichtet zu untersuchen, ob das nicht doch Gefahren beinhaltet." Wo für UMTS-Lizenzen 100 Milliarden Mark ausgegeben werden, sollten für die Forschung auch ein paar Millionen rausspringen, „damit man sich nicht nachher Vorwürfe macht".

Mit acht Millionen Mark sponsern die Europäische Union und die Kommunikationsindustrie eine Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), deren Ergebnis in drei Jahren vorliegen soll. 12000 Menschen auf der ganzen Welt werden untersucht. Die Hoffnung ist, dass endgültig geklärt wird, ob elektromagnetische Strahlen, die von Handys aus in den Kopf eindringen, krank machen. Bisher ist nur bekannt, dass sie das Gewebe leicht erwärmen. Doch es gibt keine Theorie oder gar einen Beweis, wie und ob diese Strahlen Tumore wachsen lassen.

Professor Michaelis hat eine andere Art von Elektrosmog untersucht und auch er wird seine Ergebnisse in Garmisch zur Diskussion stellen. Michaelis und seine Mitarbeiter untersuchen seit Jahren die gesundheitlichen Auswirkungen elektromagnetischer Felder auf die Gesundheit. Eine seiner Studien hat nun ergeben, dass eine starke Magnetfeldexposition Leukämie bei Kindern auslösen kann. Vermutlich ein Prozent der Blutkrebserkrankungen bei deutschen Kindern könnten auf Elektrosmog zurück geführt werden. Das heißt, dass jährlich fünf bis sechs Kinder lebensbedrohlich erkranken, nur weil es in ihrem Zimmer zu stark strahlt.

Aber auch positive Nachrichten für Eltern wird es geben: So hat die Münchner Ärztin Erika von Mutius von der Uni-Kinderklinik wissenschaftlich bestätigt, dass ein bisschen Dreck Kindern nicht schadet. Im Gegenteil: Bakterien trainieren das kindliche Immunsystem, so dass die Buben und Mädchen später seltener von Allergien geplagt werden.

Der Präsident der Kongresswoche, Professor Dr. Erich Wichmann, Direktor des GSF-Instituts in Neuherberg, scherzte gestern bei der Vorab-Präsentation der Studien in München:„Das haben wir schon als Kinder gewusst: Viel waschen kann einfach nicht gut sein."
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