Technische Standards

e-market 30/2000

Mobile Datenkommunikation

Mobilfunk-Standards und Ihre Perspektiven

Der Mobilfunk der dritten Generation hat viele Namen. Was in Deutschland UMTS (Universal Mobile Telecommunications System) heißt, trägt international die Bezeichnung IMT-2000 (International Mobile Telecommunication). Ericsson Consulting beziffert die Kosten für den Aufbau eines UMTS-Netzes mit 6 bis 15 Milliarden Mark. UMTS soll bis 2003 oder 2004 weltweit eingeführt werden und den GSM-Standard (Global System for Mobile Communications) schrittweise ablösen. Während die GSM-Datenübertragung maximale Geschwindigkeiten von 14,4 kbps (Kilobit pro Sekunde) ermöglicht, soll UMTS flächendeckend 384 kbps anbieten. Die maximale Übertragungsrate von etwa 2 000 kbps wird nur stellenweise erreicht werden.

Zunächst wird im bestehenden GSM-Netz der Datenfunkstandard GPRS (General Packet Radio Service) eingeführt. Die Netzbetreiber investieren dafür Jeweils zwischen 100 und 300 Millionen Mark. Ende des Jahres soll der Regelbetrieb beginnen. Im Gegensatz zu GSM ist die Datenkommunikation nicht leitungsvermittelt (dies bedeutet, dass für die Dauer des Gesprächs ein Kanal durchgängig reserviert wird), sondern paketvermittelt: Die Verbindung besteht ständig, es wird aber - wie im Internet - nur dann Leitungskapazität belegt, wenn Daten übertragen werden. Jedes GPRS-Gerät erhält eine IP-Adresse und ist immer sende- und empfangsbereit. Im GPRS-Standard sind bis zu 115 kbps möglich. Da die GSM-Netze aber sehr stark ausgelastet sind, bieten die Netzbetreiber maximal Übertragungen mit 48 kbps an. Als Übergangstechnologie hat der Netzbetreiber E-Plus den Dienst HSCSD (High Speed Circuit Switched Data) eingeführt, der Übertragungsraten bis zu 56 kbps bereitstellt. Weiterentwickelt wird der Dienst aber nicht, auch E-Plus baut einen GPRS-Dienst auf.

Ein anderer Zwischenschritt klingt interessanter: EDGE (Evolved Data for GSM Evolution) funkt auf den GSM-Frequenzen, für den Betrieb ist also keine UMTS-Lizenz nötig. EDGE kann aber im selben Frequenzspektrum mehr Daten übertragen: maximal 384 kbps. Ob EDGE auf dem Weg zu UMTS eingeführt wird, ist bei den meisten Mobilnetzbetreibern noch nicht entschieden. Langfristig gilt UMTS als die technisch beste Option.

Das WAP (Wireless Application Protocol) bleibt der Welt erhalten. Der mobile Übertragungs- und Darstellungs-Standard ist bereits für die paketvermittelte Datenübertragung konzipiert und arbeitet deshalb auch mit GPRS zusammen. Das 3GPP (Third Generation Partnership Project), das auch die Einführung von UMTS koordiniert, erarbeitet derzeit den neuen Standard MExE (Mobile Execution Environment), der die WAP-Standards einschließt und zusätzlich im Mobilgerät eine Java-Plattform vorsieht.

Ein neues Schlagwort im mobilen Computing heißt Ad-Hoc-Networking. Das Konzept sieht - anders als in Mobilfunknetzen - keine zentrale Infrastruktur vor. Statt dessen sollen mobile Endgeräte über kurze Distanzen selbständig Netzwerk-Verbindungen herstellen, zum Beispiel über die drahtlose Sende- und Empfangstechnik Bluetooth. Ein IP-Datenpaket wird über mehrere andere Endgeräte zu einer festen Sende- und Empfangsstation weitergeleitet. Die Infrastrukturkosten wären niedriger als bei Mobilfunknetzen. Ungelöst ist derzeit aber die Sicherstellung von Zugriffsrechten und Datensicherheit. rr@emar.de

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