Gesund werden im Krankenhaus?

 

Mobilfunkmast soll wieder demontiert werden

Kritik im Werkausschuss an Krankenhausleitung und Landrat / „Geschäftsschädigendes Verhalten"

 

Aichach (kpf) Der Mobilfunk-Sendemast auf dem Aichacher Krankenhaus soll wieder abgebaut werden. Dies ist das Ergebnis der gestrigen Werkausschusssitzung. Dabei hagelte es Kritik an den beiden Geschäftsführern Bernhard Brand und Wolfgang Kaltenecker. Ausschussmitglied Sepp Bichler (Unabhängige) sprach von einem „geschäftsschädigenden Verhalten". In der Öffentlichkeit sei der Sendemast auf absolutes Unverständnis gestoßen. „Das Handy muss im Krankenhaus ausgeschaltet werden und obendrauf setzt man einen Masten", schimpfte Bichler. Die öffentliche sehr emotionale Diskussion um derartige Mobilfunkanlagen dürfe doch der Geschäftsleitung nicht entgangen sein.

Kritik übte Bichler auch an Landrat Dr. Theo Körner und seinem Protokollchef Karl-Josef Spieker. Körner habe seit Januar bescheid gewusst, die Ausschüsse des Kreistages aber nicht informiert. Erst durch einen Antrag seiner Fraktionskollegin Eva Ziegler (keine Mobilfunkmasten auf Einrichtungen des Landkreises) sei die Sache ans Tageslicht gekommen.

Dass die Sendeanlage nicht gerade das Image des Krankenhauses fördere, monierte Claudia Eser-Schuberth (Grüne). Auch CSU-Fraktionschef Walter Föllmer und Hansjörg Krazeisen verliehen ihrem Mißfallen Ausdruck, wobei Föllmer auf die schwierige Rechtslage verwies. „Die Unternehmen winken mit dem Geld und die Kommunen wissen nichts davon."

Wie sich im Verlauf der Sitzung herausstellte, hatte die Telekom im Oktober 1999 bei der Krankenhausleitung angeklopft, die angesichts der angespannten Finanzen froh war, die Erlössituation verbessern zu können. Das Ausmaß der emotionalen Betroffenheit in der Öffentlichkeit sei für ihn damals so nicht abschätzbar gewesen, schilderte

Geschäftsführer Wolfgang Kaltenecker. „Es tut mir leid. Wir bitten um Entschuldigung, dass wir nicht gleich informiert haben", räumte Kaltenecker ein. Später legte er ein Messprotokoll von Anfang Mai vor. Demnach war die Strahlung im Krankenhaus selbst, im direkten Umfeld und auch an der Deuringer Straße gemessen worden. In allen Fällen hatte die Messung Werte weit unterhalb der zulässigen Grenznormen ergeben.

Eine sogenannte Standortbescheinigung für die Errichtung des Senders war am 8. August auch im Landratsamt eingegangen, aber als Geschäft der laufenden Verwaltung dem Landrat nicht vorgelegt worden, wie der versicherte. Als er davon erfahren habe, sei er sehr empört gewesen und habe darauf gedrängt, dass sofort etwas unternommen werden müsse. Außerdem muss diese Bescheinigung auch bei der Stadt Aichach eingegangen sein. Reagiert hatte damals niemand.

Reagiert haben inzwischen die Anlieger und Nachbarn. 350 Unterschriften wurden Landrat Theo Körner am Mittwoch ausgehändigt, mit denen ein Abbau der Sendeanlage gefordert wird (wir berichteten).

Ein Teil der gestrigen Beratung wurde hinter verschlossenen Türen geführt, da die Rechtslage nicht unproblematisch ist. Schließlich besteht ein Zehn-Jahres-Vertrag zwischen dem Krankenhaus und der Telekom, aus dem heraus zu kommen nicht einfach sein dürfte.

Das Aichacher Krankenhaus als Standort für eine Mobilfunkeinrichtung ist kein Einzelfall. In Dachau wird das seit Jahren praktiziert. Weitere Beispiele sind Rechts der Isar, die Kliniken Rosenheim und Burghausen sowie das Krankenhaus Eggenfelden. Die Geschäftsleitung des Aichacher Hauses hatte sich also in einem legalen, politisch aber brisanten Rahmen bewegt.
Aichacher Zeitung 2.8.01
www.buergerwelle.de