Mobilfunk
- werden die Krankheitskosten bald explodieren??
Wie wirkt der Mobilfunk auf biologische Systeme??
Eine ernüchternde Zusammenfassung zum Thema von Wolfgang Hingst:
Hirntumore
Handys stehen auch in dringendem Verdacht,
Hirntumore zu erzeugen. Das weiß die Welt spätestens seit einigen spektakulären
Prozessen in den USA. Schon Anfang 1993 klagte David Reynard aus St Petersburg
im US Bundesstaat Florida drei Handy-Herstellerfirmen. Das bereits damals
modische drahtlose Kommunikationsmittel sei schuld am Tod seiner Frau durch
einen Gehirntumor. Der Krebs sei genau hinter dem Ohr entstanden an das seine
Frau das Funktelefon hielt argumentierte Reynard (Der Spiegel stellte in
seiner Nr 6/1993 die bange Frage: ´Kommt der Krebstod drahtlos'). Im selben
Jahr gingen drei weitere Amerikaner mit ähnlichen Vorwürfen zu Gericht. Damals
hatten rund zehn Millionen Amerikaner ein Mobiltunktelefon. In Österreich
besaßen ganze 120 000 Menschen ein solches Gerät
Auch in Großbritannien gibt es seit 1998
einen Fall von Hirntumor, der bei Gericht mit dem Handy-Gebrauch in
Zusammenhang gebracht wird. Eine 27 Jahre alte Frau, Direktorin einer Firma,
ist überzeugt, dass sie ihren Hirntumor vom Mobiltelefonieren bekam (BBC-News,
15 5 1998). Ihr Anwalt, Tom Jones von Thompsons', der größten Kanzlei für
Strafprozesse in Großbritannien, hält den Namen geheim.
Nach dem neuseeländischen Wissenschaftler
Neil J. Cherry - er hat als Umweltanwalt in seiner Heimat schon einige Male die
Aufstellung von Sendemasten verhindert - setzen Benutzer von Mobiltelefonen
ihren Kopf hohen Levels von radiofrequenten Mikrowellen aus. Er verweist auf
zehn Studien, welche die Zunahme von Hirntumoren durch die Bestrahlung durch
Radiofrequenzen und Mikrowellen belegen. Dieser Ansatz, so Cherry, werde auch
durch Erkenntnisse gedeckt, dass elektromagnetische Strahlung im menschlichen
Organismus die Melatonin-Produktion vermindere. Cherry nennt eine Reihe von
Studien
Die jährliche Inzidenz von Hirntumoren und
Tumoren des Zentralnervensystems in Neuseeland lag nach Neil J Cherry in den
Jahren 1992 bis 1996 bei 5,8 für Frauen und 8,6 für Männer auf 100 000
Einwohner. Etwa die Hälfte der Population gebraucht ständig ein Handy. Viele
exponieren ihren Kopf dadurch mit viel höheren Dosen von radiofrequenten
Mikrowellen als Fluglinienpiloten oder Boden- und Bordcrews. Nach zehn Jahren
Handy-Telefonieren steigt die Rate für Hirntumore bereits auf das Drei- bis
Fünffache der normalen Häufigkeit. Das bedeutet allein für Neuseeland 200 bis
300 zusätzliche Hirntumor-Fälle. Die Hirntumor-Inzidenz in West- Australien
wächst ebenfalls parallel mit dem Handy-Gebrauch.
Neil J. Cherry wurde nach der
Veröffentlichung dieser Erkenntnisse von einem australischen Handy-Hersteller
wegen Verleumdung geklagt. Die Firma stützte sich auf ein "Gutachten"
von Michael H. Repacholi, heute Leiter der Arbeitsgruppe für elektromagnetische
Felder der Weltgesundheitsorganisation WHO. Repacholi meinte, die von einem
Handy-Sendemast abgegebene Leistungsflussdichte (siehe die Kapitel
"Strahlende Handys" und "Grenzwerte") entspreche sechs
Glühbirnen. Plaziere man diese in der Nähe einer Schwangeren, könne man auch
nicht von teratogener (den Embryo schädigender) Wirkung sprechen. Cherry sah
sich daraufhin gezwungen, Repacholi zu klagen -und bekam Recht. Der Beginn,
lässt sich denken, einer intimen Gelehrtenfeindschaft (Das zeigte sich auch
beim mittlerweile schon legendären "Workshop" in Wien im Oktober
1998, siehe Kapitel "Die Wiener Deklaration 1998" )
Auch in der Arbeitswelt, in der
elektromagnetische Felder (EMF) eine Rolle spielen, sind Gehirntumore
beobachtet worden, etwa bei Frauen, die mit Kathodenstrahlrohren zu tun haben
(P. Ryan u a , 1992: 20). Der Zusammenhang zwischen Belastung durch EMF in der Arbeitsweit
und Gehirntumoren war schon vorher durch mehrere Studien aufgezeigt worden.
Beim Militär stoßen die Wissenschaftler
ebenfalls immer wieder auf Hirntumore. Die polnische Studie von S. Szmigielski
aus dem Jahr 1996 ist nicht die einzige geblieben. Auch J. K. Grayson legte im
selben Jahr eine einschlägige Untersuchung vor.
Die jüngsten wissenschaftlichen Berichte zum
Thema Hirntumore durch Mobiltelefone bestätigen die Befürchtungen, die schon
seit vielen Jahren durch Erkenntnisse der Arbeitsmedizin und epidemiologischer
Forschungen bekannt sind. Seit der Klage von David Reynard wegen seiner
krebskranken Frau wurde nicht so viel Staub aufgewirbelt wie im Fall zweier im
Mai und Juni 1999 an die Öffentlichkeit gelangter Studien. In beiden Arbeiten
kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass sich ein Gehirntumor bei
Mobiltelefonbenutzern mit großer Wahrscheinlichkeit auf der Seite des Kopfes
entwickelt, wo beim Telefonieren das Handy gehalten wird:
Aufgrund seiner Forschungsergebnisse
empfiehlt Hardell Handy-Benutzern dringend, "kluge Vorsorge" zu
betreiben und Schritte für die Reduktion der Strahlenbelastung zu setzen.
"Nutzen Sie eine Freisprechanlage", ruft er den Handyisten zu,
"ich mach' das immer".
Wolfgang Kostler, Präsident der
Österreichischen Gesellschaft für Onkologie, erklärte mir in einem Interview
zum Thema Hirntumore "Der Mensch von heute ist einer solchen Unzahl von
gepulsten Mikrowellen ausgesetzt, die zu Summationen der Feldstärken außerhalb
und innerhalb des Körpers, speziell aber im Kopfbereich und im sehr stark
verästelten und räumlich stark untergliederten Knochenmark fuhren können. So
ist eine Zunahme der Hirntumore und der leukämischen Erkrankungen in nächster
Zukunft zu erwarten. Geht man einer Hirntumorerkrankung nach und fragt den
Patienten, ob er wusste, wer noch in seiner Umgebung einen Hirntumor entwickelt
hatte, bekommt man nicht selten rasch einige Namen genannt. Nimmt man
anschließend eine Landkarte oder Stadtkarte zur Hand und trägt die Wohnorte der
Betroffenen und gleichzeitig die elektromagnetische Wellen abstrahlenden Sender
der verschiedensten Provenienz (Radar, Fernsehsender, Richtfunkstrecken,
Mobilfunksender) ein, so ergibt sich der Verdacht auf eine Fokussierung der
Hirntumorhäufigkeiten dort, wo auch eine Summation der Feldstärken und der
einstrahlenden Frequenzen gegeben ist".
Die Beobachtungen, so Kostler, wurden
meistens weder beachtet noch in ihrem möglichen Bezug zu technischen Feldern
erfasst. Die an Hirntumor Verstorbenen grabe man ein, und damit sei die
Geschichte scheinbar erledigt und für niemanden mehr interessant. In diesem
Zusammenhang sieht Kostler auch eine von ihm dokumentierte Häufung von
Hirntumoren in einer relativ eng umgrenzbaren Gegend in Niederösterreich,
nördlich von Wien. "Sechs Fälle von Hirntumoren bei Erwachsenen traten
mehr oder weniger gleichzeitig auf." Auch in der Stadt Bremen konnte
Kostler ähnliche Falle recherchieren. "Hier waren drei Ärzte in
unmittelbarer Nahe eines Senders betroffen, die an Hirntumoren erkrankten. Ein
bekannter Wiener Stadtrat soll bis zu seiner Hirntumorerkrankung, so berichten
Menschen aus seiner Umgebung, ebenfalls mehrere Stunden täglich mit seinem
GSM-Handy telefoniert haben".
Angriff auf
die Zelle
Auch Veränderungen von Zellinformationen
konnten krebsfördernd wirken (H Holzinger, 1997:17) Unter Berufung auf
Repacholi (1997) berichtet der Autor von zahlreichen Studien über Eingriffe in
die Zellstruktur und die Zellinformation durch Hochfrequenz-Strahlung. Seit
Anfang dieses Jahrzehnts lagen Untersuchungen vor, die Veränderungen des
Natrium- und Kalium-Ionen-Transports durch die Zellmembran und des
Kalzium-Stromes durch die Zellen aufzeigen. Außerdem habe man einen Einfluss
auf das Wachstum menschlicher Lymphozyten (höhere Effekte bei gepulsten
Feldern) und andere Zellveränderungen nachgewiesen. Holzinger schreibt
"Berichtet wird etwa über Veränderungen des Na+ und
K+Ionentransports durch Zellmembranen, die im Frequenzbereich zwischen 27 MHz
bis 10 GHz bei SAR zwischen 0,2 und 200 W/kg festgestellt wurden (Cleary 1995),
oder des Ca++-Flusses, wobei hier aufgrund sehr unterschiedlicher Ergebnisse
Forschungsbedarf angemahnt wird."
Lebrecht von Klitzing schreibt "Es
waren durchaus auch direkte Eingriffe in die Regulation der Membranaktivität
über die lonenkanäle möglich, zumal die Schaltfrequenzen an diesen Kanälen im
selben Frequenzbereich liegen wie die niederfrequente 217-Hz-Pulsung des
Telekommunikationsnetzes nach GSM-Standard" (zit. nach H -U Jakob, 1999).
Wie heiß dieser Forschungssektor umkämpft
ist, zeigt ein Bericht von Tanya Schevitz vom 23 Juli 1999 für den San
Francisco Chronicle. Die Redakteurin berichtet über Vorwürfe gegenüber
Robert P Liburdy, Wissenschaftler am renommierten Lawrence Berkeley National
Laboratory, er habe in Studien 1992 falsche Daten eingesetzt. Liburdy, der
keine Forschungsgelder mehr bekam und seine Zusammenarbeit mit dem Laboratorium
daher auflöste, hatte in mehreren Studien den Nachweis geführt, dass eine
Verbindung zwischen elektromagnetischer Strahlung und Kalzium-Strom besteht,
der wichtige Zellfunktionen einschließlich der An- und Ausschaltung von Genen
und der Zellteilung steuert.
Die Ergebnisse der Studien lieferten
erstmals ein plausibles biologisches Modell zur Krebsentstehung und anderer
Erkrankungen durch elektromagnetische Felder. Liburdy veröffentlichte sie 1992
in angesehenen wissenschaftlichen Journalen, den Annals of the New York
Academy of Sciences und den FEBS Letters (FEBS = Federation of
European Biochemical Societies).
Liburdy sei dann 1994 von einer anonymen
Person verpfiffen worden. Der Wissenschaftler antwortete auf die Vorwürfe
"Meine wissenschaftlichen Ergebnisse sind nicht falsch. Meine Kritiker
hatten nur an der Art, wie ich sie in Grafiken umsetzte, etwas auszusetzen. Sie
sagen auch nicht, dass die Daten falsch seien. Sie sprechen nur von der
Interpretation der Daten".
Drei unabhängige Forscher untersuchten den
Fall und erklärten, dass Liburdys wissenschaftliche Schlussfolgerungen
einwandfrei seien. Einer von ihnen, Richard Nuccitelli, Professor für
Molekular- und Zellularbiologie der Universität von Kalifornien in Davis,
nannte die ganze Kontroverse schlicht "crazy". Verrückt ist es in der
Tat, wenn Wissenschaftler mit solchen Methoden mundtot gemacht werden sollen.
Der österreichische Wissenschaftler Helmut
Bednar (Universität für Bodenkultur) misst dem Einfluss von EMF auf den
Kalzium-Strom große Bedeutung zu. "Bei bestimmten Feldstärken konnten
signifikante Wirkungen erzielt werden, während höhere und niedere elektromagnetische
Felder keine signifikanten Wirkungen auf biologische Systeme aufwiesen. Dafür
liegen zahlreiche Untersuchungen mit tierischen Zellen vor, die einen
signifikanten Einfluss auf den Kalzium-Efflux unter bestimmten Feldeinwirkungen
nachweisen" (H Bednar, in P C Mayer-Tasch, B M Malunat, 1995 ,188 f).
Typische Aussage dazu im
"Weißbuch" des Forums Mobilkommunikation: "Der Einfluss schwach
frequenter Felder auf den Kalziumstrom der untersuchten Zellen - ein
wesentlicher Signalweg - ist 'vernachlässigbar'. " Wenn für den Mobilfunk
negative Forschungsergebnisse vorgelegt werden, so hat man den Eindruck, wird
von den Netzbetreibern immer das gleiche Vokabular bemüht: vernachlässigbar,
selten, realitätsfremde Versuchsanordnung, psychosomatische Beschwerden, nicht
signifikant, nicht reproduziert.
Mitunter wird bezweifelt, ob
nichtionisierende Strahlung überhaupt in die Zelle eindringen kann. Das steht
aber in direktem Widerspruch zu den Experimenten der Gentechniker: Sie
verwenden Mikrowellenimpulse, um Zellmembranen zu öffnen und fremde Gene in die
DNS einzuschleusen.
Außerdem wird übersehen, dass
Synergie-Effekte zwischen Hochfrequenz-Strahlung, zelltoxischen Stoffen sowie
kanzerogenen Chemikalien und physikalischen Krebswirkungen anzunehmen sind.
Darüber haben A. Maes und einige Kollegen in einer 1996 veröffentlichten Studie
über die Erhöhung der Mutagenität von Mitomycin (ein zytostatisch wirksames
Antibiotikum) durch Hochfrequenz-Strahlung von 954 MHz berichtet. Weiters
liegen Studien über die Beeinträchtigung der Blut-Him-Schranke vor. Über die
negative Wirkung auf den Melatonin-Stoffwechsel wird im Kapitel
"Melatonin-Mangel: Schlüssel zur Krebsentstehung" ausführlich
referiert.
Dazu der Wiener Arzt Wolfgang Köstler:
"Der Mobilfunk ist in einem Bereich impulsgetaktet, der als mechanischer
Resonanzbereich der Blutgefäßwände gilt. Mir ist ein Fall eines Patienten
(Geschäftsmann in der Elektronikbranche) bekannt, der täglich über viele
Stunden mit seinem GSM-Handy beruflich telefonierte und, obwohl noch sehr jung
an Jahren, plötzlich die Zeichen eines Schlaganfalles mit Halbseitenläsion
zeigte. Er wurde auf eine neurologische Spezialstation eingeliefert, wo man
aber kein Substrat für diesen Schlaganfall im Sinn eines Gefäßverschlusses oder
einer Blutung - weder im Computertomographen noch in der Magnetresonanz (MRI)
des Gehirns - finden konnte. Erst nach Wochen bildeten sich die Symptome
langsam wieder zurück. Der Betroffene konnte für sich selbst den Zusammenhang
zwischen einem stundenlangen Telefonieren mit seinem Handy und dem Schlaganfall
herstellen ... Es ist auch bekannt, dass gepulste Mikrowellen zu einem Anstieg
des Fibrinogenspiegels im Blut führen, was zu einer erhöhten Gerinnungsneigung
des Blutes führt."
Schlafstörungen
30 Meter entfernt vom Schlafzimmer der
Wohnung von Günther Roth und seiner Frau wurde vor drei Jahren eine
Mobilfunk-Basisstation errichtet. Günther Roth in einem Telefonat mit mir:
"Um fünf Uhr früh waren wir schon auf 180, konnten nicht mehr einschlafen.
Drei Monate, nachdem der Mast aufgestellt war, fing es an."
Seit Anfang 1999 können die Roths wieder
schlafen. Der Sender wurde im September 1998 abgeschaltet. Alles Einbildung?
Günther Rom ist kein gewöhnlicher Sterblicher. Er ist Universitätsprofessor und
Dekan der juridischen Fakultät der Universität Innsbruck. Er besprach das mit
einem Physiker. Der sagte:
"Ich habe alles nachgerechnet. Es kann
nichts sein." Was hat er nachgerechnet? Ob die Grenzwerte eingehalten
wurden? Den Abstand zum Sender? Kennt er die ganze Bibliothek von Studien und
Literatur, die mittlerweile zum Thema elektromagnetische Strahlung vorliegen?
Faktum: Der Dekan ist verunsichert, auch wenn er jetzt wieder schlafen kann. Am
21. April 1999 nahm er an der Podiumsdiskussion zum Thema "Mobiltelefon -
die totale Kommunikation. Diskussion möglicher Ängste und Risiken" teil
und hielt ein Impulsreferat über juridische Aspekte. Tenor: "Das
Telekommunikationsgesetz sieht keine Parteienstellung vor... Es wird dem
Gesetzgeber empfohlen, diesen Zustand zu ändern und den Betroffenen ein
Anhörungsrecht zuzubilligen" (zit. aus P. Brunner, 1999).
Dass Mobilfunkstrahlung das Schlafverhalten
verändert, berichten nicht nur Betroffene sonder Zahl. Auch wissenschaftliche
Studien belegen das deutlich (siehe z.B. Kapitel "Von Fall zu Fall").
Klaus Mann und Joachim Röschke von der Psychiatrischen Klinik der Universität
Mainz haben 1996 an Probanden nachgewiesen, dass nach dem GSM-Standard (217 Hz)
gepulste 900-MHz-Strahlung zu einer teilweisen Unterdrückung der
REM-Schlafphasen führt. REM steht für Rapid Eye Movements, weil sich in dieser
Phase die Augen unter den geschlossenen Lidern rasch und zuckend bewegen. Die
REM-Phase ist die für die Verarbeitung der Tageseindrücke und die Vernetzung
von Informationen im Gehirn so wichtige Traumschlafzeit, also auch eine für die
psychische Gesundheit enorm wichtige Periode. Die REM-Phasen wechseln mehrmals
pro Nacht mit Tiefschlafphasen ab.
Klaus Mann und Joachim Röschke konnten
zeigen, dass in Summe der Anteil des REM-Schlafes unter der Einwirkung der
Felder von 17 auf 14% zurückging. 14 männliche Probanden zwischen 21 und 34
Jahren nahmen an der Studie teil. Ein digitales Funktelefon wurde am Kopfende
des Bettes in einem Abstand von 40 Zentimetern zum Scheitelpunkt des Kopfes
installiert. Die Feldintensität war so schwach (0,05 mW/cm2), dass
keine thermischen Wirkungen auftreten konnten. (Der Grenzwert der
Leistungsdichte liegt bei 0,6 mW/cm2.) Die Gehirnaktivität während
des Schlafs wurde mit einem EEG aufgezeichnet, in zwei Nächten, jeweils zwischen
23.00 und 7.00 Uhr. In der einen Nacht war das Handy eingeschaltet, in der
anderen nicht - natürlich ohne dass die Probanden das wussten.
Zugleich stellten die Wissenschaftler eine
seltsame Wirkung der Handy-Strahlung fest. Sie erzeugte eine hypnotische
Wirkung, die das Einschlafen beschleunigte. Resümee von Klaus Mann und Joachim
Röschke: "Schlaf ist ein komplexer, zentralnervös gesteuerter
physiologischer Prozess, der sehr empfindlich auf äußere Einflüsse reagiert und
von großer Bedeutung für die Gesundheit und das Wohlbefinden ist. Damit können
eventuell auftretende Veränderungen des Schlafes unter dem Einfluss
elektromagnetischer Felder Hinweise auf mögliche Wechselwirkungen mit dem
menschlichen Organismus geben."
Der deutsche Arzt Hans-Christoph Scheiner
aus München (1998; Risiko Mobilfunk, 1999:5.3.3) stellt die Frage in den Raum,
ob "Handys bzw. Mobilfunksender womöglich als 'psychotrope' Faktoren
anzusehen sind, die auf unsere Psyche ähnlich wirken wie etwa Drogen oder
Psychopharmaka". Unter diesem Aspekt, deponiert Scheiner, wäre "die
vielfältige Zunahme von Panikattacken, Neurosen und Psychosen neu zu
diskutieren". Dass hier mehr geforscht werden muss, ist wohl unbestritten.
Klaus Mann und Joachim Röschke haben
zusammen mit anderen Kollegen 1998 eine weitere Arbeit über die Effekte von
gepulster Hochfrequenz-Strahlung elektromagnetischer Felder auf das
neuroendokrine System vorgelegt. Stück für Stück, Mosaikstein für Mosaikstein
ergibt sich so ein Bild der Einflüsse des Mobilfunksystems auf das menschliche
Gehirn, das auch die Betreiber nicht länger leugnen können.
Im FMK-"Weißbuch" (1998,6.2)
werden die Schlaf versuche an der Universität Mainz aus der Perspektive der
Netzbetreiber und Handy-Erzeuger sowie des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie
so kommentiert: "Andere Wissenschaftler stellen zu Recht fest, dass die
Leistung des verwendeten Mobilfunkgerätes mit 8 Watt jenseits der Wirklichkeit
liege: In Österreich senden GSM900-Handys mit 20 mW (Milliwatt) bis 2 Watt. Das
sind jedoch Spitzenwerte; im Mittel wird nur mit einem Achtel davon gesendet.
GSM1800-Mobiltelefone sind mit l Watt Spitzenleistung begrenzt. Zudem habe man
die Versuchspersonen dem elektromagnetischen Feld acht Stunden ausgesetzt, was
ebenfalls nicht der Praxis entspreche. Niemand telefoniere so lange."
Und: "Die Verfasser haben diese
Einwände zum Anlass genommen, ihre Versuchsreihe unter veränderten, drastisch
erhöhten Feldstärken zu wiederholen, und danach festgestellt, dass es im neuen
Design zu keiner statistisch signifikanten Verkürzung der Einschlafphase und zu
keinem Effekt der Unterdrückung des REM-Schlafes kommt."
Wie so oft, steht auch in diesem Fall im
FMK-"Weißbuch" nur die Hälfte -und die ist oft unrichtig. Es gab
tatsächlich eine Folgeuntersuchung mit geänderten Versuchsbedingungen. So wurde
z.B. die Strahlungsdichte von 0,5 auf 0,2 W/m2 gesenkt (Grenzwert
WHO/Österreich für 900-MHz-Felder: 6 W/m2, Deutschland: 4,5 W/m2).
Die neue Studie wurde übrigens von der Deutschen Telekom, also einem
Netzbetreiber, gesponsert (H. Holzinger, 1998:17). Die REM-Schlaf-Phase war
diesmal von rund 100 auf 95 Minuten verkürzt. Schlussfolgerung der Autoren:
"Wir glauben daher, dass die Ergebnisse der Folgestudie nicht im
Widerspruch zu jenen der ersten Studie stehen" (P. Wagner u.a., 1998:202).
Die Ergebnisse, so die Autoren, stimmten auch mit anderen Studien überein, die
eine Veränderung des Schlafverhaltens durch elektromagnetische Felder
festgestellt hätten. Zitiert werden Arbeiten von M. Reite u.a. (1994) und
R.Sandyk u.a.(1992).
Gestörter
Herztakt, der Blutdruck steigt
Jeder zweite Handy-Benutzer klagt über
Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System, Müdigkeit und Kopfweh (siehe
WTR-Studie im Kapitel "Verwirrte Hirnströme"). Elektromagnetische
Strahlung innerhalb der Handy-Bandbreiten stört offenbar nicht nur die Hirn-,
sondern auch die Herzfunktionen. Als Hauptproblem wird die Pulsung des
GSM-Signals betrachtet, dessen 217-Hz-Frequenz nahe an der Gehirn- und
Herzfrequenz liegt (Katalyse, 1997:135).
Ein normales Herz schlägt nicht wie eine
Quarzuhr oder ein Metronom, also rein mechanisch. Ein gesunder Herzschlag
schwankt um eine mittlere Frequenz. Er ist also variabel. Durch den Einfluss
des Sympathikus wird die Herzfrequenz beschleunigt, durch den Parasympathikus
verlangsamt. Schon Ende der 70er Jahre wurde nachgewiesen, dass eine
verminderte Variabilität der Herzfrequenz bei Patienten, die einen Herzinfarkt
erlitten haben, mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden ist.
Zu den Störungen der
Herzfrequenzvariabilität (HRV) kommt es durch Störungen im Bereich des
vegetativen Nervensystems. Eine Unterstimulation des Parasympathikus führt zu
einem HRV-Abfall bei verschiedenen Herzerkrankungen wie Herzinfarkt, Schäden an
den Herzkranzgefäßen und Bluthochdruck. Dafür kommen verschiedene Ursachen in
Frage, unter anderem auch einige Medikamente. Nach der 1998 in der Zeitschrift Bioelectromagnetics
veröffentlichten Untersuchung einer Arbeitsgruppe (Antonio Sastre, Mary Cook
und Charles Graham) des Midwest-Forschungsinstituts in Kansas City (USA) können
auch EMF zu diesen Ursachen zählen. Ergebnis der Studie: Die normale
Variabilität der Herzfrequenz wird bei gesunden jungen Männern durch
intermittierende niederfrequente elektromagnetische Felder von 20 Mikrotesla
vermindert (F. Grotenhermen, 1998).
Eine Studie der Neurologischen Klinik der
Universität Freiburg kommt zu dem Ergebnis, dass elektromagnetische Felder von
Mobiltelefonen in der Lage sind, den Blutdruck zu erhöhen. Die Arbeit stammt
von S. Braune und Mitarbeitern. Verwendet wurden Mobiltelefone der GSM-Klasse
900 MHz, 2 Watt, gepulst mit 217 Hz. Die Versuchspersonen waren sieben gesunde
Männer und drei gesunde Frauen im Alter zwischen 26 und 36 Jahren. Der Einfluss
der EMF auf den Blutdruck war signifikant: Sowohl der systolische wie der
diastolische Blutdruck stiegen unter dem Einfluss der Felder an (S. Braune
u.a., 1998: l .857).
Die von der Arbeitsgruppe verwendeten Felder
lagen zwischen 0, l und 0,4 Hz. Da bekannt ist, dass eine verminderte HRV mit
einem erhöhten Risiko für schwere Herzrhythmusstörungen und für den plötzlichen
Herztod Hand in Hand geht, müssen also auch in diesem Fall die Alarmglocken
läuten. Peinlich für Netzbetreiber und Handy-Hersteller, dass die Studie in
Zusammenarbeit mit dem Technologiezentrum der Deutschen Telekom AG in Darmstadt
erstellt wurde.
Aufs Auge
gedrückt
"Die gesundheitsschädliche Wärmewirkung
von Handys auf den menschlichen Kopf ist möglicherweise stärker als bisher
angenommen." Das meldete das Konsumentenmagazin Öko-Test in seiner
Nummer 10 des Jahres 1997. Der Artikel bezog sich auf erste Berechnungen von
Professor Thomas Weiland von der Abteilung Elektromagnetische Felder an der
Technischen Hochschule Darmstadt. Schon länger ist bekannt, dass die
Hochfrequenz-Strahlung der Handys Körpergewebe aufheizen kann. Das ist vor
allem für schlecht durchblutete Organe wie das Auge oder die Hoden gefährlich,
weil sie wenig Möglichkeit zum Temperaturausgleich haben. Auge, Hodengewebe und
Spermatozoen sind gegenüber Hochfrequenz-Bestrahlung am empfindlichsten. Die
Bestrahlung durch Mikrowellen kann zur Sterilität führen (Katalyse, 1997:89).
Je häufiger ein Handy benutzt wird, so das Öko-Test-Magazin,
desto größer sei die Gefahr der Trübung der Augenlinse, sprich: von grauem
Star. Die erforderliche Leistungsflussdichte für nicht mehr rückgängig zu
machende Schäden liegt allerdings relativ hoch (Katalyse, 1997:89): bei 80 bis
150 mW/cm2 (entspricht ca. 100 W/kg) für Linsentrübung und Katarakt
(grauer Star) - Expositionszeit eine Stunde, Frequenz 2-10 GHz - und 30 mW/cm2
für Hornhautschäden (ab 35 GHz).
An der Technischen Universität Graz konnte
man das zwar nicht einmal bei ungünstigsten Konstellationen eines
Mikrowellenherdes feststellen (N. Leitgeb, K. Tropper, 1993:17). Doch bereits
1985 bis 1988 wies Kues im Tierversuch nach, dass es auch unter diesen Werten
zu mikroskopischen Veränderungen von Augenlinse und Hornhaut kommen kann,
nämlich bei SAR-Werten von 6,3 W/kg (3 Tage, jeweils 4 Stunden). Dazu heißt es
im von der Katalyse Köln herausgegebenen Buch "Elektrosmog":
"Beim kopfnahen Betrieb leistungsstarker Mobiltelefone können durchaus
derart hohe Leistungsflussdichten auftreten und sich über 'hot-spot'-Effekte
verstärken, so dass irreversible Augenschäden nicht ausgeschlossen werden können"
(Katalyse, 1997:89).
Professor Weiland hat ein Computersystem
entwickelt, mit dem sich die Feldverteilung im menschlichen Organismus beim
Mobiltelefonieren genauer als bisher wiedergeben lässt. Diese neue Methode ist
den Experimenten mit Dummys - menschlichen Kunstköpfen, die das Innere eines
Schädels mit Sensoren simulieren - weit überlegen. Das Computerprogramm
berücksichtigt so komplizierte Systeme wie die inneren Strukturen des Kopfes
und die unterschiedliche Gewebedichte.
Die neueste Meldung über Augen und Handy kommt
aus England: Brillen mit Metallfassung erhöhen bei Mobiltelefonierern die
Strahlung im Umkreis der Augen um 20%. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung
des Nationalen Physikalischen Laboratoriums in Middlesex. "Das Metall
fungiert als Leiter und steuert die Strahlung in die Umgebung der Augen, die
gegenüber Mikrowellen besonders empfindlich ist. In England warnt man die
Mobiltelefonierer vor Augen- und Hirnschäden" (Miljö Aktuellt, Nr.
5, 23. 6. 1999).
(Quelle: Wolfgang Hingst,
Handy-Fieber, Wien 1999, S. 116 ff.)