Fernsehsendung REPORT vom 21.8.2000

Missbildungen durch Mobilfunk:
Ärzte fordern niedrigere Grenzwerte
Wissenschaftliche Versuche belegen Schädigung

Die Grenzwerte für die elektromagnetische Strahlung des Mobilfunks sind viel zu hoch. Immer mehr wissenschaftliche Studien weisen auch weit unterhalb dieser Werte auf Gesundheitsschäden hin. So berichtete das ARD-Fernsehmagazin 'Report' am 21. August 2000: Mehr als 40 internationale Forschungen geben Hinweise auf biologische Probleme, z.B. Hirnschäden bei Tieren, Erbgutveränderungen beim Menschen oder Krebs bei Mäusen.

Die Bundesärztekammer erwartet vom Bundesamt für Strahlenschutz eine drastische Senkung der zur Zeit gültigen Grenzwerte. Prof. Dr. Heyo Eckel, Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit und Umwelt in der Ärztekammer: "Es gibt gewichtige Hinweise für Schäden durch Mobilfunkstrahlung. Ich halte es für sorglos, wenn man an den bestehenden Grenzwerten festhält. Die Behörden werden von uns dringend aufgefordert, sich mit den wissenschaftlichen Ergebnissen, und es handelt sich um seriöse Forschungen, das sei hier betont, auseinanderzusetzen."

Report: "Eine neue Studie birgt Brisantes. Tiermediziner untersuchten Bauernhöfe in Bayern und Hessen." Es ging um Höfe mit Mobilfunkbelastungen und ohne. "Das erschreckende Ergebnis: Auf den Höfen mit Sendern in der Nähe gibt es eindeutig mehr Missbildungen. Und die Tiere verhalten sich anders. Uns liegen Teilergebnisse der Studie vor, sie soll im Herbst auf der Tiermedizinertagung in Freiburg vorgestellt werden."

Diese aktuelle Studie im Auftrag des bayerischen Umweltministeriums bestätigt vorangegangene Untersuchungen der letzten Jahre, bei denen im Mobilfunkeinfluss ebenfalls Missbildungen, Fehlgeburten, Verhaltensstörungen und die Verringerung der Milchleistung festgestellt wurden. Immer mehr Landwirte melden sich und bestätigen die Beobachtung: Mit dem Errichten neuer Mobilfunkstationen in der Nähe ihrer Höfe kamen zeitgleich die Probleme beim Vieh.

Dr. Jutta Brix vom Bundesamt für Strahlenschutz: "Bei Einhaltung der Grenzwerte sind Gefährdungen ausgeschlossen. Bei Werten, die um den Faktor 100 bis 1000 unter den Limits liegen, sahen wir keinen Anlass, weiter nach einer Kausalität zu suchen."

Weltweit fordern Experten die Senkung der Grenzwerte. So auch im Juni auf dem Mobilfunkkongress in Salzburg. Die Stadt und das Land Salzburg haben schon durchgesetzt, dass bei ihnen ein zehntausendfach niedrigerer Wert zur Anwendung kommt.

Strahlenexperte Prof. Günter Käs von der Bundeswehruniversität in München: "Unsere gegenwärtigen Grenzwerte sind völlig unzureichend, weil sie sich nur an Wärmeentwicklungen orientieren. Das heißt, es wird versucht, eine Überhitzung des Gewebes zu vermeiden. Alle anderen biologischen Effekte, die mit Wärme nichts zu tun haben und bei viel geringeren Intensitäten stattfinden, werden einfach außer Acht gelassen."

Derweil kommen mit den UMTS-Lizenzen neben den bestehenden zigtausend Mobilfunksendern weitere 60.000 hinzu. Report: "Die Versteigerung der neuen UMTS-Mobilfunklizenzen spielte 100 Milliarden Mark in die Bundeskasse. Die Konzerne feiern ihre neue Mobilfunkgeneration. Forschung über gesundheitliche Risiken? Bisher Fehlanzeige. Schon mit einem Bruchteil der UMTS-Milliarden wären fundierte Untersuchungen der Strahlenbelastung zu finanzieren."

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Hier ist der Original-Ton der Sendung:
...O-Ton, Adelheid Nixon, Bürgerinitiative gegen Mobilfunk:
»Nach den ganzen Informationen, die wir jetzt in dieser kurzen Zeit zusammengetragen haben, kann ich einfach nicht anders denken als wie, dass es gefährlich ist. Es ist gefährlich, ich habe ein kleines Kind mit fünf Jahren. Ich möchte mein Kind nicht diesen Strahlen aussetzen.«

Proteste gegen die Antennen im ganzen Land. Doch sind die Strahlen wirklich eine Gefahr?

O-Ton, Jutta Brix, Bundesamt für Strahlenschutz:
»Also nach heutigem wissenschaftlichen Kenntnisstand sind bei Einhaltung der national wie auch international empfohlenen Grenzwerte, und diese enthalten ein hohes Schutzniveau, gesundheitliche Gefährdungen
auszuschließen.«

Das stimmt nicht, sagt Josef Altenweger, Bauer im bayerischen Schnaitsee. Direkt neben seinem Hof ein Sendemast. Anfang der 90er Jahre wurde der mit Mobilfunk bestückt. Dazu kam ein weiterer Mobilfunkmast. Seitdem klagen Bauer Altenweger und die Nachbarn über Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Alles nur Einbildung, könnte man sagen. Doch da sind noch die Kühe.

O-Ton, Josef Altenweger, Landwirt:
»Ungefähr 1993 habe ich das erste Mal im Stall gemerkt, dass die Tiere sich nicht mehr normal verhalten wie eigentlich früher. Dann habe ich gesagt, da muss irgendwas los sein. Weil die Milchleistung ist gefallen, die
Kalbungen waren nicht mehr normal. Es waren Fehlgeburten dabei, viele Missbildungen. Dann habe ich gesagt, ich muss das dem Veterinärtierarzt melden.«

Der amtliche Tierarzt untersucht Stall, Tiere und Futter. Er findet nichts, was die Fehlgeburten, Missbildungen und Verhaltensstörungen erklären könnte. Er vermutet einen Zusammenhang mit der Mobilfunkstrahlung. Der Amtstierarzt macht Videoaufnahmen von den Verhaltensstörungen. Professor Wolfgang Löscher von der Tierärztlichen Hochschule in Hannover analysiert und veröffentlicht die Auffälligkeiten von Schnaitsee. Daraufhin melden sich Landwirte aus ganz Deutschland mit ähnlichen Fällen.

O-Ton, Prof. Wolfgang Löscher, Tierärztliche Hochschule Hannover:
»...so dass sich eigentlich diese erste Beobachtung bestätigte durch Beobachtungen in anderen Betrieben. Und auch hier wieder auffiel der zeitliche Zusammenhang zwischen dem Errichten von Mobilfunksendern und dem erstmaligen Auftreten dieser Störungen in ansonsten gesunden Betrieben.«

In Schnaitsee macht das Bundesamt für Strahlenschutz Messungen und gibt Entwarnung. Die Strahlung weit unter den Grenzwerten. Also kein Zusammenhang zwischen der Mobilfunkanlage und den kranken Rindern.

O-Ton, Jutta Brix, Bundesamt für Strahlenschutz:
»Bei Werten die um Faktor 100 oder 1000 unterhalb der Limits liegen, sahen wir keinen Anlass, hier weiter nach einer Kausalität zu suchen.«

Doch die Grenzwerte, an denen sich das Bundesamt orientiert, taugen nichts. Das sagen immer mehr Fachleute wie auch Messtechnikexperte Professor Günter Käs.

O-Ton, Prof. Günter Käs, Universität der Bundeswehr München:
»Unsere gegenwärtigen Grenzwerte sind deswegen völlig unzureichend, weil sie sich nur an Wärmewirkungen orientieren. Das heißt, es wird versucht, eine Überhitzung des Gewebes zu vermeiden. Alle anderen biologischen Effekte, die mit Wärmewirkungen nichts zu tun haben und bei sehr viel geringeren Intensitäten stattfinden, werden dabei außer Acht gelassen.«

Bestätigung vor drei Wochen in Salzburg auf einem internationalen Mobilfunkkongress. Über 40 Studien geben Hinweise: Mobilfunkstrahlung kann auch weit unterhalb der bestehenden Grenzwerte wirken. In Versuchen kam es zu Hirnschäden bei Tieren, DNA-, also Erbgutveränderungen in der menschlichen Zellen, Tumorwachstum und Krebs bei Mäusen. Die Konferenz fordert in einer Resolution drastische Senkung des Grenzwertes.
Unterzeichnet wurde die Resolution auch von der bundesdeutschen Ärztekammer. Ihre Konsequenz aus den vorliegenden Studien:

O-Ton, Prof. Heyo Eckel, Bundesärztekammer:
»... dass wir präventiv aus Vorsorge für die Bevölkerung eben hier auf eine deutliche Verminderung des Grenzwertes dringen.«

Frage: Ist es nicht fahrlässig von Seiten des Bundesamtes für Strahlenschutz, an den gegenwärtigen Grenzwerten festzuhalten?

O-Ton, Prof. Heyo Eckel, Bundesärztekammer:
»Ich halte das für sorglos, ja, wenn man daran festhält. Und sie werden von uns dringend aufgefordert, sich mit den wissenschaftlichen Ergebnissen, und es handelt sich um seriöse wissenschaftliche Ergebnisse, das sei hier betont, auseinanderzusetzen.«

Und nicht nur damit. Die von den staatlichen Strahlenschützern zur Seite gelegte Akte Schnaitsee muss wohl wieder geöffnet werden. Denn eine gerade fertiggestellte Studie birgt Brisantes. Zwei Jahre lang untersuchten Tiermediziner Bauernhöfe in Bayern und Hessen. Höfe mit und ohne Mobilfunkbelastung. Mit erschreckendem Ergebnis: Auf den Höfen mit Mobilfunkbelastung eindeutig mehr Missbildungen. Und die Tiere verhalten sich anders. Sie zeigen Störungen im Weide-, Fress- und Liegeverhalten. REPORT Mainz liegen Teilergebnisse der Studie vor - eingereicht für eine Tiermedizinertagung in Freiburg. Das Fazit der Wissenschaftler: Die Ergebnisse weisen auf...

ZITAT:
»...Zusammenhänge zwischen Strahlenexposition und Verhalten hin. Es wird vermutet, dass die Strahlenwirkung einer chronischen Stressbelastung ähnelt.«

Unglaublich - im Bundesamt für Strahlenschutz weiß man gar nicht von der sogenannten Schnaitsee-Studie.

O-Ton, Jutta Brix, Bundesamt für Strahlenschutz:
»Von unserer Seite ist der Fall abgehakt. Die Messdaten wurden von unserer Seite aus strahlenhygienisch bewertet.«

Risiko Mobilfunk abgehakt? Besser nicht. Die neue Studie spricht für dringenden Klärungsbedarf. Doch statt dessen: Die Konzerne feiern schon ihre neue Mobilfunkgeneration. Forschung über mögliche gesundheitliche Risiken von UMTS - bislang Fehlanzeige...


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